Mission Clockwork
krank«, stellte sie fest und wich zurück. Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Westentasche und wischte sich die Hand ab. »Was hast du für eine Krankheit?«
»Nichts weiter«, flüsterte Modo. »Nur einen Husten. Ich bin seit ein paar Tagen nicht ganz auf dem Damm. Es ist nicht die Schwindsucht, falls Sie das denken.«
Auf ihrem bisher völlig gelassenen Gesicht machte sich jetzt ein sehr unbehaglicher Ausdruck breit. Modo spuckte einen Mundvoll Schleim aus und sie machte einen Satz zurück. Er musste fast grinsen, jetzt war er im Vorteil. Darauf hatte ihn Mr Socrates getrimmt: Finde die Schwäche deines Gegners und mach sie dir zunutze . Modo hustete abermals.
Hakkandottir wich bis zur Tür zurück und klopfte mit ihrer Metallhand daran.
Die Tür öffnete sich und Fuhr trat mit zischenden Gelenken ein. Der Foxhound trottete hinter ihm her. In den intelligenten Augen des Hundes flackerte etwas Wildes und auf seinem Schädel spiegelte sich das Licht. Erst nachdem er dreimal geblinzelt hatte, konnte Modo klar erkennen, dass der Kopf aus Metall geformt war. Wie war das möglich?
Fuhrs kalter Blick glitt über Modo hinweg und blieb an Hakkandottir hängen. »Er lebt noch.«
»Noch, ja. Sein Wissen über unsere Operation scheint begrenzt zu sein.«
»Ich könnte ihn befragen, wenn Sie das wünschen.«
Modo drehte es den Magen um.
Hakkandottir schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist nur ein kleines Rädchen. Allerdings ist sein Interesse an Featherstone und insbesondere an Sachsen-Coburg beunruhigend. Peterkin weià vielleicht nicht viel, aber ich vermute, seine Auftraggeber sind sehr viel besser informiert. Wir müssen schneller vorgehen. Ist die Verlegung abgeschlossen?«
»Ja. Den Versuchspersonen wurde das Laudanum verabreicht und man hat sie auf die untere Station gebracht.«
»Dann sind wir hier fertig. Sie erhalten bald ihre abschlieÃende Dosis.«
Fuhrs Arm zischte, als er auf Modo deutete. »Was ist mit ihm?«
Hakkandottir zuckte mit den Schultern. »Er ist jetzt wertlos, ebenso wie dieses Haus.« Sie schnippte mit ihrer Metallhand die Ãllampe vom Tisch und sofort loderten die Flammen über den FuÃboden. Fuhr, der Hund und Hakkandottir gingen durch die Tür und schlossen sie hinter sich, ohne sich noch einmal umzublicken.
Flammenzungen tanzten um Modo. Das polierte Hartholz entzündete sich rasend schnell. Modo kämpfte gegen die Ketten und kickte mit den FüÃen, um von dem Holzstuhl loszukommen. Tharpa hatte ihm nicht beigebracht, was er in einer solchen Situation tun sollte.
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Die Wolfskrankheit
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A n demselben Abend traf ein Brief im Langham-Hotel ein und wurde unter der Tür des Zimmers 443 hindurchgeschoben. Octavia Milkweed runzelte die Stirn, legte den zerfledderten Band von Frankenstein auf den Lesetisch und hob das Schreiben auf. Sie las es, lernte den Inhalt auswendig, zündete es dann an der Kerze an und lieà das Papier im Messingwaschbecken verbrennen. Sie drehte den Wasserhahn auf und spülte die Asche den Abfluss hinunter.
Nachdem sie sich das Rouge von den Wangen geschrubbt hatte, zog sie sich schäbige graue Kleidung an und stopfte ihr Haar unter eine schlichte Haube. Wenn sie sich im Hotel in diesem Aufzug zeigte, würde ein Portier sie nach drauÃen in die Gosse werfen. Octavia schob die schweren Vorhänge zur Seite und trat durch das bodentiefe Fenster auf den sehr schmalen französischen Balkon hinaus. Ein Zimmer im vierten Stock war für diese Art von Arbeitseinsätzen keine kluge Wahl gewesen, aber zumindest ging das Zimmer zur Bond Street hinaus, die viel weniger geschäftig war als die Regent Street, vor allem um diese Uhrzeit, wenn die Büroangestellten schon nach Hause gegangen waren. Sie kletterte mühelos nach unten und sprang auf den Boden. Während sie die Bond Street entlangging, las sie vor ihrem inneren Auge nochmals den Brief. Er war klar und präzise formuliert. Sie nahm an, dass Schreiben dieser Art an Agenten überall in der Stadt geschickt wurden â sogar überall in England und in anderen Regionen der Welt. Jedem Rädchen der Organisation wurde seine Aufgabe zugewiesen. Bei dem Gedanken an die GröÃe der Organisation konnte einem schwindlig werden. Vielleicht war sie aber auch die einzige Agentin, die in dieser Nacht unterwegs war.
Nein, das ganz sicher nicht. Sie vermutete, dass
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