Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
wie ich aussehe. Ist das nicht lustig? Oh …« Er schwieg einen Augenblick. »Ich nehme an, du würdest dein Aussehen ganz gern vergessen.«
Griff genoss es, Wut und Scham in Modos Gesicht aufblitzen zu sehen. »Das könnte mir nie passieren.«
»Wer könnte so eine Visage auch vergessen. Ach, sei nicht beleidigt, Modo. Vielleicht sehe ich eines Tages so grauenhaft aus wie du. Wer weiß?«
Es klopfte an der Tür. »Mr Warkin.« Das war Colette. »Ich bringe Ihnen etwas zu essen. Wie fühlen Sie sich?«
»Sch-schon viel besser.«
»Ich habe Sie sprechen gehört.«
»Ich habe Gedichte rezitiert. Das tue ich immer, wenn ich krank bin. Meine Gouvernante hat mich das gelehrt.«
»Hi-hii, nicht schlecht!«, flüsterte Griff.
»Was war das?«, wollte Colette wissen.
»Ach, ich habe nur ein Kratzen im Hals«, erwiderte Modo und räusperte sich zur Bekräftigung.
»Würden Sie bitte die Tür öffnen?«
»Ich kann nicht. Bitte stellen Sie das Essen draußen auf dem Boden ab.«
»Die schlitzt dir die Kehle auf, wenn du schläfst«, zischte Griff.
»In Ordnung, Mr Warkin, aber …« Flüsternd fuhr sie fort: »Ich wünschte, du würdest mir erklären, was das für ein Leiden ist, Modo.«
»Das werde ich. Jetzt muss ich mich ausruhen, Colette. Danke, dass du gekommen bist.«
Griff hörte, wie sich die Schritte entfernten. Er öffnete die Tür – der Gang war leer. »Sie ist wirklich weg, diese heimtückische Katze.« Griff hob den Teller hoch, wohl wissend, dass es auf Modo den Eindruck machen musste, als würde der Teller schweben. Er biss herzhaft von dem Brot ab und lachte über Modos fassungslose Miene, als das Brot hinter den unsichtbaren Lippen verschwand. Griff genoss es, dieses Kunststück vorzuführen!
Er hielt Modo den Teller hin. »Hier, du kannst die Algen haben. Die schmecken schlimmer als Fisch!«
Modo nahm den Teller und setzte sich auf die Kommode. »Wie hast du das gemeint – deine Bemerkung über Colette?«
»Ach, dass du ihr nicht vertrauen sollst. Die geht geschickt mit dem Messer um. Ich habe mich in New York an ihre Fersen geheftet und sie auf frischer Tat ertappt, als sie einem unserer Agenten, einem Mann namens Matthew Wyle, ein Messer in den Rücken gerammt hat. Sie hat zugesehen, wie er gestorben ist. Glaub mir, die ist eiskalt.«
»Das hast du gesehen?«
»Mit eigenen Augen.« Er ist die Marionette und ich ziehe die Fäden, dachte Griff.
»D-das glaube ich nicht.«
»Sie ist sehr gut ausgebildet. Glaubst du etwa, ihr ist es mit Nettigkeit gelungen, zur französischen Spitzenagentin aufzusteigen? Du bist ein liebeskranker Ochse!«
»Bin ich nicht! Warum hast du sie nicht daran gehindert?«
»Es ging zu schnell. Sie hat ihm das Stilett zwischen die Rippen gerammt, direkt ins Herz. Ein perfekter Stich. Ich habe es aus einiger Entfernung gesehen und versucht, Wyle zu retten, aber ich trug ja keine Kleidung, mit der ich die Blutung hätte stillen können. Er ist in meinen Armen gestorben, ohne überhaupt zu wissen, wer ihn da hielt. Ich glaube nicht, dass das ihr erster Mord war.«
»Aber das ist ja schrecklich!«
»Das gehört nun mal zu unserem Metier, was, Modo? Die Frau ist einsame Klasse, keine Frage. Aber da ich unsichtbar bin, kann ich sehen, was in den Köpfen der anderen vor sich geht.« Griff ließ das erst einmal sacken. Würde der Dummkopf ihm das tatsächlich abkaufen? »Wie dem auch sei, Modo, unsere Auftraggeber müssen von dem Unterseeschiff erfahren. Was hast du auf deinem kleinen Ausflug erlebt?«
»Ich habe …« Modo unterbrach sich.
Griff rieb sich die Hände. Das war der eigentliche Test. Würde Modo ihm Geheimnisse preisgeben?
»Raus damit! Was hast du gesehen, das für Mr Socrates von Bedeutung wäre?«
»Die Anfänge einer Unterwasserstadt. Sie nennen sie Neu-Barcelona. Es war … es war einfach atemberaubend.«
»Eine Stadt. Dann ist die griesgrämige Kapitänin also nicht verrückt. So, so, schön. Unsere Dienstherren müssen davon erfahren.« Griff nahm die beiden Teile des Telegrafen. »Du reparierst das wieder. Es tut mir leid. Ich war wütend. Ich werde zornig, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich es mir vorstelle.«
»Und was tun wir, wenn die Nachricht nicht durchgeht?«
»Das liegt doch auf der Hand, Modo. Wir töten Kapitänin Monturiol und übernehmen die Kontrolle über das Schiff.«
25
Unsichtbare Pläne
M odo konnte sein Entsetzen nicht verbergen. »Sie töten?«
»Wir schlitzen sie auf wie einen Fisch. Sie wird es
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