Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
doch bald schon machte Modo einen Lichtschimmer im Meer aus. Das musste die Ictíneo sein! Sie sanken weiter hinab, bis sie sich unterhalb des großen Unterseeschiffes befanden.
Wie viel Zeit war verstrichen?
Zwei Minuten?
Vier?
Über ihnen schwebte der mächtige Rumpf der Ictíneo . Während Modo ihn betrachtete, bildete sich plötzlich ein Riss im Visier seines Helms und vergrößerte sich langsam. Hätte er genug Zeit, zur Oberfläche zu schwimmen, falls das Glas zersprang?
Endlich steuerte Garay die Filomena nach oben, bis sie sich direkt unter dem Kiel der Ictíneo befanden. Gerade als es so aussah, als würden sie gleich zerquetscht werden, gab Monturiol erneut ein Klopfzeichen und die Filomena kam zum Halten.
Cerdà streckte sich nach oben und blieb mit den magnetischen Handschuhen am Kiel der Ictíneo haften. Die anderen folgten seinem Beispiel und wie Unterwasserinsekten kletterten sie an der Flanke des Schiffes entlang, bis sie eine Luke der Ballasttanks erreichten. Modo vermutete, dass dahinter der Tank lag, der den Kiel entlang bugwärts verlief.
Alle machten Platz für Modo. Es lag nun in seinen Händen. Ohne groß darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn er die Luke unter Wasser öffnete, holte er tief Luft, drehte an dem Griff und zog mit aller Kraft gegen den Wasserdruck an, bis sich die Klappe einen Spaltbreit öffnete. Er zerrte noch angestrengter und das Wasser brauste mit solcher Wucht in die dahinterliegende Kammer, dass er beinahe in den Sog geriet. Mit größter Mühe hielt er die Luke offen. Das zusätzliche Gewicht ließ das Unterseeschiff abrupt einige Meter absinken. Cerdà, die Kapitänin und schließlich Colette kletterten ins Innere. Modo folgte als Letzter und zog die Klappe zu.
39
Die Notbesatzung
D er vordere Ballasttank erstreckte sich den Kiel entlang, von der Mitte der Ictíneo bis zum Bug, und war mit Meerwasser gefüllt. Bei jeder Kraulbewegung, bei jedem stechenden Atemzug fragte sich Modo, wie viel Zeit wohl schon abgelaufen war und ob ihm gleich der Sauerstoff ausging. Seine Lunge klagte, während er sich vorwärtsquälte. Gelegentlich stieß er an Colettes Füße und ständig achtete er darauf, mit den Magnethandschuhen nicht an die Wände zu kommen, weil er wusste, wie laut das Geräusch durch das Schiff hallen würde. Im Schein der Helmlampe bemerkte er einige Fische, die mit ihnen in die Kammer gelangt waren.
Die Kolonne stoppte. Modo konnte einen Blick auf Cerdà erhaschen, der ein Rad an einer Seitenwand des Tanks kurbelte. Nach einer letzten Drehung rauschte das Wasser spritzend durch die Luke ins Innere des Unterseeschiffes und riss alle vier mit sich. Modo stieß sich den Kopf an der Lukenkante. Sobald er wieder Boden unter den Füßen hatte, nahm er den Aquahelm ab, doch er konnte die Maske nirgends finden! Sie musste ihm aus dem Kragen seines Anzugs gefallen sein. Das Wasser stand ihm jetzt noch bis zu den Knien und strömte durch die Tür und den Gang bugwärts. Irgendwo in diesem Chaos schwamm seine Maske! Wenigstens war es so dunkel, dass die anderen sein Gesicht nicht richtig sehen konnten. Dann entdeckte er einen öligen Lappen, den er sich über Mund und Nase band.
»Unser Eindringen ist unbemerkt geblieben«, flüsterte Cerdà. Kapitänin Monturiol warf das Haar zurück, das ihr in die Augen hing. Leise entledigte sie sich der Bleischuhe und Magnethandschuhe.
Modo tat es ihr nach.
Cerdà trat als Erster auf den Gang hinaus, doch Modo fasste ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. »Ich sollte vorneweg gehen«, wisperte er.
»Warum?«
»Ich bin für den Kampf ausgebildet.«
»Dann bin ich Ihre rechte Hand, Genosse«, erwiderte Cerdà, ohne zu zögern, und trat beiseite.
Modo führte die Gruppe durch den rutschigen Gang. Das meiste Wasser war bereits abgelaufen. Er kannte diesen Teil des Schiffes nicht, aber er wusste, dass sie in Richtung Bibliothek liefen. Die Deckenlampen flackerten – vielleicht verstanden die Soldaten der Gilde die Funktionsweise des elektrischen Systems nicht gut genug, um die Beleuchtung korrekt zu regeln.
Bis auf ein gelegentliches Knarren des Hartholzbodens unter ihren Schritten bewegte sich der kleine Trupp relativ lautlos voran. Vor einer geöffneten Kabinentür blieb Modo stehen. Im Licht der Gangbeleuchtung konnte man eine Pritsche erkennen. Auf den Laken zeichnete sich der Abdruck eines Körpers ab. Griff! Mit einem Satz sprang Modo in die Kammer und langte dorthin, wo er den Hals des Mannes
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