Mission auf Leben und Tod
südwestlichen Englands, die von den Römern mit einer Stadtmauer befestigt und 1000 Jahre später von den Normannen erobert wurde.
Es hatte aufgehört zu regnen, als Mack das Ende des Motorway erreichte und auf der A380, einer zweispurigen Schnellstraße, weiterfuhr. Sie brachte ihn zu seinem Ziel, dem alten Fischerhafen Brixham, im Schatten des Berry Head gelegen, der die in den Ärmelkanal hinausragende Südspitze der Torbay markierte.
Mack erreichte kurz vor fünf Uhr den alten Teil des Ortes und kurvte eine halbe Stunde herum, bis er sich für ein kleines, unauffälliges Hotel mit Blick aufs Meer entschied. Mack hatte Glück, dass in diesem Teil des Landes traditionell am Samstag die Gäste wechselten.
Das Hotel war ausgebucht, allerdings hatte es eine Absage gegeben. Ja, man hätte für ihn ein Einzelzimmer mit Bad, nur für eine Nacht, danach sei man wieder voll. Mack nahm das Angebot an und ging hinaus, um den Wagen im schmalen Hof hinter dem Hotel abzustellen.
Er griff sich seine Tasche und den Werkzeugkasten, schloss den Wagen ab und checkte ein. Er trug noch immer seine Jeffery-Simpson-Verkleidung, unterzeichnete aber mit dem Namen Patrick O’Grady. Das Mädchen fragte nicht nach seinem Pass.
Er sagte ihr, er wolle bar bezahlen, im Voraus. Die Zimmer mit Blick aufs Meer würden 95 Pfund die Nacht kosten, sagte das Mädchen, plus Steuer, darin enthalten sei das Frühstück, das ab sieben Uhr serviert werde. Mack gab ihr zwei 50-Pfund-Noten und teilte ihr mit, dass er möglicherweise bereits vor dem Frühstück fort wäre.
Das Mädchen reichte ihm den Schlüssel für Zimmer zwölf im ersten Stock, einfach die Treppe hinauf. Sie hoffe, dass er sich wohl fühle, und falls er noch etwas brauche, solle er ihr Bescheid geben. Abendessen würde nicht serviert, aber es gebe ausgezeichnete Restaurants in der Stadt, die allesamt leicht zu Fuß zu erreichen seien.
Mack dankte ihr und trug seinen Werkzeugkasten und die Tasche nach oben. Müde von der langen Fahrt, fiel er für eine Stunde aufs Bett. Als er aufwachte, rief er in der Rezeption an und bestellte einen Kaffee, der 20 Minuten später gebracht wurde. Sein Zimmer hatte einen kleinen Balkon, der seitlich zum Hafen hinausging. Er lehnte am Geländer und nippte an seinem Kaffee.
Am Nordende des Hafens wurde gebaut. Über den Piers erhob sich ein etwa 30 Meter hoher Baukran. Mack starrte zu ihm hinauf, ging dann ins Zimmer zurück und baute sein Gewehr zusammen, montierte alle Komponenten bis auf den Aluminiumschaft, der am leichtesten anzuschrauben war.
Er lud das Gewehr mit den sechs Übungspatronen, packte Gewehr und Schaft in seine Ledertasche und entnahm ihr ein Bündel britischer Pfund. Als Jeffery Simpson verkleidet ging er nach unten.
Die Rezeption war verwaist. Mack verließ das Hotel, ging nach hinten zum Parkplatz und warf die Tasche in den Kofferraum. Dann nahm er im Wagen Platz und verwandelte sich sorgfältig in Gunther Marc Roche, einen Schweizer mit Wohnsitz Rue de Bâle 18, Genf.
Er löste die blonde Perücke, das dünne Bärtchen, nahm die randlose Brille ab und setzte die schwarz gelockte Perücke auf, befestigte den buschigen schwarzen Vollbart, kämmte alles so gut es ging, stieg aus und schloss den Wagen ab.
Als er sich selbst im warmen sommerlichen Abendlicht im Rückspiegel betrachtete, war er überrascht über die Verwandlung. Niemand hätte ihn wiedererkannt. Er schlenderte zum Hafen hinunter, wofür er 20 Minuten brauchte, und inspizierte die an den Piers festgemachten Fischerboote. Er zählte 14 Schleppnetzboote. Es waren die Fischer aus Brixham gewesen, die im 18. Jahrhundert den Trawler und die Schleppnetzfischerei erfunden hatten. Soweit Mack es beurteilen konnte, hatte sich seitdem nicht viel verändert.
Mehr als eine Stunde beobachtete er die Boote und ihre Kapitäne. Es war noch nicht viel los, aber Mack schien, dass mindestens drei von ihnen heute Nacht auslaufen würden. Das mutmaßte er aufgrund der Boote, die an der Tankstelle Diesel aufnahmen.
Mack ging an ihnen vorbei und blieb bei einem stehen, um seinen Schweizer Akzent zu testen. »Hübsche Nacht zum Fischen«, sagte er zu einem der Skipper. »Ruhige See und gute Wettervorhersage.« In Wahrheit klang sein Akzent wahrscheinlich eher wie der von Trinidad, nicht von Genf. Trotzdem drehte sich der Angesprochene um und grinste ihn an.
»Das hoffe ich doch«, erwiderte er. »Hab die Woche über nicht viel Glück gehabt. Ich brauch schon eine Tonne, nur um den
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