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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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verspürte einen kurzen Stich im Herzen.
    Â»Nun, wegen welcher Kandidatin sind Sie gekommen?«
    Â»Meine Herrin sagte, sie wünsche, Genaueres über Ester McGravin zu erfahren.«
    Die Frau zog eine Augenbraue hoch, fuhr sich dann mit der Zunge über die Lippen und zeigte dabei ihre falschen Zähne aus Holz.
    Â»Ester ist erkrankt.«
    Â»Krank? Meine Herrin wird nicht erfreut sein, das zu hören. Sie benötigt umgehend einen Ersatz.«
    Â»Ich habe andere Mädchen hier, die in ihrer Ausbildung schon sehr viel weiter sind.«
    Â»Mylady hat auf Ester McGravin bestanden. Welche Krankheit hat das Kind denn?«
    Â»Ein Fieber. Sie wird zweifelsohne in wenigen Tagen wieder gesund sein. Bitte suchen Sie uns das nächste Mal mit ihrer Anfrage tagsüber auf. Das wäre eine passendere Zeit.«
    Octavia nickte. »Ich werde Lady Mordray Bericht erstatten und wiederkommen, falls sie es wünscht.«
    Die alte Gouvernante schloss mit einem dumpfen Schlag die Tür und Octavia trat auf die Straße zurück und grübelte über ihren Auftrag. In dem Brief hatte klar gestanden, sie müsse unverzüglich Ester McGravin persönlich treffen und sich ein Bild von ihrem Zustand machen und insbesondere – man stelle sich vor – vom Aussehen ihrer Schultern. Über Ester wusste sie nur, dass ihr Haar rot und sie zehn Jahre alt war.
    Octavia ging bis zur nächsten Straßenecke und schaute in alle Richtungen, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. Dann bog sie um die Ecke und entdeckte eine Gasse, die zur Rückseite des Waisenhauses führte. Sie verbarg sich hinter einem Busch. Normalerweise würde sie ein Haus tagelang observieren und die Gewohnheiten der Bewohner studieren, bevor sie irgendwo einbrach. Old Taff hatte ihr das beigebracht. Aber so viel Zeit hatte sie diesmal nicht.
    Nur ein Licht brannte in dem Gebäude. Also wählte sie ein Fenster der Hauptetage, das weit davon entfernt lag. Sie klomm lautlos empor und zerrte mit Gewalt am Rahmen. Das Fenster öffnete sich quietschend. Octavia steckte ihren Kopf in den Raum und lauschte. Sie hörte jemanden schnarchen, dann einige tiefe Atemzüge und wieder Schnarchen. Ein Bettgestell aus Metall glänzte im fahlen Mondlicht. Leise kletterte sie auf das Fensterbrett und senkte langsam ihre Füße auf den Boden im Inneren, während sie darauf wartete, dass ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnten. Bald konnte sie drei Betten ausmachen, in denen jeweils drei Mädchen lagen, wie die Sardinen zusammengepfercht. Warum ein weiteres Bett kaufen, wenn man mehrere Kinder in eins stopfen konnte. Sie erinnerte sich an diese Zeiten nur allzu gut. Ein Mädchen schnarchte laut. Octavia war dankbar dafür. Das würde die Geräusche übertönen, die sie selbst verursachte. Sie schlich über den Holzfußboden, der missmutig knarrte, zur Tür, öffnete sie und spähte in den Gang.
    Â»Was woll’n Sie ’n hier?«, fragte eine dünne Stimme hinter ihr im Zimmer.
    Octavia erstarrte.
    Â»Miss. Miss. Was woll’n Sie hier?« Das Mädchen, das Octavia die Haustür geöffnet hatte, saß aufrecht im Bett und rieb sich die Augen.
    Â»Ich führe eine Inspektion durch«, flüsterte Octavia und trat an das Bett des Mädchens. »Schlaf weiter.«
    Â»Kann nich’ schlafen. Mein Ohr tut mir weh. Was suchen Sie denn?«
    Â»Ich bin hier, um Ester McGravin zu sehen.«
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Ester? Warum?«
    Â»Weil wir verdammt gute Freundinnen sind.« Octavia fiel es nicht schwer, in ihre frühere Sprache zurückzufallen.
    Das Mädchen blinzelte. »Freundinnen? Und Sie wollen se hier rausholen, bevor se aufs Schiff nach Australien muss oder schlimmer?«
    Â»Na, sicher doch! Hast du ’ne Ahnung, wo sie se versteckt haben?«
    Â»Ester hat die Wolfskrankheit.« Das Mädchen sagte das, als wäre damit die Frage umfassend beantwortet.
    Â»Die Wolfskrankheit?«
    Â»Ja. Sie heult und bellt. Sie is’ nur los, um Eier zu holen, und war zwei Wochen weg. Dann is’ se wieder aufgetaucht und war ganz haarig. Sie hat die Wolfskrankheit.«
    Â»Ich verstehe. Ich will immer noch gern wissen, wo sie jetzt ist. Wir sind schon lange Freundinnen.«
    Â»Im Keller, wo die bösen Mädchen hinkommen.«
    Â»Wie komme ich da hin?«
    Â»Ich zeig es Ihnen.«
    Das Mädchen wieselte an

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