Mission Clockwork
ekelhaft.«
Oppie spürte, wie ihm ein schweres Seil über die Schultern gestreift wurde und man ihn rasch fesselte. Dann versetzte ihm jemand einen StoÃ. Während er ins Leere fiel, konnte er gerade noch einen kurzen Schrei ausstoÃen, bevor er von dem Seil zurückgerissen wurde. Mit der Schädeldecke schlug er so heftig gegen irgendetwas, dass in seinem Kopf kleine Sternchen aufblitzten. Der Geruch verursachte ihm Ãbelkeit. Er fürchtete, er würde sich in dem Sack übergeben müssen und ertrinken. Oppie biss die Zähne aufeinander, um sich zu beherrschen.
Hände packten ihn und richteten ihn in dem knietiefen Wasser auf. Nein, das war kein normales Wasser, stellte er fest, als er einen Schritt machte. Zu dickflüssig. Abwässer! Ein paar Minuten lang schubsten und zerrten sie ihn durch die Kloake. Dann taumelte er auf festen Boden und hinter ihnen schloss sich eine Tür. Wo auch immer sie sich jetzt befanden, der Geruch war nur wenig besser.
Eine männliche Stimme mit aristokratischem Tonfall fragte: »Warum ist der Junge hier?«
»Das isâ mein Sohn«, sagte der Mann neben Oppie, während er ihn vorwärtsstieÃ. »Achten Se gar nichâ auf ihn.«
Eine andere vornehme Stimme mischte sich ein: »Warum trägt er einen Sack über dem Kopf?«
Jemand durchschnitt die Schnur um seinen Hals, riss den Sack von Oppies Kopf und mit ihm ein Büschel Haare.
»Besser?«, wollte der Mann wissen.
Das Licht einer Lampe blendete Oppie. Dr. Hyde blickte auf ihn herab. Die speziellen Linsen, die er trug, vergröÃerten seine Augen, sodass er wie ein groÃes Insekt wirkte. Hinter ihm am Ende des Raums standen mehrere Männer in eleganten Mänteln. Zwei starrten ihn an, während die anderen abwesend ins Leere blickten. Neben ihnen beugte sich eine rothaarige Frau in einem schwarzen Jackett und Hose über einen Schreibtisch. Eine Frau in Hosen? So etwas hatte Oppie im Leben noch nicht gesehen.
Einer der jungen Männer kam ihm bekannt vor. Er konnte nicht lesen, aber er sammelte Zeichnungen und Fotografien der Königsfamilie, die er an die Wand klebte, mit Queen Victoria an der Spitze. Der junge Mann sah haargenau so aus wie Prinz Albert, der Enkel der Königin und der Zweite in der Thronfolge. Warum sollte ein Prinz sich in der Kanalisation aufhalten?
Der Doktor streckte die Hand aus und tätschelte Oppies Schulter. »Du wirkst verängstigt.«
»Bin ich gar nicht«, widersprach er groÃspurig, obwohl er kurz davor war, sich in die Hose zu machen.
»Gut. Ein mutiger junger Mann. Ich habe jetzt noch einiges mit diesen Gentlemen zu erledigen â wenn du mich entschuldigen möchtest.«
Er ging hinüber zu einer Reihe von Bechergläsern, die von Kerzen erhitzt wurden. Mithilfe einer Zange hob er eines an, klopfte mit dem Finger gegen das Glas und wandte sich dann einem jungen Gentleman zu, der neben Prinz Albert stand. Während die Haut des Prinzen auffallend blass war, sah dieser junge Mann sonnengebräunt und kräftig aus.
»Sie sind an der Reihe, Mr Featherstone.«
Der junge Mann blinzelte mehrmals und entgegnete: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt trinken will.«
»Na, kommen Sie schon, es ist ein ungemein bedeutsames Experiment. Ihre Kameraden haben eingewilligt, daran teilzunehmen, und Sie haben bereits die Dokumente unterzeichnet. Sie werden damit in die Geschichte eingehen.«
»Warum erinnere ich mich nicht, wie ich in diesen Raum gelangt bin? Wollten wir Sterne beobachten.«
»Sterne?« Die Frau, die am Tisch stand, lieà ein verächtliches Schnauben vernehmen. »Seien Sie ein Mann, Mr Featherstone. Ihr Vater würde sich für Sie schämen.«
»Ich habe keine Angst«, erwiderte er, griff nach der Phiole und leerte das Gläschen in einem Zug. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und mit der Hand griff er sich ruckartig an den Kopf. Ein Ausdruck blanken Entsetzens huschte über sein Gesicht, so grauenhaft, dass es Oppie den Atem verschlug. Featherstones Beine gaben nach, aber er wurde von einem Handlanger des Doktors aufgefangen.
»Sie stehen gleich wieder sicher auf den Beinen, Mr Featherstone«, erklärte Dr. Hyde. »Und Ihr Geist wird leer sein wie ein weiÃes Blatt Papier.«
Wenige Augenblicke später konnte Featherstone, wie angekündigt, wieder ohne fremde Hilfe stehen. In seinen Augen lag ein
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