Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Hardy, der Erste Earl of Cranbrook, den Posten innehatte. Angestrengt suchte Modo nach all den Namen, die er gelesen hatte. Generäle, Generalmajore, Colonels … Er hatte die Namen von Offizieren der unterschiedlichsten Regimenter auswendig gelernt. Wem war dieser Soldat direkt unterstellt?
»Sir, haben Sie die Papiere?«
Modo holte Luft, dann stieß er einen Seufzer aus. »Ich muss sie verlegt haben.« Gerade wollte er die Wache mit einem schnellen Schlag in den Kiefer überrumpeln, als sein Blick auf das Abzeichen an der Brust des Mannes fiel. Der Corporal gehörte zu den Queen’s Own Cameron Highlanders! Aha!
»Captain Brooks wäre nicht erfreut, zu hören, dass sich mein Besuch verzögert. Es handelt sich um eine Befragung von höchster Dringlichkeit.«
Die Augen des Mannes weiteten sich. »Der Captain schickt Sie?«
Modo nahm eine aufrechtere Haltung an. »Selbstredend! Und ich kann ja wohl kaum einen Gefangenen genau vor Ihrer Nase entführen. Die Wahl liegt ganz bei Ihnen: Sie weisen mich ab und bekommen den Zorn Ihres Captains zu spüren, oder Sie lassen mich passieren. Wie entscheiden Sie sich?«
»Passieren Sie, Sir.« Er öffnete die Tür, hinter der ein dunkler Korridor lag.
»Danke, Corporal«, sagte Modo und schritt mit aller Autorität, die er aufbringen konnte, durch die Tür.
»Links entlang«, wies ihn die Oberschwester an und ging an Modo vorbei, um ihm in dem schmalen Gang vorauszugehen. Ungefähr alle drei Meter hing eine Gaslampe von der Decke, die dämmriges Licht verbreitete.
»Soll ich dem Patienten für die Unterredung Handschellen anlegen lassen?«, fragte sie.
»Ich halte nicht viel von Handschellen.«
Sie zuckte mit ihren gewaltigen Schultern. »Das ist natürlich Ihre Entscheidung.« Sie machte vor einer großen Eichentür halt und spähte durch den Türspion. »Er scheint zu schlafen. Ich rate Ihnen, Abstand zu dem Mann zu halten, Sir. Drinnen finden Sie links von der Tür eine Glocke. Läuten Sie, wenn Sie die Zelle wieder verlassen möchten. Sollte er gewalttätig werden, läuten Sie kräftig. Corporal Salton kommt dann so schnell wie möglich zu Ihnen.«
Modo hätte sich gewünscht, er wüsste, wie kräftig der Gefangene war.
»Ich verstehe«, erwiderte er, während die Oberschwester mit einem ihrer vielen Schlüssel aufsperrte.
Die Tür öffnete sich knarrend. Modos Muskeln spannten sich unweigerlich an.
Auf einer nackten Pritsche lag ein Mann. Kopf und Körper waren so fest in ein weißes Laken gewickelt, dass er wie eine ägyptische Mumie aussah. Nur ein Arm war unbedeckt.
»Sein Name ist Alexander King«, sagte die Oberschwester, während Modo eintrat. »Gelegentlich reagiert er, wenn man ihn mit seinem Namen anspricht.«
Mit einem dumpfen Rums fiel die Tür ins Schloss.
Modo ließ den Blick durch den Raum schweifen und prägte sich die Einzelheiten ein. Eine Gaslampe hing außer Reichweite von der hohen Decke. In der Nordwand der Zelle war oben ein vergittertes ovales Fenster eingelassen. Darunter bedeckten säuberliche Reihen dunkelroter Hieroglyphen die Wand. Hatte der Patient sie mit seinem eigenen Blut gezeichnet?
»Guten Tag, Sir«, sagte Modo.
Der Mann auf der Pritsche rührte sich nicht.
»Mr King, sind Sie wach?«
Keine Reaktion. Atmete der Mann überhaupt? Aber da sah er, dass sich die Brust des Patienten leicht hob.
»Mr King, mein Name ist Dr. Reeve, und ich bin hier, um Ihnen einige Fragen zu stellen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir antworteten.« Modo hatte keinen blassen Schimmer, was er fragen sollte. Er wusste nichts über King. Mr Socrates wollte ihn zweifellos auf die Probe stellen. King war ganz offensichtlich ein Krimineller, noch dazu ein geisteskranker Krimineller. Was hatte er getan? Das war ein Ansatzpunkt.
»Können Sie mir Ihre Beschäftigung nennen?«
Der Mann machte keinen Mucks. Das Laken war so eng um seinen Kopf gewickelt, dass Modo sich wunderte, dass es ihm überhaupt gelang, zu atmen.
»Mr King, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie kooperieren würden. Welcher Tätigkeit gehen Sie nach?«
King hob zitternd den rechten Arm, und mit den Fingern tastete er sein lakenbedecktes Gesicht ab. Der Unterarm wies noch eine leichte Bräune auf, wie Modo feststellte, aber der Oberarm war weiß wie Alabaster.
»Ah, Mr King, Sie sind wach.«
Der Mann war klein und drahtig. Vor seiner Inhaftierung musste er ein athletischer Typ gewesen sein. Modo trat an das Fußende der Pritsche. Wahrscheinlich könnte er King spielend
Weitere Kostenlose Bücher