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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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gepackt und in einem cholerischen Anfall hinter mich in die Zuschauerränge geschleudert. Exakt in die Richtung, in der ein Mann mit Glasknochenkrankheit in seinem Rollstuhl saß. Wenn ich den erwischt hätte, wäre es ein Drama geworden. Das war der ausschlaggebende Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich es übertreibe. Mir wurde klar, dass ich etwas gegen meine unglaubliche Wut machen musste. Einen Menschen zu verletzen, das wäre durch nichts zu entschuldigen gewesen.
    Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte mich außerdem noch etwas anderes: Nach dem Gewinn der ersten Meisterschaft 1990 veränderte ich mich plötzlich. Zuvor war ich vollkommen unbekümmert gewesen, hatte meinen Job als Chance meines Lebens verstanden. Ich machte mir keinen großen Kopf darüber, wie mich die Öffentlichkeit wahrnahm oder was sie von mir hielt. Das war mir egal. Doch nach dem entscheidenden Spiel registrierte ich, dass man mir nicht vertraute. Man dachte, ich sei eine Eintagsfliege, die zufällig Erfolg hatte. Die Skepsis mir gegenüber war riesig. Mir wurde klar: »Die glauben nicht richtig an dich. Du musst unbedingt wieder Meister werden, sonst machen die mich hier fertig oder lachen sich ins Fäustchen.« Also verlor ich die Unbekümmertheit. Plötzlich empfand ich Druck. Das kannte ich vorher gar nicht. Ich bekam Schlafstörungen, Herzrhythmusstörungen, fühlte mich überhaupt nicht gut. Eines Morgens kam Otto Reintjes zu mir und meinte: »Dirk, ich erkenne dich manchmal nicht wieder. Das bist nicht mehr du. Du bist so unter Druck. So angespannt. Dir fehlt das Leichte.«

    Otto hatte recht. Am gleichen Abend telefonierte ich lange mit meinem Förderer Ed Gregory. Der war schockiert. »Trainer zu sein ist der großartigste Beruf, den es gibt. Es sollte täglich eine Genugtuung sein, diesen Job machen zu dürfen. Natürlich ist es manchmal schwer. Aber wenn es so weit ist, dass du die Rosen am Rande des Weges nicht mehr riechen kannst, musst du handeln. Das ist ein Warnsignal. Du scheinst in einem dunklen Tunnel zu sein. Du musst da wieder raus. Du übersiehst das Schöne am Trainerberuf. Du musst handeln.«
    Das Telefonat mit Ed hat mich geschockt. Ich hatte alles dafür getan, Trainer zu werden. Und nun, wo ich es geschafft und sogar schon Titel gesammelt hatte, fühlte ich mich ausgebrannt und konnte es nicht genießen. Ich durfte mir nicht den Spaß nehmen lassen. Ich wollte wieder raus aus dem dunklen Tunnel und die Rosen wieder riechen, wie Ed es so schön beschrieben hatte. Weil mich zudem auch noch die Krebserkrankung meines Vaters sehr belastete, entschloss ich mich also, Otto Reintjes’ Rat nachzugeben und mich mit Dr. Birgit Jackschath zu treffen. Die Diplom-Psychologin hatte selbst zehn Jahre lang Basketball in der Frauen-Bundesliga gespielt und außerdem Jugendmannschaften trainiert. Folglich war sie nicht nur Expertin in ihrem Metier, sondern verstand auch meinen Job und meine Aufgaben und Nöte. Das machte es leichter, mich fallen zu lassen und dem Ganzen positiv gegenüberzustehen. Denn anfangs hatte ich schon gehörige Zweifel, ob mir Gespräche mit einer Psychologin helfen könnten. Aber letztlich war dieser Schritt ein ganz wichtiger für mich und meine weitere Karriere.
    Birgit Jackschath erklärte mir zunächst den engen Zusammenhang zwischen bewussten Einstellungen und unbewussten motorischen Prozessen anhand des Pendelversuchs. Eine aufrecht sitzende Versuchsperson hält zwischen Daumen und Zeigefinger das Faden- oder Kettenende eines Pendels und konzentriert sich auf das untere Ende des Anhängers. Sie kann nun beobachten, wie sich nach kürzerer oder längerer Zeit das Pendel zu bewegen beginnt. Das Pendel kann eine Vorwärts-rückwärts- oder eine Links-rechts-Bewegung aufnehmen oder einen Kreis beschreiben. Die Richtung kann sich im Laufe des Pendelns ebenso verändern wie die Weite des Ausschlags. Es war überraschend, irgendwie unglaublich, dass mein Pendel immer weiträumiger zu schwingen begann. Hinter dieser Praxis, so habe ich es gelernt, verbirgt sich aber nicht das Werk eines Scharlatans. Im Gegenteil, indem wir uns das Ausführen einer Bewegung gedanklich vorstellen, verändert sich die Aktivität im zuständigen motorischen Nervensystem und bewirkt eine unmerkliche Spannungsveränderung in der beteiligten Muskulatur, sodass es zu einer minimalen Bewegung oder einer kompletten Bewegungsausführung kommt. Das bedeutet für das Pendeln: Ein Ausschlag geschieht dadurch, dass wir uns innerlich

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