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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Klapperkahn im alten Hafen sah aus, als könnte er zur Flucht gesuchter Verbrecher eingesetzt werden. Ständig heulten Polizeisirenen. Aber keiner achtete darauf. Die unsichtbaren Rhythmen Nordafrikas durchzogen den Ort. Er war ein Schmelztiegel, eine Abzweigung ins Nirgendwo, wo keiner hinzugehören schien und keiner sich darum kümmerte.
    Aber was immer in Marseille ablief, es funktionierte. Die Stadt brummte, planlos und willkürlich. Im Hafen herrschte rege Betriebsamkeit, die Restaurants waren voll. Die Fischereiflotten gediehen, der berühmte Markt existierte seit mehr als 2000 Jahren.
    Forces of Justice lag nördlich vom Hafen in einer Seitengasse der Place des Moulins, im ältesten Teil der Stadt, dem Quartier Le Panier. Die Firma hatte im ersten und zweiten Stock ihre Räume. Kein Telefonanruf wurde hier jemals beantwortet, unten an der Straße gab es keinen Türsteher. Was sowieso überflüssig gewesen wäre, da Forces of Justice zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Posten vor den Eingangstüren platziert hatte.
    Es gab vier feste Mitarbeiter unter Führung eines ehemaligen britischen Colonels, dem es bei einer Aktion des MI-6, des britischen Auslandsgeheimdienstes, geglückt war, sich an der Kasse zu schaffen zu machen. Mittlerweile nannte er sich Raul Declerc, was kosmopolitischer klang als Colonel Reggie Fortescue, unter welchem Namen er bei den Scots Guards gedient hatte. Und was es Londons Scotland Yard erschweren sollte, seiner Spur zu folgen. Der ehemalige Colonel Reggie Fortescue hatte durch einen, wie er es nannte, »verwaltungstechnischen Irrtum« fast zwei Millionen Pfund von MI-6-Konten auf sein Konto überweisen können. Man hatte ihn nicht erwischt, allerdings war er während seiner nachfolgenden Abwesenheit vom Dienst suspendiert worden.
    Ihm zur Seite standen zwei ehemalige Mitglieder der französischen Fremdenlegion, die beide in Nordafrika gedient hatten. Einer wurde wegen Mordes gesucht, der andere stand unter Verdacht, nach einer Auseinandersetzung mit seiner Freundin, einer ehemaligen Bauchtänzerin, in der Nähe von Algier ein ganzes Dorf in Schutt und Asche gelegt zu haben.
    Der vierte Angestellte war ein früherer französischer Staatsanwalt mit internationalem Renommee, der seines Amtes enthoben wurde, weil er von einer Verbrecherbande in Paris Schmiergeldzahlungen entgegengenommen hatte. Außerdem wurde dem obersten Rechtsberater von Forces of Justice vorgeworfen, einen hochrangigen französischen Minister erpresst zu haben. Der Anwalt hatte daraufhin seinen Namen geändert und die Identität eines ehemaligen Freundes angenommen, Seamus Carroll, eines in Ruhestand geschickten (ermordeten) Freiheitskämpfers der IRA.
    FOJ war international ausgerichtet, konnte aus gutem Grund aber kaum als erste Adresse gelten. Es fehlte schlichtweg an Klasse. Aber wie die Stadt, so gedieh auch das Unternehmen und diente in erster Linie als Rekrutierungsbüro für afrikanische Staaten. Es war darauf spezialisiert, den Wünschen der Potentaten nachzukommen, deren Armeen Ausbilder brauchten, oder jener Rebellen, die ihre Regierung stürzen wollten.
    Das Gewerbe war gefährlich, es konnte aber auch viel Geld verdient werden. Afrikanische Staatsoberhäupter plünderten gern die Konten, auf die westliche »Entwicklungshilfe« floss. Raul Declerc und seine Männer konnten ein Vermögen für hoch qualifizierte Spezialkräfte verlangen, Männer, die keine Lust mehr hatten auf den schlecht bezahlten Armeedienst. FOJ hatte seine Fühler zu allen westlichen Eliteeinheiten ausgestreckt und verstand sich darauf, Ex-SAS, Ex-SEALs, Ex-Rangers, Ex-Green-Berets sowie Soldaten der britischen Kampfdivisionen anzuwerben. Der lukrativste Geschäftszweig waren dabei sicherlich die Söldnereinsätze. Basis des Geschäfts bildete hingegen der Sicherheitsbereich. Sie lieferten so manchem Staatsoberhaupt, das von einem nicht geringen Prozentsatz seiner Bevölkerung zum Teufel gewünscht wurde, äußerst harte Ex-Soldaten als Sicherheitsbeauftragte.
    Überall auf der Welt gab es Milliardäre, die fast genauso viele Feinde wie Dollars hatten. Eine große Zahl von ihnen hatte bis zu 50, manche sogar bis zu 100 Leibwächter. Viele davon wurden über FOJ rekrutiert. Die meisten Ex-Soldaten waren nur allzu glücklich, für 100 000 Dollar im Jahr in einer solchen Leibwache mitwirken zu dürfen. Spezialisten, die bereit waren, irgendwelche afrikanischen Truppenverbände auszubilden und anzuführen, verdienten ab 250 000 Dollar

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