Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
Öffnet sich die Auster?«
Auch Cerdà grinste.
»Ah, je suis assommée! «, antwortete Colette. Sie war überwältigt. Modo freute sich, dass die vielen Jahre Französischunterricht sich auszahlten.
»Es ist unfassbar«, sagte er und Colette fügte hinzu: »Mir fehlen wahrhaftig die Worte, ich bin absolut sprachlos.«
Die Kapitänin zuckte mit den Schultern, als wollte sie sagen: »Das versteht sich«. Dann drehte sie einen Knauf und die Tür zum Inneren des Gebäudes öffnete sich. In einem hell erleuchteten Raum warteten drei Frauen in weißen Gewändern. Modo blinzelte und hob die Hand, um seine Augen abzuschirmen. Monturiol trat ein und die anderen folgten. Die klirrenden, metallischen Rüstungen verursachten einen gehörigen Krach.
»Willkommen zu Hause, Kapitänin Monturiol«, sagte eine rotwangige Frau mittleren Alters. Ihre beiden Gefährtinnen schienen ungefähr gleich alt zu sein. Ihre Haut war zart und blass. Eine der beiden erinnerte Modo an Mrs Finchley, allerdings wirkte sie glücklicher und etwas fülliger. Die Frauen halfen ihnen, sich der Aquaanzüge zu entledigen, und hängten die einzelnen Teile an Wandhaken. Bald war Modo bis auf den Unteranzug aus Gummi ausgezogen. Ohne das Gewicht der Rüstung hatte er das Gefühl, zur Decke zu schweben. Er sog so viel kühle, frische Luft ein, wie er nur konnte. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie schwer ihm das Atmen in dem Anzug gefallen war.
»Auf mich wartet einige Arbeit«, verkündete Cerdà. »Da wir in letzter Zeit verstärkt mit dem Schutz unserer Gewässer beschäftigt waren, sind einige notwendige Reparaturen in der Stadt vernachlässigt worden.«
»Ja, Cerdà, ich verstehe, was Sie mir sagen wollen«, erwiderte die Kapitänin. »Und ich gebe Ihnen recht. Wir sollten weniger patrouillieren und möglichst schnell die Arbeit an der Plaza aufnehmen.«
Er nickte. »Darauf freue ich mich. Kommen Sie, Genosse Garay. Wir haben heute noch einige Schweißarbeiten zu erledigen.« Cerdà verbeugte sich vor den Frauen und verließ den Raum. Garay folgte ihm auf den Fersen.
Modo sah sich um und nahm alle Einzelheiten in sich auf: Hier gab es die gleichen runden Lampen wie auf der Ictíneo, nur dass sie viel größer waren. Der Raum hatte ein Tonnengewölbe und eine Wand wurde von roten Vorhängen verdeckt. Jede freie Fläche schmückten Gemälde der Unterwasserwelt.
Begierig griff Modo nach dem Glas Wasser, das ihm eine der Frauen reichte.
»Das ist entsalztes Seewasser«, erklärte die Kapitänin und hob ihr Glas. »Auf das Wohl meiner Freunde! Willkommen in Neu-Barcelona, der ersten und großartigsten Stadt von Icaria!«
Modo nahm einen Schluck. »Es schmeckt ausgezeichnet!«
Da erregte das Geräusch von fließendem Wasser seine Aufmerksamkeit und als er sich umdrehte, entdeckte er einen Wasserfall in einer Ecke des Raums.
»Auch das ist entsalztes Meerwasser«, sagte Monturiol.
Ein in die Decke eingelassenes Oberlicht und ein großes Wandfenster boten fantastische Ausblicke auf die Meereswelt. Gerade glitt ein Tintenfisch vorüber und mehrere Fischschwärme huschten an den Scheiben vorbei.
»Wie ist das alles möglich?«, fragte Modo.
Monturiol lachte. »Alles, was wir uns vorstellen, kann auch wahr werden. Das hat mich mein Vater gelehrt.«
»Aber wie ist es Ihnen gelungen, die Stadt zu errichten?«, wollte Colette wissen.
»Ach, sie spricht!«, stellte Monturiol trocken fest, aber mit einem Augenzwinkern. »Sie haben noch nie so lange geschwiegen.«
Colette leerte ihr Glas. »Icaria hat mich verblüfft, ohne Frage! Und ich muss zugeben, die Ictíneo ist ein bemerkenswertes Schiff, auch wenn es nicht das erste Unterseeboot ist. Aber niemandem ist es bislang gelungen, unter Wasser zu leben. Das ist ein gewaltiger technischer Fortschritt! Allein schon die Planung, ganz zu schweigen von der tatsächlichen Umsetzung!«
»Ja«, stimmte die Kapitänin zu, »unsere kollektive Vorstellungskraft und unser kollektiver Wille haben das möglich gemacht. Manche technischen Systeme der Ictíneo – wie die Luft- und Energieversorgung – finden sich hier im großen Maßstab wieder. Diese Erfindungen ermöglichen es uns, in fünfzig Metern Wassertiefe zu atmen.« Sie schwieg einen Moment lang. »Da wir gerade von Luft sprechen …« Die Kapitänin ging zu den aufgehängten, tropfenden Aquaanzügen hinüber und überprüfte die Sauerstoffanzeige an Modos Tank. »Das ist merkwürdig. Sie scheinen nicht mehr Sauerstoff zu verbrauchen als wir anderen.
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