Mission Clockwork
vergessen?«, fragte Modo.
Mr Socrates wirkte einen Augenblick lang verblüfft. »So, so. Du hast ein wenig mehr Rückgrat bekommen. Gut. Aber werde nicht respektlos.« Er pochte einmal mit seinem Spazierstock auf den FuÃboden. »In einer Hinsicht hast du versagt.«
»Und in welcher?«
Mr Socrates zog einen Teil der Londoner Times hervor und reichte ihn Modo. Unten auf der Seite entdeckte er eine Schlagzeile: »Entlaufener Häftling brannte Haus nieder.«
Modo las rasch den Artikel.
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Das Haus in der Balcombe Street Nummer 22 ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Niemand wurde in dem Gebäude gefunden und der Eigentümer, ein gewisser Mr Arden Munsen, befindet sich derzeit in Indien. Zeugen berichten allerdings von einem Häftling, der aus den Flammen floh und einen verwirrten Eindruck machte. »Er war entstellt«, erklärte ein Beobachter. »Den Behörden sollte es nicht schwerfallen, ihn aufzuspüren.«
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Modo wurde übel, als er sich daran erinnerte, wie eine Frau bei seinem Anblick sogar in Ohnmacht gefallen war. Dann kam ihm ein entsetzlicher Gedanke: Seine Feinde würden den Artikel auch lesen und somit wissen, dass er entkommen war. Bei der Vorstellung, die rothaarige Frau würde sich zu seiner Vernichtung aufmachen, stieg Panik in ihm hoch. Allerdings, so tröstete er sich, hatten sie keine Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen, und keine Ahnung, wie er in Wirklichkeit aussah.
Mr Socrates nahm die Zeitung wieder an sich. »Für gewöhnlich schätze ich es nicht, wenn Beschreibungen meiner Agenten veröffentlicht werden.«
»Es wird nicht wieder vorkommen, Sir«, erwiderte Modo. »Das nächste Mal bleibe ich einfach im Feuer und verbrenne.«
Mr Socrates lieà tatsächlich ein leises Lachen vernehmen. »Du zeigst jetzt, was in dir steckt. Ich bin stolz auf dich.«
Modo fühlte sich geschmeichelt.
Es klopfte an der Tür und Tharpa steckte den Kopf ins Zimmer. Zur BegrüÃung nickte er Modo zu und wandte sich dann an Mr Socrates: »Miss Milkweed ist eingetroffen.«
»Bring sie herauf.«
Tharpa nickte und ging.
Modo war noch enttäuscht darüber, dass Tharpa nicht einmal ein »Schön, dich zu sehen« für ihn übrig hatte, als er plötzlich begriff, was Tharpa gesagt hatte.
»Miss Milkweed?«, fragte Modo hoffnungsvoll.
»Ja. Octavia ist eingetroffen. Ich muss sagen, es war ein schönes Stück Detektivarbeit, sie ausfindig zu machen.«
Modo richtete sich erschrocken auf. »Sie ist auf dem Weg zu uns?«
»Ja.«
»Also, sie darf mich so nicht sehen.«
»Wie?«
»Ich bin nicht anständig gekleidet.« Modo blickte sich verzweifelt nach Kleidungsstücken um. Wenn er seine Rippen bewegte, zuckte er zusammen. Er warf sich den ausladenden Morgenrock über, der an einem der Bettpfosten gehangen hatte, und sein Buckel verschwand unter den weiten Falten.
»Spar dir derartige Prüderie, Modo. Sie ist eine professionelle Agentin und hat schon Schlimmeres gesehen als einen jungen Verwundeten.«
»Wo ist meine Maske? Ich möchte nicht, dass sie mein Gesicht sieht.« Er hatte beabsichtigt, das als ruhige ÃuÃerung vorzubringen, stellte aber selbst fest, dass es wie ein Gewinsel klang.
»Ah, jetzt verstehe ich. Du empfindest mehr als nur Scham. Nun, du solltest dich nicht immer auf deine Maske verlassen. Warum veränderst du nicht einfach dein Gesicht?«
»Die Zeit reicht nicht.«
»Doch, wenn du dich konzentrierst.«
Welches Gesicht hatte er gleich verwendet? Ach ja, das des Ritters natürlich. Seine Knochen und Muskeln kannten dieses Gesicht gut. Er modellierte den Kiefer und stellte sich seine Nase gerade und makellos vor. Nur das Gesicht, mehr musste er nicht verwandeln. SchweiÃperlen standen ihm auf der Stirn. Sein klopfendes Herz drückte gegen das Brustbein. Er lieà seine Nase gerade werden.
DrauÃen vor der Zimmertür hallten Schritte wider. Sie stieg gerade die Treppe hoch, unterhielt sich mit Tharpa. Er erkannte den Klang ihrer Stimme wieder, konnte allerdings keine Worte aufschnappen.
Modo lieà seine Ohren schrumpfen und tiefer rutschen. Der Schweià tropfte ihm jetzt in die Augen.
»Du verpfuschst es«, schimpfte Mr Socrates. »Deine Augen sind ungleich. Konzentriere dich. Du hast das schon tausendmal gemacht.«
Die Schritte kamen näher. Octavia lachte leise. Und
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