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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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vermissten Studentin gesucht.«
Perry drückte den Knopf. »Commander, ich möchte nicht, dass irgendjemand zurückbleibt.«
»Roger, Sir.«
Nach einem Blick auf die Uhr ergänzte Perry: »Sie haben sieben Minuten.«
Ehe Bratt die Zeitangabe zur Kenntnis nehmen konnte, wurden sie vom Kontrollturm unterbrochen. »Brücke an Captain. In den letzten Minuten haben wir von den Hydrophonen keinen Hinweis auf Schüsse erhalten. Sonar meldet verdächtige Echos, die von einem tauchenden U-Boot stammen könnten. Anblasgeräusche, mechanische …«
Das konnte nur die Drakon sein. Der russische Hunter/Killer, wie man diese Art von U-Booten gerne nannte, war unterwegs. Keine Zeit mehr; Perry konnte das Leben der Leute hier nicht aufs Spiel setzen. »Verbinden Sie mich wieder mit Bratt«, sagte er ins Intercom.
»Aye, Captain.«
Einen Augenblick später kam wieder die kratzige Stimme seines Ersten Offiziers aus dem Lautsprecher. »Hier Bratt.«
»Commander, Sie kriegen bald Gesellschaft. Holen Sie sofort alle raus.«
»Sir, wir haben noch nicht den ganzen Kriechkeller abgeklappert.«
»Sie haben noch genau drei Minuten, um ihn zu räumen.«
»Roger. Ende.«
Perry schloss die Augen und holte tief Luft. Über die Schulter warf er einen letzten Blick aus der Cyclops und verließ dann die Kuppel. So rasch er konnte, eilte er durch das Boot zurück und übernahm wieder das Brückenkommando.
Männer wuselten in organisiertem Chaos umeinander herum, halfen staunenden Zivilisten die Leitern hinunter und führten sie in die Wohnbereiche hinter dem Kontrollturm. Schon jetzt lag das Innere des U-Boots gut zwanzig Grad tiefer und durch die offene Luke fegte oben der Schneesturm herein.
Dr. Willig trat zu Perry. »Ich weiß, Sie sind beschäftigt, Captain«, meinte der schwedische Ozeanograph atemlos. In seinen Haaren hingen schmelzende Schneeflocken.
»Was gibt es, Sir?«
»Amanda … sie ist noch unten im Kriechkeller.«
»Ja, das wissen wir schon«, antwortete Perry betont knapp und sachlich. Er durfte seine Panik auf keinen Fall zeigen. Schließlich war er hier der Hauptverantwortliche.
»Es werden doch bestimmt alle rausgeholt, ehe wir wegfahren?«
»Wir tun unser Bestes.«
Seine Antwort änderte nichts an der Angst in den Augen des älteren Mannes. Für ihn war Amanda wie eine Tochter.
Der Wachführer winkte Perry zu sich. »Wir haben wieder Commander Bratt in der Leitung, Captain.«
Perry kontrollierte seine Uhr und warf einen Blick zur offenen Luke hinauf. Die Leiter war inzwischen leer. Wo blieb sein Stellvertreter? Er ging zur Funkstation. »Commander, wir haben keine Zeit mehr. Schaffen Sie Ihren Hintern umgehend hierher!«
Die Antwort war leise, aber auf der Brücke herrschte gespannte Stille. »Wir vermissen noch eine Hand voll Zivilisten. Bin jetzt mit Lieutenant Washburn im Kriechkeller. Erbitte Erlaubnis, zurückzubleiben. Zum Schutz derer, die noch hier sind. Wir werden sie finden … und dann ein gutes Versteck für uns alle.«
Perry ballte die Faust. Neben ihm erhob sich eine neue Stimme. Es war Lee Bentley von der NASA-Crew. »Ich habe dem Commander meine ausführliche Schemazeichnung der Station hinterlassen. Mit den Zugangstunneln und alten Konstruktionsschäften.«
Alle sahen Perry an und warteten auf seine Entscheidung. Dr. Willig war blass wie ein Leintuch.
Perry drückte auf den Übertragungsknopf. »Commander …« Er hielt den Knopf gedrückt. Die Angst um Amanda höhlte sein Herz aus, aber er hatte eine Schiffsladung Besatzung und Zivilisten zu beschützen. »Commander, wir können nicht mehr warten.«
»Verstanden.«
»Finden Sie die anderen … sorgen Sie für ihre Sicherheit.«
»Roger. Ende.«
Perry schloss die Augen.
»Sie wollen sie tatsächlich zurücklassen?«, fragte Dr. Willig in die schwere Stille hinein, seine Stimme voller Unglaube.
Mit einem tiefen Seufzer wandte sich Perry um und sagte zu seinem Wachführer: »Bringen Sie uns runter.«
       
    11:22 Uhr
    Eisstation Grendel
    Amanda kauerte sich in dem Knochennest zusammen. Das Blut pochte laut in ihren Ohren, der Gestank nach Exkrementen und Blut war in dem kleinen Raum geradezu unerträglich. Lacys Leiche sah aus wie eine kaputte Puppe, seltsam unwirklich. Etwas hatte sie zerfleischt. Etwas Großes.
    Amanda keuchte leise durch zusammengebissene Zähne.
Der Körper des Mädchens lag auf dem Rücken, die Glieder gebrochen, das Gesicht zerstört, als wäre sie mehrmals mit dem Kopf aufs Eis geschlagen worden.
Den Bauch sah Amanda sich lieber nicht an,

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