Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
ich überzeugt, dass es schon ein Erfolg wäre, die Chance auf die Olympischen Spiele zu wahren.
Im ersten Spiel taten wir uns extrem schwer. Wir spielten gehemmt, verkrampft und zu zögerlich. Erst in der Verlängerung konnten wir uns gegen die Tschechen durchsetzen. Einen Tag später zeigten wir gegen die Türken unser bestes EM-Spiel. Mit 79:49 zerlegten wir sie und waren somit direkt und vorzeitig für die Zwischenrunde qualifiziert. Danach kassierten wir allerdings heftig Prügel.
Niederlage eins gegen Litauen. Nach einem guten Start und knapper Führung gelang uns plötzlich neun Minuten lang kein Punkt mehr. Die Litauer hingegen erzielten sechs Dreier und zogen 18 Punkte davon. Dann die Wende. Vier Korbleger von Nowitzki, ein Dreier von Robert Garrett. Nur noch 13 Punkte zurück. Zu Beginn des letzten Viertels traf Johannes Herber, erstmals schrumpfte der Rückstand auf unter zehn Zähler. Fünf Nowitzki-Punkte in Folge, dazu ein Dreier von Pascal Roller. Wir waren nur noch zwei Punkte schlechter als Litauen. 60 Sekunden vor dem Ende punktete Nowitzki wieder, obwohl er rückwärtstaumelte. Als noch zehn Sekunden zu spielen waren, brachte uns Dirk noch einmal ran. Vier Sekunden vor dem Schluss stand es 80:82. Ademola Okulaja bekommt den Ball, steigt zum Korbleger hoch – und begeht ein Offensivfoul. Statt in die Verlängerung zu gehen, verloren wir 80:84.
Drei Tage später hatten wir gegen Frankreich das Nachsehen. Und dann auch noch gegen Slowenien. »Das waren nicht die Jungs von Bauermann, sondern vom Ballermann«, spottete der spanische Radiosender Candea Ser . Die Madrider Sporttageszeitung Marca schrieb von einer »Demütigung und Erniedrigung«. Mit 30 Punkten Rückstand ließen wir uns tatsächlich erniedrigen. Das war die schlechteste Leistung, die ich von einer deutschen Nationalmannschaft in meiner Amtszeit erlebt hatte. Dennoch sagte ich der Mannschaft, dass wir die Chance hätten, »wie ein Phönix aus der Asche zurückzukommen, den Hebel umzulegen, unser wahres Gesicht zu zeigen. Es ist nicht entschuldbar, dass wir uns als Mannschaft auseinandernehmen lassen. Das einzig Gute ist, dass wir noch 40 Minuten Zeit haben, um zu zeigen, dass wir auch gut spielen können. Wir haben noch die Chance, dass die Basketballwelt wieder ganz anders aussieht.«
Doch um die Basketballwelt wieder aus deutscher Sicht ins rechte Licht zu rücken, mussten wir gegen niemand anderen als gegen die Italiener gewinnen. Eine Herkulesaufgabe. In 16 Spielen konnten wir bei großen Turnieren kein einziges für uns entscheiden. Natürlich zählen solche Statistiken überhaupt nicht für mich. Wenn wir uns von einer Zahl beeindrucken lassen würden, bräuchte man in einem Turnier gar nicht erst anzutreten. Die Italiener waren gut, wir mussten einfach besser sein. Noch so ein Debakel wie gegen Slowenien durfte es nicht geben. Wir waren schließlich keine Ballermänner, kein zweitklassiges Ensemble und keine in die Jahre gekommenen Versager. Das wussten alle. Jeder wollte das Gegenteil beweisen. Jeder wollte unbedingt zu den Olympischen Spielen, an denen seit 1992 kein deutsches Team mehr teilgenommen hatte.
Aber man spürte auch eine Verunsicherung. Die Spieler strotzten nach drei Pleiten in Folge nicht vor Selbstvertrauen. Vor mir saßen keine Männer, die eine 100-prozentige Selbstsicherheit ausstrahlten, die Italiener zu besiegen. Der Tank war leer – unser Ziel in großer Gefahr. Jetzt brauchten sie den »Schuss in den Arm«. Die Zusatzspritze an Motivation.
Wir stellten einen Beamer in die Kabine und zeigten, kurz bevor ich die Jungs aufs Feld schickte, Bilder von den Olympischen Spielen 1992. Sie sahen, wie Detlef Schrempf bei der Eröffnungszeremonie einlief. Sie sahen, wie eine deutsche Basketballnationalmannschaft bei einem olympischen Turnier spielte. Sie hörten die Nationalhymne. Außerdem hatten wir aus der Reihe Olympic Moments , die CNN ausgestrahlt hatte, Szenen zusammengeschnitten. Sie sahen den katastrophalen Sturz von Skifahrer Hermann Maier. 40 Meter flog er 1998 in Nagano durch die Luft, rutschte durch zwei Fangnetze und blieb erst im Tiefschnee liegen. Wie durch ein Wunder erlitt er nur leichte Verletzungen an Knie und Schulter. Drei Tage später nahm er am Super-G teil und gewann sensationell Gold. Auch im Riesenslalom siegte er. Eine übermenschliche Leistung, so zurückzukommen. Wir zeigten ihnen Eddie the Eagle, den durchgeknallten britischen Stuckateur, der einmal in seinem Leben an Olympischen
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