Mission Clockwork
trat näher an ihn heran.
Der Prinz schwankte kraftlos. Fuhr packte seine baumelnde Hand und drückte zu. Ein deutliches Knacken war zu vernehmen und der Prinz fiel auf die Knie.
»Lassen Sie los«, rief er mit schmerzverzerrter Stimme. »Ich bitte die Richter, so nachsichtig als möglich mit Ihnen zu verfahren.«
Fuhr hob ihn mit einer Hand hoch und beförderte ihn zurück auf den Tisch. Der Prinz verzog das Gesicht und hielt sich den Arm.
»Und auch du bleibst, wo du bist, Junge«, befahl Fuhr mit einem drohenden Blick zu Oppie, »oder ich reià dir beide Arme aus.«
Oppie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Dr. Hyde trat ein, in den Händen einen Tastzirkel und zwei Fläschchen. Er trug ein dickes Monokel, hinter dem sein Auge stark vergröÃert wirkte.
»Oh, ihr seid beide wach. Ich muss die Chloroformdosierung korrigieren«, sagte er kopfschüttelnd.
»Was haben Sie mit uns gemacht?«, fragte der Prinz.
»Dz, dz, dz, das verstehen Sie nicht. Sie werden bald das Herz eines Giganten sein.«
»Sind Sie nicht ganz bei Trost? Ich werde diese verabscheuenswerte Flüssigkeit nicht noch einmal trinken.«
»Doch, das werden Sie«, widersprach Fuhr. Er griff nach dem Fläschchen und quetschte das Handgelenk des Prinzen so lange zusammen, bis der vor Schmerz nach Luft rang und die Tinktur trank, wobei ein wenig Flüssigkeit über sein Kinn perlte. Prinz Albert zitterte leicht und seine Augen wurden glasig.
Der Doktor drehte sich mit dem zweiten Fläschchen zu Oppie um. »So, mein Junge, auch du sollst deine Dosis erhalten. Doch da du noch nicht ganz ausgewachsen bist, verändert der Trank nicht nur deinen Geist, sondern auch deinen Körper. Dz, dz, dz, schau nicht so ängstlich. Wie ich mich entsinne, hat dir mein kleiner Metallvogel gefallen: Nun, du wirst genau wie der Spatz â nein, du wirst sogar ein kleiner Gott werden, der nie ermüdet. Und all die kleinen Götter und der junge Prinz vereinen sich zu einem groÃen Gott. Verstehst du? Es ist so einfach.«
Für Oppie war das alles Kauderwelsch. Er begriff, dass ihm keine Wahl blieb, und so trank er die Flüssigkeit, ohne sich zu wehren. Sie kribbelte in seinem Hals und hatte einen süÃen Nachgeschmack. Wenig später bekam er das Gefühl, zu schweben, als ob er auf einem Berg Watte läge. Es dauerte nicht lang und er schlief ein.
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Als Oppie wieder erwachte, pochte sein ganzer Körper vor Schmerzen. Sosehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht einmal den kleinen Zeh bewegen.
»Setz dich auf!«, forderte eine Frau zuckersüÃ.
Sein Körper reagierte automatisch auf den Befehl.
»Schau mich an!«, befahl sie und er wandte den Kopf, bemerkte zunächst, dass der Prinz verschwunden war, und richtete dann seine Augen auf eine rothaarige Frau, die auf einem Stuhl neben ihm saÃ. Sie reichte ihm ein Fläschchen.
»Trink das.«
Oppie wollte nicht danach greifen, aber seine Hand tat es trotzdem und schon brannte die Flüssigkeit in seinem Rachen. Er erschauderte und Tränen stiegen ihm in die Augen. Während er sich unter wahnsinnigen Krämpfen krümmte, erhaschte er flüchtige Blicke auf seinen Körper: Die Muskeln wuchsen an, auf seiner Haut bildeten sich unregelmäÃige, haarige Stellen. Ein beherrschter Zorn schwoll in seinem Herzen und machte ihn stärker.
Als die Krämpfe abgeklungen waren, sagte die Frau: »Endlich. Du warst der Letzte. Wir haben dir eine gute Kammer reserviert, ganz in der Nähe des Herzens. Komm mit mir.«
Er kletterte vom Tisch, unfähig, sich ihren Anweisungen zu widersetzen. Als er ihr in einen gröÃeren Raum folgte, kam er an dem Schreibtisch vorbei, auf dem zwischen Papierstapeln ein mechanischer Spatz saÃ. In seinen Augen glitzerte Spott.
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22
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In den Ruinen
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M odo spürte einen leichten Stoà gegen die Schulter und schlug seine verklebten Augen auf. Mr Socrates stand neben seinem Bett und pochte ungeduldig mit dem Spazierstock auf den Boden.
»Zeit, aufzustehen.«
»Haben Sie mir Tee, Toast und weich gekochte Eier gebracht?«
Mr Socrates lachte. »Wie ich sehe, ist dein Sinn für Humor mit dir gemeinsam erwacht. Du wirst dich selbst um dein Frühstück kümmern müssen.«
Modo blickte auf die Uhr, die auf dem Schreibtisch stand. »Es ist halb sieben. Ich habe kaum geschlafen.«
»Das muss
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