Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
für eine der Richtungen entscheiden und damit für minimale feinmotorisch gesteuerte Bewegungsimpulse sorgen. Wenn man ausreichend tief ins Geschehen versunken ist, kann es sein, dass man nicht merkt, wie man immer wieder zum genau richtigen Zeitpunkt den nächsten Bewegungsimpuls setzt. Je entspannter man übrigens ist, desto leichter gelingt es einem, das Pendel in Schwingung zu versetzen.
Der Pendelversuch ist somit ein anschauliches Beispiel, wie unsere Gedanken unseren Bewegungsapparat gerade im feinmotorischen Bereich entscheidend beeinflussen können. In Bezug auf den Sport wird nun verständlich, dass bereits geringste Zweifel am Gelingen der nächsten Spielaktion für ein Scheitern aufgrund minimaler Störungen des Bewegungsablaufs sorgen: nicht der anspielbereite Mitspieler, sondern der Gegenspieler erreicht den Pass eben noch mit der Fußspitze, der Schuss aufs Tor gerät zum Schuss in die Wolken, die Grätsche verfehlt den gedribbelten Ball um Millimeter, der verschossene Elfmeter streift noch eben die Querlatte oder der Freiwurf landet am Brett und springt vom Ring heraus.
Die Wahrnehmung von Fehlversuchen führt überdies bei den meisten Sportlern zu einem Teufelskreis: Weitere Fehler wollen unbedingt vermieden werden, entsprechend wächst die Anspannung, die Verkrampfung nimmt zu und die Wahrscheinlichkeit von Fehlaktionen steigt. Selbst technisch hochbegabte Spieler sieht der Beobachter dann über den Ball stolpern, die Aktionen wirken immer unbeholfener. Erst wenn ein Spieler sich über das Fantastische des Zusammenspiels von körperlichen Abläufen, psychischem Geschehen und Umgebungsbedingungen klar ist, kann er akzeptieren, dass jede gelungene Spielaktion ein kleines Wunder darstellt, das Auftreten von Fehlern dagegen völlig normal ist. Hat er dies akzeptiert, kann er sich darauf beschränken, die Zahl seiner Fehler zu reduzieren, und das unrealistische Streben nach einer völlig fehlerlosen Spielweise aufgeben. Ein aufgetretener Fehler kann damit als ärgerlich interpretiert werden, aber als noch längst nicht das angestrebte Ziel verhindernd. Gelingt ein solches Umdenken, sinkt der psychische Druck und ermöglicht eine weiterhin auf hohem Niveau stehende Spielleistung. Es ist also wichtig, Fehler möglichst schnell gedanklich »abzuhaken« und sich mit positiver Einstellung auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren. Die detaillierte Fehleranalyse sollte erst nach der Performance erfolgen und dem Spieler eher Mut machen, dieselbe Situation beim nächsten Mal besser zu bewältigen, als ihn zusätzlich unter Druck zu setzen.
Um Fehler rasch ad acta zu legen, brachte mir Birgit Jackschath eigens die Gedankenstopp-Technik bei. Nach einer misslungenen Aktion länger über den Grund zu grübeln und sich damit zu beschäftigen, bloß keinen weiteren Fehler zu begehen, bewirkt nämlich das genaue Gegenteil: Je intensiver die Grübelei ausfällt und je zwanghafter die Fehlervermeidung betrieben wird, desto größer wird die eigene Unsicherheit.
Die Effektivität des Gedankenstopps beruht nun auf der Tatsache, dass es uns Menschen offenbar nicht möglich ist, an nichts zu denken oder zwei Gedanken gleichzeitig zu verfolgen. Zwar können wir zwischen verschiedenen Gedanken mehr oder minder schnell hin- und herspringen, jedoch sie niemals gleichzeitig denken. Positiv ausgedrückt: Wir denken immer an etwas und dies tun wir analog, also bildlich (und nicht digital nach dem Ja-nein-Prinzip). Deshalb ist auch die Aufforderung unsinnig: »Denke nicht an ein grünes Krokodil!« Auch wenn wir bis zu diesem Augenblick seit Jahren nicht an ein Krokodil gedacht haben, haben wir nun das Bild eines grünen Reptils sofort in unserem Kopf und können zusehen, wie wir es wieder loswerden. Genauso garantiert das häufig versuchte »Selbstprogrammieren« von Möchtegern-Nichtrauchern mit dem Vorsatz »Ich komme ohne Zigaretten aus« dafür, dass sie zuverlässig und regelmäßig an Zigaretten denken, obwohl diese doch eigentlich vergessen, aus dem Gedächtnis gelöscht werden sollten. Bei der Gedankenstopp-Technik werden nun an die Stelle der unerwünschten Gedanken bewusst neutrale oder positive Gedanken gesetzt. Das heißt, ein Tennisspieler, der beim Matchball gegen sich weiß, dass er sich keinen weiteren Fehler mehr erlauben kann, darf an so ziemlich alles denken – aber bloß nicht daran, keinen weiteren Fehler zu begehen. Um nicht in diese Falle zu tappen, muss er sich gedanklich ablenken. Er kann
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