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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zwei geschlitzten Nüstern weit oben an seinem hoch gewölbten Kopf quoll heißer Atem. Von seiner langen weißen Schnauze troff Blut.
Connor …
Die zurückgezogenen Lefzen entblößten messerscharfe Zähne, es hob die Nase und witterte.
Wachsam, geschmeidig wie ein Otter, aber weißhäutig, haarlos, glatt, wie ein Wesen, das leicht durchs Wasser oder durch enge Tunnel gleiten konnte, trottete es an der Höhlenwand entlang. Dann zogen sich die schwarzen Augen zusammen und es scheute vor dem hellen Licht der Taschenlampe zurück.
Ganz auf den Lichtfleck konzentriert, ging es an Amandas Versteck vorbei, blieb jedoch dicht daneben stehen und starrte in die Helligkeit. Gewaltige Muskelpakete zeichneten sich an den Schultern ab, die Hüften hoben sich, die Hinterklauen gruben sich in den Eisboden, während der Schwanz heftig hin und her schlug und alte Knochen wegfegte.
Plötzlich machte es einen Sprung nach vorn, behände wie ein Löwe, und stürzte sich auf das Licht. Die Taschenlampe flog durch die Luft, das Tier landete auf Lacys Körper, riss und fetzte mit Zähnen und Klauen, atemberaubend schnell. Dann sauste es der Lampe nach und schoss das metallene Ding quer durch die Höhle. Endlich knallte die Lampe gegen einen Eisblock und erlosch.
Amanda hielt noch immer die Luft an.
Während der ganzen Attacke war es totenstill gewesen.
Einen Herzschlag lang war Amanda in der plötzlichen Finsternis so gut wie blind. Dann sickerte langsam etwas von dem Lichtschimmer aus dem Tunnel herein. Im Dämmerlicht wirkte der Grendel wie ein gespenstischer Schatten.
Er tappte in der Höhle umher. Einmal, zweimal. Noch schien er Amanda nicht bemerkt zu haben, und nun konzentrierte er sich aufs Zentrum des Nests, mit gerecktem Hals, alle Wände mit den Augen überprüfend. Ob aus Angst oder als Wirkung irgendeines UltraschallSonars spürte Amanda plötzlich, wie die winzigen Härchen in ihrem Nacken zitterten.
Ein Schweißtropfen rollte ihr über die Stirn.
Blitzschnell wandte der Grendel sich in ihre Richtung, witternd und schnüffelnd. Er schien Amanda direkt anzustarren.
Sie konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken.
Aber das spielte ohnehin keine Rolle.
Denn der Grendel stand auf, fletschte die Zähne und kroch auf ihr Versteck zu.
       
11:35 Uhr
    Auf dem Eis …
    Jenny lebte noch, irgendwie jedenfalls …
    Sie lag auf dem Eis, dicht an ihren Vater geschmiegt, aber er reagierte schon lange nicht mehr, obwohl seine Arme sie nicht losließen. Sie hatte nicht die Kraft, sich zu rühren und nachzusehen, wie es ihm ging. Ihre Kleider waren zusammengefroren und verbanden Vater und Tochter noch fester miteinander. Der Blizzard heulte um sie herum. Von den beiden NavyMännern – Fernandez und Kowalski – war nichts zu sehen.
    Sie versuchte, sich auf die Seite zu rollen, aber sie fühlte ihre Gliedmaßen nicht mehr. Das Zittern hatte aufgehört, denn ihr Körper hatte den Versuch aufgegeben, Blut in ihre Extremitäten zu schicken. Alle Systeme liefen nur noch im Überlebensmodus und nutzten alle Ressourcen, um das Nötigste funktionsfähig zu halten.
    Sogar die Kälte war verschwunden und einer tödlichen Ruhe gewichen. Sie hatte Schwierigkeiten, wach zu bleiben, aber im Schlaf lauerte der Tod.
    Papa … Sie brachte kein Wort heraus. Ihre Lippen bewegten sich einfach nicht. Noch ein Name tauchte auf, ungebeten, unwillkommen: Matt …
    Ihr Herz tat weh und pochte dumpf und bleischwer. Wären ihre Tränenkanäle nicht gefroren gewesen, hätte sie geweint. So wollte sie nicht sterben. Die letzten drei Jahre hatte sie sich durchs Leben geschleppt, hatte mechanisch die Dinge erledigt, die sie erledigen musste. Aber jetzt wollte sie leben. Sie verfluchte die verlorene Zeit, das Halbleben, das sie geführt hatte. Aber die Natur war immun gegen Wünsche und Träume. Sie tötete mit der Entschlossenheit eines jeden Raubtiers.
Ihre Lider schlossen sich. Es war viel zu schmerzhaft, sie offen zu halten.
Während die Welt verblasste, bahnten sich plötzlich Leuchtkugeln einen Weg durch den wirbelnden Schnee. Eine, zwei, drei, vier … Verschwommenes Glühen durch den Blizzard, hin und her, so segelten sie durch die Luft. Schneeengel …
Sie kniff die Augen zusammen und bemühte sich, sie offen zu lassen. Die Lichter wurden heller, und nach ein paar Atemzügen hörte sie auch noch ein Brummen, das zornig das Heulen des Windes durchschnitt.
Keine Engel …
Aus dem Schnee erschienen seltsame Fahrzeuge. Sie sahen aus wie Schneemobile, aber sie

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