Mission auf Leben und Tod
verschwindet, fällt es möglicherweise auf mich zurück. Es gibt dann immer welche, die meinen, Raul und ich hätten irgendwie gemeinsame Sache gemacht.«
»Zu denen gehöre ich sicherlich nicht«, sagte Harry. »Weil ich dir vollkommen vertraue. Aber ich verstehe dich. Wenn wir niemand anders finden, stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Dann werde ich dich nach der Telefonnummer fragen müssen. Und dann ist es nur noch mein Problem.«
Mack schenkte dem Werftbesitzer eine Tasse Kaffee ein, Harry allerdings konnte nicht lange bleiben. Bevor er ging, fragte er noch: »Hast du schon die Zeitschrift gelesen, die ich dir gegeben habe? Den Artikel über Foche?«
»Noch nicht. Das mach ich heute Abend.«
»Er wird dich interessieren«, sagte Harry. »Bis dann.«
Anne und Tommy kamen kurz vor Mittag aus dem Krankenhaus zurück. Tommy war bester Laune und wollte sich mit seinem Dad Bälle zuwerfen. Anne wirkte niedergeschlagen. »Dr. Ryan hat uns eine neue Medizin gegeben, ein Öl, das sich bei anderen Fällen als wirksam erwiesen und den Krankheitsverlauf abgemildert hat. Aber es bewirkt keine Heilung.« Tommy war außer Hörweite, als sie das sagte. Mack nahm sie nur in den Arm und hielt sie schweigend fest.
Tommy hatte bereits seinen Handschuh übergestreift, als er wieder auf der Veranda erschien. Mack griff sich einige Bälle aus dem Korb, packte seinen Handschuh und ging mit Tommy in den Garten. Anne sah ihnen zu, wie sie die Bälle hin und her warfen und in ihren Handschuhen fingen. Es war ihr immer ein großes Rätsel gewesen, was Männer an dieser sinnlosen Beschäftigung so faszinierend fanden, heute aber war kein Platz für solch müßige Gedanken.
Während Joyce mit Tommy im Spielzimmer verschwunden war, hatte sie eine sehr ernste Unterredung mit Dr. Ryan und zwei Chirurgen gehabt. Alle drei hatten auf die Gefahren einer solch tiefgreifenden Operation an einem so jungen Patienten hingewiesen. Einer der Chirurgen war mit der Schweizer Klinik vertraut und erzählte ihr, in den vergangenen zwei Wochen sei eine Operation dort erfolgreich verlaufen, eine andere allerdings habe in einer Katastrophe geendet, bei der das Kind nicht überlebt hatte. Alle drei bekräftigten, dass die Schweiz ihre einzige, wenngleich nicht allzu große Hoffnung sei. Die Erfolgsrate war wenig beeindruckend und lag bei etwa drei geglückten Eingriffen pro fünf Versuchen. Nach Annes Dafürhalten klang eine Rate von drei zu fünf geradezu fantastisch, verglichen zumindest mit den null zu fünf, bei denen sie und Mack im Moment standen. Bevor sie mit Tommy ging, nahm Dr. Ryan sie zur Seite und offenbarte ihr kategorisch: »Anne, Tommy ist in sehr schlechter körperlicher Verfassung. Dieses Ding breitet sich aus. Egal wie die Chancen stehen – die Schweizer Klinik ist Ihre einzige Möglichkeit. Wenn Sie es sich leisten können, dann folgen Sie meinem Rat und bringen Sie ihn hin. Und vergessen Sie nicht, seine robuste Konstitution und Widerstandskraft, die ihn so anfällig für diese bösartige Krankheit machen, werden dafür sorgen, dass er gut durch die Operation kommt.«
Schweigend gab sie die Sandwiches auf die drei Teller und bereitete dazu jeweils einen kleinen Salat zu. Sie schenkte drei Gläser Fruchtsaft ein und rief ihre Baseball-Spieler an den Tisch auf der Veranda. Tommy stürzte sich auf sein Thunfisch-Roggensandwich und fragte, ob er Kartoffelchips dazu bekommen könne. Ganz sicher nicht, wies ihn Anne zurecht, schon gar nicht, wenn er und sein Vater am Abend Blaufisch mit Pommes haben wollten.
»Mom«, sagte Tommy mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »Ich glaube, der Angelchef sollte schon ein paar Chips haben, die braucht er nämlich. Wenn er schon entscheiden darf, was er zum Essen will.«
»Der Angelchef kann einen Apfel nach seinem Sandwich haben.«
»Aber der Angelchef will keinen Apfel. Er will Kartoffelchips.«
Tommy Bedford war ein liebenswerter, aber auch hartnäckiger Junge, seine cholesterinbewusste Mutter stand ihm in nichts nach. »Das mag schon sein«, erwiderte Anne. »Aber die Chefköchin hat so ihre Regeln, wie viel Fett der Angelchef am Tag essen darf. Wenn du Kartoffelchips willst, gibt es keine Pommes zum Blaufisch.«
Das war zu viel für Mack. »Bring uns durch deine Verhandlungen jetzt nicht um unsere Pommes, Tom. Die brauchen wir vielleicht, damit wir wieder Kraft haben nach dem Kampf mit dem Blaufisch.«
»Keine Sorge, Dad. Chips sind ganz okay, aber Pommes sind besser. Ich nehme den
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