Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
ich nur einen einzigen Satz: »Steht auf, duscht – über alles andere reden wir im Hotel.«
Es war das schmerzlichste Aus, der bitterste Moment in meiner Bundestrainerkarriere. Und es tat mir für die Spieler ungeheuer leid. Aber ich war überzeugt, dass sie daraus gestärkt hervorgehen würden. Sie würden ihre Kraft aus dem WM-Kapitel Türkei ziehen, so wie ich sie aus meinen Griechenlandabenteuern gezogen habe.
»Nach Dirks Ansprachen hätte ich durch eine Wand rennen können.« Ein Interview mit Dirk Nowitzki
»Nach Dirks Ansprachen hätte ich durch eine Wand rennen können.«
Ein Interview mit Dirk Nowitzki
Dirk Nowitzki ist Deutschlands bester Basketballer – mit den Dallas Mavericks wurde er 2011 NBA-Meister und nach diesem Erfolg von den Sportjournalisten zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt. Unter der Regie von Bundestrainer Dirk Bauermann errang Nowitzki mit Deutschland 2005 den Titel des Vize-Europameisters und schaffte es, sich für die Olympischen Spiele 2008 in Peking zu qualifizieren. Nach der Europameisterschaft 2011 traten beide Dirks aus der Nationalmannschaft aus. Hier verrät der Superstar, was den Trainer Bauermann auszeichnet.
Dirk, als ihr das Halbfinale beim Olympia-Qualifikationsturnier in Athen verloren und in eurem Frust gar nicht an die verbleibende Chance im Spiel um Platz drei gedacht habt, hat Dirk Bauermann Folgendes zur Mannschaft gesagt: »Morgen, das verspreche ich euch, machen wir eines klar: schlechtes Essen und guten Sex. Das werden wir nämlich in Peking bekommen. Schlechtes Mensaessen und guten Sex.« Welche besonderen Kabinenansprachen sind dir noch in Erinnerung geblieben?
Das war schon ein absoluter Höhepunkt. Danach waren alle blöd am Grinsen und irgendwie war der Ärger über die Niederlage verflogen. Man hat allen angesehen, dass sie unbedingt nach Peking wollten. Was ist mir sonst in Erinnerung geblieben? Er hat uns schon aufgefordert, dem Gegner das Herz herauszureißen. Manchmal hat man echt gedacht: »Hat er das wirklich gesagt?« Oder: »Wie kommt er jetzt da nur wieder drauf?« Es kam schon vor, dass ich vor einem Spiel in der Kabine saß, meine Schuhe anzog und nur dachte: »Ja, jetzt also wieder Basketball.« Und nachdem Dirk mit seiner Ansprache fertig war, hätte ich durch die Wand rennen können. Solche Ansprachen muss ein Trainer draufhaben. Manchmal ist Motivation noch viel wichtiger als Taktik. Die besten Trainer sind die, die Motivation und Taktik miteinander verbinden. Und das macht er gut.
Und es wurde nie langweilig, ihm über so viele Jahre zuzuhören?
Das könnte man als Außenstehender vielleicht vermuten. Wenn man so lange wie er Trainer ist, ist es irgendwann schwer, immer neue Ansprachen zu finden und immer noch so zu den Spielern zu reden, dass sie danach vor Begeisterung und Willen platzen. Aber dem ist überhaupt nicht so. Dirk ist ein unglaublicher Motivator, dem es immer wieder gelingt, neue Ressourcen aus uns Spielern herauszukitzeln. Seine Ansprachen wiederholen sich nicht. Er erfindet sie immer neu. Und was er sagt, ist nicht platt, blöd oder sonstiges Blabla. Seine Worte passen zur Situation. Und das ist ihm nicht nur bei der Nationalmannschaft gelungen, wo es per se schon mal etwas Besonderes sein sollte, dabei sein zu dürfen. Er macht auch alten Hasen und ausgebufften Amerikanern im Verein Beine. Ich habe selten einen Menschen getroffen, der so hinter einer Sache steht wie er, dessen Herz so an etwas hängt, wie es bei Dirk der Fall ist. Mit ihm zu arbeiten war wirklich ein Vergnügen. Und das sage ich jetzt hier nicht, um zu schleimen.
Es gab mal einen nicht ganz unwichtigen Machtkampf zwischen dir und Dirk. Bei der EM 2005. Die Mannschaft hatte gerade gegen Italien verloren …
Wir haben wirklich unheimlich schlecht gespielt. Alle haben in der Halbzeit und später in einer Auszeit durcheinandergeredet. Jeder von uns meinte, seinen Senf zur Lösung beitragen zu müssen. Da hatten wir plötzlich ganz viele Möchtegern-Trainer beisammen. Jeder hat gemotzt. Jeder dachte, dass er einen Plan hat. Das war wirklich chaotisch. Und da hat Dirk uns einen verbalen Kinnhaken verpasst, der uns alle ruhiggestellt hat. »Es gibt nur noch eine Stimme, die jetzt und ab sofort die taktische Marschrichtung vorgibt – und das ist meine.« Das war ganz wichtig. Die Vorbereitung zu diesem Turnier war ja ganz schlecht verlaufen, wir hatten haushoch in den Tests verloren. Dann diese Pleite gegen Italien. Es war eine ganz gefährliche
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