Mission Arktis
Eine weitere Gestalt zwängte sich gerade durch den freigeschmolzenen Gang. »Ich dachte, wir kommen zu Ihnen rüber!«
»Der Plan hat sich geändert«, erwiderte sie und blickte in die Runde. »Sieht aus, als wäre es hier sicherer als da drin.«
Wie um ihre Bemerkung zu bestätigen, hallte in diesem Moment von der anderen Seite eine Gewehrsalve herüber, und man hörte, wie die Kugeln vom Metall abprallten.
Die nächste Gestalt schüttelte ihre Decke ab. Es war Craig, der gleich der nächsten Person half. »Ich möchte ja nicht abgedroschen klingen, aber die Russen kommen!«
Vier weitere Leute drängelten sich in die Höhle: drei Männer und eine Frau. Alle mit ängstlichen Gesichtern.
Bane wuselte zwischen ihren Beinen herum und beschnüffelte sie.
Der Älteste der neuen Gruppe sagte zu Craig: »Die Russen schießen auf die Tür.«
»Wahrscheinlich wollen sie uns dort festnageln, bis Nachschub eintrifft, und der ist sicher schon unterwegs«, erwiderte Craig.
Kowalski deutete auf den Spalt. »Angesichts dessen, was hier draußen ist, würde ich sagen, wir gehen lieber da rein und schwenken die weiße Fahne.«
»Der Tod lauert auf beiden Seiten«, antwortete Craig mit einem Kopfschütteln. »Und hier haben wir wenigstens genug Feuerkraft, um den Grendeln zu begegnen.« Damit zog er etwas aus der Tasche – eine mit einer dunkelgelben Flüssigkeit gefüllte Wodkaflasche. Im Hals steckte ein zusammengeknülltes Stück Stoff. »Wir haben zehn davon. Wenn eure Leuchtkugeln die Grendel abgehalten haben, dann müssten es unsere selbst gemachten MolotowCocktails eigentlich auch schaffen.«
»Und dann?«, fragte Jenny.
»Machen wir, dass wir hier rauskommen«, antwortete Craig. »Durch den Lüftungsschacht.«
»Und ich hatte es mir gerade so richtig gemütlich gemacht«, beklagte sich Kowalski.
Aber Jenny schüttelte energisch den Kopf. Der Plan war ihr zu verwegen. »Wenn wir uns da draußen verstecken, erfrieren wir. Der Blizzard hat noch nicht aufgehört.«
»Wir werden uns nicht verstecken«, entgegnete Craig. »Wir schlagen uns zu den geparkten Fahrzeugen durch und sehen zu, dass wir Omega erreichen.«
»Aber die Russen …«
»Omega ist von einem DeltaForceTeam befreit worden«, unterbrach Amanda. »Wir versuchen, einen Evakuierungspunkt zu erreichen.«
Kowalski verdrehte die Augen. »Ist ja toll! Wir fliehen aus der verdammten Station, kurz bevor sie sowieso von den Special Forces befreit wird. An unserem Timing müssen wir echt noch arbeiten.«
Endlich fand auch Jenny die Sprache wieder. »Woher wissen Sie das alles?«
Amanda deutete mit dem Daumen auf Craig. »Ihr Freund hier gehört zur CIA. Er ist der Controller des DeltaForceTeams.«
»Was?« Überrascht drehte sich Jenny zu Craig um.
Ihre Blicke trafen sich, als schon wieder Schüsse von jenseits des Durchgangs zu hören waren. »Wir müssen los«, sagte Craig. »Finden wir diesen Lüftungsschacht.«
Aber Jenny blieb wie angewurzelt stehen. Sie musste die ganzen neuen Informationen erst einmal verdauen. »Was geht hier eigentlich vor?«
»Das erkläre ich Ihnen später. Jetzt haben wir keine Zeit dafür.« Craig berührte ihren Arm und fügte etwas sanfter hinzu: »Es tut mir wirklich Leid. Ich wollte Sie nicht in all das mit hineinziehen.«
Doch dann schlüpfte er rasch an ihr vorbei, zündete den ersten MolotowCocktail mit einem Feuerzeug an und ging zum Höhleneingang. Von dort schleuderte er die Flasche in hohem Bogen in den Tunnel hinunter.
Eine heftige Explosion folgte, die sich im Gang ausbreitete. Jenny erhaschte einen kurzen Blick auf das mächtige Tier von vorhin, wie es um eine Tunnelbiegung verschwand.
»Gehen wir«, sagte Craig und machte sich auf den Weg in das Inferno. »Wir haben nicht viel Zeit.«
16:28 Uhr
Beladen mit der aus dem Waffenarsenal geklauten Ausrüstung, kletterte Matt auf die Wandleiter und stieg hinter Greer hinauf. Am oberen Ende kauerte bereits Commander Bratt im Licht einer MilitärStablampe, die ihm um den Hals hing. Der Commander half Greer von der Leiter und in den Tunnel hinein.
Im Hochklettern warf Matt einen Blick zurück. Washburn stand mit gehobener Waffe Wache an den beiden Tunneln, die in die Servicekammer mündeten. Die große Frau überließ nichts dem Zufall. Inzwischen hatte die Gruppe Ebene zwei erreicht und war unterwegs zu Ebene eins.
Matt kletterte die letzten in die Eiswand eingeschlagenen Stufen empor. Von oben langte ein Arm herunter, packte die Kapuze seines weißen Parkas und hievte ihn in den
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