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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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beispielsweise etwas, was er vor Augen hat, ganz bewusst betrachten und eventuell auch still beschreiben. Sein Schläger eignet sich vor dem Aufschlag besonders gut dafür: Die Saiten können ein wenig verschoben sein, die Beschleunigung, die sie dem Ball geben werden, kann geistig ausgemalt werden usw. Eine solche gedankliche Beschäftigung mit etwas, was wir sehen, erleichtert uns die Ablenkung von leistungsmindernden Gedanken deshalb am ehesten, weil optische Eindrücke unser Gehirn bis in die zentralen Bereiche ungefiltert durchziehen. Ihr Einfluss ist im Vergleich zu den anderen, gefilterten Sinnesreizen also dominant und unterstützt damit die Konzentration auf neutrale oder leistungsfördernde Gedankeninhalte.
    Jackschath erzählte mir in diesem Zusammenhang von einem Tennisspieler, der in einer Sitzung ihr gegenüber beklagte, seinen Aufschlag verloren zu haben. Immer wieder habe er Korrekturen versucht, sich an alles erinnert, was er jemals darüber gelernt habe. Doch obwohl er theoretisch perfekt den Ablauf vor seinem geistigen Auge sah, wollte es im Match nicht klappen. Jackschath habe den Tennisspieler daraufhin gefragt, wie er seinen Aufschlag selbst malen würde? Ob es ein Bild gebe, mit dem man das Problem greifbar machen könne? »Mein Aufschlag ist wie ein Kaktus, ein ganz unregelmäßiger, stacheliger Kaktus«, sagte der Tennisspieler. Wie er denn aussehen müsse, damit er zufriedener sei, wollte Jackschath weiter wissen. »Die Unregelmäßigkeiten müssten weg.« Nach und nach beschrieb der Tennisspieler dann einen runder werdenden Kaktus, bis schließlich ein kugeliger daraus geworden war. »Und was ist mit den Stacheln?«, fragte Jackschath. »Die bleiben dran. Aber schön gleichmäßig verteilt. Dann ist er auch gefährlich.« Fröhlich und erleichtert verließ der Tennisspieler die Sitzung und setzte fortan seinen Aufschlag wieder zu seiner Zufriedenheit ein. Vermutlich poppte nun jedes Mal, wenn er mit dem Aufschlag an der Reihe war, das Bild einer bedrohlichen Stachelpflanze in seinem Kopf auf und nahm ihm den Druck des möglichen Scheiterns.
    So veränderte ich zunächst einmal mein Denken. Ich verstand, dass ich Spiele anders bewerten musste: Ich musste aufhören, an die Fehler, das Schlechte zu denken, und mir stattdessen immer das Positive vor Augen führen. Ich verstand, dass ich meinen Spielern ein neues, optimistisches Verständnis entgegenbringen musste.
    Anschließend lernte ich die Grundlagen des autogenen Trainings, sodass ich es im Vorfeld eines Spiels, aber auch während eines Spiels anwenden konnte. Sinn und Zweck des autogenen Trainings ist es, durch die einsetzende Entspannung die Angespanntheit zu verlieren. Der Schmerz oder Druck wird als weniger intensiv und damit besser zu ertragen wahrgenommen, während sich Angst gar nicht erst einstellen kann, weil wir nicht gleichzeitig entspannt und angsterfüllt sein können. Längerfristig angewandt, bewirkt ein regelmäßiges Entspannungstraining eine insgesamt größere Stressresistenz. Hierfür genügt ein tägliches Entspannen von drei bis fünf Minuten. Außerdem verinnerlichte ich zusätzlich noch eine eigene Technik zur sekundenschnellen inneren Beruhigung und Stressregulierung, die sogenannte Schnellumschaltung. Sie lässt sich stets und überall unauffällig in unterschiedlicher Intensität einsetzen und ist damit jederzeit verfügbar. Zu beschreiben, wie genau das Training im Einzelnen aussah, würde vermutlich zu weit führen und wäre auch nicht mein Metier. Was für mich dagegen zählt, ist die Tatsache, dass ich innerhalb eines Dreivierteljahres meine dunkle Seite besser kennengelernt habe. Ich kann nun gut mit ihr leben und weiß, wie ich mit ihr umzugehen habe. Aber ganz verbannt habe ich sie nie. Täte ich es, würde ich mich meiner Energie, meines Feuers berauben. Sollte ich heute deshalb einmal kurz davor sein, die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, so weiß ich zumindest, wie ich den Ausbruch noch rechtzeitig abfangen kann – auch wenn ich bis heute daran arbeiten muss. Denn eines sollte klar sein: Die Fähigkeit, die Kontrolle über sich selbst zu behalten, muss man ständig üben. Es ist wie bei einem Klavierspieler, der sein Instrument virtuos beherrscht. Dieses Talent behält er auch nur, wenn er permanent daran feilt. Ich gebe zu, es gibt Wochen in der Saison, da geht es mir bestens. Aber es gibt auch nach wie vor Spiele, in denen der Vulkan in mir auszubrechen droht. Das kommt vielleicht acht-,

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