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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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während Tommy tief und fest schlief. Es waren die traurigsten eineinhalb Kilometer, die er jemals zurückgelegt hatte, schlimmer noch als der Weg damals auf der Euphratbrücke. Dort hatte er nicht geweint.
    Zu Hause nahm ihm Anne den Jungen ab und legte ihn aufs Sofa, während Mack den Fisch zubereitete. Blaufische erforderten wegen ihres hohen Ölanteils eine besondere Marinade. Er legte die beiden Filets in eine flache Pfanne, ging zum Schrank, um eine Flasche Gin zu holen, schüttete den gesamten Inhalt der Flasche über den Fisch und ließ ihn etwa eine Stunde lang im klaren Alkohol ziehen, wodurch dem Fleisch das überschüssige Öl entzogen wurde. Das war ein alter Trick der Einheimischen, der das Abendessen recht kostspielig machte, selbst wenn der Fisch umsonst gewesen war. Auf dem Grill zubereiteter Blaufisch aber war nach dieser Marinade einfach köstlich. Nur Butter, Salz, Pfeffer und glühende Kohlen. Mehr brauchte man dazu nicht.
    Trotz der vielen Nachteile, die Maine aufzuweisen hatte – die endlosen Winter, die Kälte, der Schnee, die raue See, die Trostlosigkeit des nördlichen Neuenglands –, war Mack davon überzeugt, dass es das alles wert war. Was gab es Schöneres, als auf der Veranda zu sitzen und den saftigen Blaufisch zu essen, frisch aus den nebelverhangenen Küstengewässern? Und als besondere Auszeichnung empfand er es, dass er den Tisch mit einer der schönsten Frauen teilen durfte, die jemals an den Ufern des Kennebec gelebt hatten. Und mit seinem Jungen, der nun den köstlichen Fisch verschlang und sie beide daran erinnerte: »Das ist mein Fisch. Ich hab ihn gefangen, stimmt’s, Dad? Ganz allein. Beim letzten Wurf.«
    Wie immer war Tommy, wie er hier so saß und erneut einen dieser unvergesslichen Kindheitsmomente durchlebte, der Sportsfreund seines Vaters. Für Mack Bedford war es das Paradies. Fast.

    Das Zentrum der Remson-Schiffswerft bestand aus einem riesigen Trockendock, ähnlich einer gewaltigen rechteckigen Höhle, deren eines Ende sich zum Fluss hin öffnete. Eisenbahnschienen zogen sich bis hinunter zur Niedrigwassermarkierung. Im Dock, über den Eisenbahnschienen, lag eine 122 Meter lange Lenkraketenfregatte mit metallgrauem Rumpf. Unterhalb des Vordecks war in schwarzen, zwei Meter hohen Lettern die Kennung F718 angebracht. Die Aufbauten hatten zur Reduzierung des Radarechos einen vertikalen Neigungswinkel von zehn Grad. Es handelte sich um eine hochmoderne Fregatte der Lafayette-Klasse, die von Remson gemäß den Anforderungen der französischen Marine gebaut wurde. Die 21 000 PS starken Dieselmotoren waren bereits eingesetzt. Am Heck ragten die beiden Schäfte heraus und warteten darauf, dass die massiven Bronzepropeller montiert wurden. Die Hubschrauber-Plattform am Heck wurde lackiert. Das schwere Geschütz auf dem Vordeck war schon an Ort und Stelle.
    Das Schiff war von Gerüsten und einem Dschungel elektrischer Kabel umgeben. Schwere Hammergeräusche drangen aus dem Rumpfinneren. Zwei Männer mit Vorschlaghämmern schlugen die Holzkeile des Gestells fest, auf dem das große Schiff ruhte. Harry Remson ging langsam die Backbordseite des Rumpfs entlang. Er sah niedergeschlagen aus.
    Er wandte sich vom Schiff ab und kehrte zur Treppe zurück, die hinauf in sein Büro führte. Oben öffnete er die Tür, trat ein und ließ sich auf dem mit rotem Leder bezogenen Chefsessel nieder, auf dem schon sein Vater und sein Großvater vor dem noch immer gleichen Schreibtisch gesessen hatten. Von hier aus konnte er das gesamte Trockendock überblicken. Der alte Sam hatte von hier aus zusehen können, wie Zerstörer für die US Navy gebaut worden waren. Und jetzt war alles vorbei. Zumindest würde es das sein, falls er, Harry, nicht zu drastischen Maßnahmen griff.
    Harry bat telefonisch seine langjährige Sekretärin und Nichte Maggie Tyler, seinen Vorarbeiter Judd Powell zu ihm ins Büro zu schicken. Judd arbeitete seit dem Schulabschluss auf der Werft und hatte es bis zum Schiffbaumeister geschafft. Er war jetzt 48 Jahre alt und seit sieben Jahren Harrys rechte Hand.
    Er war gerade damit beschäftigt, die Länge des Bugs und des Vordecks mit den Plänen abzugleichen. Jeder wusste, dass vor kurzem ein britisches Kriegsschiff versehentlich um 1,20 Meter zu kurz gebaut worden war. Es hatte einen gewaltigen Aufschrei gegeben, als sich herausstellte, dass sich deshalb der Bug bei rauer See zu tief in die Wellen senkte und das überkommende Wasser die Raketenabschussvorrichtungen

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