Mission Clockwork
Standbild. »Ich empfinde keinerlei Mitleid mit dem reichen Dummkopf. Er hat sein Vermögen für Statuen ausgegeben, welche die Reisenden beeindrucken sollen, bevor er überhaupt die Gleise verlegen lieÃ.«
Von der Bahnsteigkante aus blickte Modo in den Tunnel und stellte sich vor, wie Passagiere mit der Bahn darin verschwanden. Wenn ein Feuer ausbräche, säÃen sie unter Tonnen von Erde und Fels in der Falle.
Sie entdeckten Stufen, die zu den Gleisen hinunterführten, und einige Minuten lang folgten sie schweigend den Schienen. Der glatte Felsboden wurde schroffer. Plötzlich lieà ein ohrenbetäubendes, kratzendes Geräusch sie beide erschaudern.
»Mach das Licht aus«, flüsterte Octavia, als es eine Sekunde lang abriss.
Modo schaltete die Taschenlampe aus und bemerkte einen gedämpften Schimmer in der Ferne. Lautlos marschierten sie darauf zu und kletterten über alte Schwellen, die nie verlegt worden waren. Das Licht wurde heller und es zeigte sich, dass sie auf einen weiteren Stollen zuliefen, der mit dem, in dem sie sich gerade befanden, ein T bildete. Mittlerweile war der Tunnel um sie herum so schmal geworden, dass sie hintereinander laufen mussten. Modo ging voran. Jetzt konnten sie deutlich ein Hämmern und das Kreischen von Maschinen hören.
Sie blieben stehen, hielten sich im Dunkeln und beobachteten die Gleise in dem angrenzenden Tunnel. Drei Kinder schlichen vorüber. Sie waren klein, aber muskulös und machten einen Buckel. Seile waren an den Bolzen in ihren Schultern befestigt und daran zogen sie einen kleinen Schienenwagen hinter sich her, der mit Metallstangen beladen war. Zwei Männer in Paletots bewachten die Kinder.
»Die benutzen sie als Lasttiere«, wisperte Octavia.
»Sie scheinen irgendwas zu bauen«, überlegte Modo, als ein weiterer Wagen vorübergezogen wurde. »In den Karren sind jede Menge Stangen und Zahnräder aus Metall. Und Kohle transportieren sie auch.«
Insgesamt kamen neun Kinder vorbei.
Modo tippte Octavia auf die Schulter und deutete auf zwei groÃe Foxhounds, die neben dem dritten Wagen herliefen. Das Tier, das ihnen am nächsten war, drehte seinen wuchtigen Kopf ungemein langsam in ihre Richtung und blieb stehen. Modo hielt den Atem an. Dann wandte sich der Hund ab und trottete weiter durch den Tunnel. Der andere folgte. Kurz darauf herrschte wieder Ruhe.
Octavia klopfte Modo auf die Schulter und bedeutete ihm, weiterzugehen. Er schlich ein paar Meter voraus und blickte an der Kreuzung prüfend in beide Richtungen. Gaslampen hingen an Drähten unter der Decke. Der zweite Stollen wirkte neu. Nach rechts erstreckte er sich bestimmt noch mindestens hundert Meter, in der anderen Richtung endete er vor einer Reihe groÃer Ladetore. Durch die Tore drang der Klang eines Nebelhorns.
»Dahinter muss die Themse liegen«, stellte Modo fest. »Komm!«
Sie traten in den anderen Tunnel hinaus und näherten sich an der Felswand entlang den Toren. Daneben befand sich eine kleine Tür. Modo beugte sich vor, hielt sein Ohr dicht daran und lauschte. Möwen. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit.
Ein Stück von ihm entfernt stand Fuhr und paffte eine Zigarre. Modo erhaschte einen flüchtigen Blick auf die schmiedeeisernen Bögen der Blackfriars Bridge in der Ferne. Sie hatten unterirdisch eine gröÃere Entfernung zurückgelegt, als er gedacht hatte. Modo wich zurück, zog die Tür wieder zu und legte einen behandschuhten Zeigefinger an seine Lippen.
Nachdem sie an ihren Ausgangspunkt zurückgeschlichen waren, flüsterte er: »Fuhr stand da drauÃen.«
»Na groÃartig«, erwiderte Octavia sarkastisch. »Was führen sie im Schilde?«
Es gab unzählige Möglichkeiten. Sicher war nur, dass sie einen zerstörerischen Plan verfolgten. An was arbeiteten sie hier unter der Stadt, verborgen vor der Polizei und dem Parlament?
»Vielleicht konstruieren sie eine riesige Waffe?«, sagte Modo schlieÃlich.
»Aber die könnte ganz sicher auch woanders gebaut werden.«
Modo warf einen Blick in Richtung Ladetore, um sich zu vergewissern, dass die Tür nicht aufgegangen war. Wenigstens würde er Fuhr kommen hören, da er ja zischte und dampfte wie ein Teekessel. Das metallische Hämmern, das vom anderen Tunnelende herüberdrang, wurde lauter.
»Zumindest wissen wir, was sie mit den Kindern anstellen«, sagte er. »Sie
Weitere Kostenlose Bücher