Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
Vom Netzwerk:
stabil. Deshalb muss der Trainer alles unterlassen, was mit großer Sicherheit das Selbstvertrauen nachhaltig zerstört. Es spielt sich keiner aus der Krise raus, wenn er draußen sitzt. Solange ein Spieler hart trainiert und das anbietet, was er hat, hat er das Recht, trotz eigener Fehler durchspielen zu können. Das Gebot gilt natürlich nur, solange der Spieler weiterkämpft und durch seine Fehler nicht die ganze Mannschaft nachhaltig beschädigt beziehungsweise ihren Erfolg gefährdet. Ich sehe den Spieler immer als Menschen mit spezifischen, individuellen Stärken und Schwächen, Hoffnungen, Erwartungen und Ängsten. Man darf als Trainer nicht den Fehler machen, ihn nur als funktionierendes Etwas wahrzunehmen und zu behandeln. Deshalb gibt es von mir immer nur ein Drittel Kritik und Tadel, aber zwei Drittel Lob und Anerkennung.
    Dreimal habe ich mit Mannschaften auf sehr niedrigem Niveau zu arbeiten begonnen: in Hagen, München und Bamberg. Und obwohl Bayern in der zweiten Liga angefangen hat, würde ich sagen, dass Bamberg insgesamt das niedrigste Ausgangsniveau hatte. Warum?
    In München ist der Basketball nur 250 Meter von der Wirkungsstätte der Fußballer entfernt. In deren Umkreis wird einem die Erfolgskultur buchstäblich vorgelebt. Zudem haben Bernd Rauch und Uli Hoeneß die Siegermentalität im Blut. Wenn ich an Hagen zurückdenke, so lässt sich sagen, dass dort der Stamm der Spieler auf einem akzeptablen Niveau agierte. Ähnlich wie in Bamberg. Aber die provinziellen Strukturen, die es aufzubrechen galt, waren noch verkrusteter. In meinem Kopf ist der Weg von Platz 13 zu Platz eins der Liga grundsätzlich gangbar, für die Bamberger aus dem Jahr 2001 war eine Spitzenplatzierung jedoch in unendlicher Ferne. Sicherlich lag es zu einem guten Stück an der mentalen Verfassung, aber wir hatten auch andere Zwänge, vornehmlich finanzielle, zu berücksichtigen. Da wir auch nicht Hunderttausende von Euro in neue Spieler investieren konnten, entschlossen wir uns zu einem damals ungewöhnlichen Schritt. Die BBL war zu der Zeit sehr amerikanisch geprägt, es wurde sehr schnell gespielt, mit wenig Körperkontakt und die Verteidigung wurde eher vernachlässigt. Da ich der festen Meinung bin, dass man Feuer nicht mit Feuer bekämpft, entschieden wir uns dagegen, diesen Stil zu kopieren, sondern wollten mit Wasser gegen Feuer vorgehen und setzten auf eine europäisch geprägte Mannschaft. Unser Spiel: sehr physisch, sehr strukturiert und halbfeldorientiert. Wir wollten den anderen die Luft zum Atmen nehmen, sie einengen, ihr Tempo zerstören. Mit unserem Gegenmodell haben wir uns letztlich nicht viele Freunde gemacht. Kritiker warfen uns vor, unattraktiv zu spielen. Zum Teil hieß es, wir würden »dreckig« spielen. Dabei war es nicht »dreckig«. Wir hatten es geschafft, in die Köpfe unserer Gegner zu kommen. Sie hatten Angst vor uns. Niemand wollte gegen uns spielen. Es tat weh, gegen uns zu bestehen.
    Die Schiedsrichter pfiffen gerne gegen uns. Immer mehr Kritiker kamen aus ihren Löchern. Doch anstatt uns zu rechtfertigen oder uns sogar zu entschuldigen, kultivierten wir unser schlechtes Image. Wir packten ein Label drauf und fanden auf diese Weise eine kollektive Identität. Fortan waren wir, nach innen und außen, die »Bad Boys«. Wir fühlten uns wie Will Smith und Martin Lawrence im gleichnamigen Hollywoodfilm. »Niemand mag uns. Wir sind hart. Wir teilen aus. Lassen uns trotz aller Kritik nicht verbiegen. Wir weichen keinen Millimeter von unseren Prinzipien ab. Wir kämpfen gegen den Rest der Welt.« So sind wir fortan aufgetreten. Das hat uns vom Rest der Liga abgehoben, war unser Alleinstellungsmerkmal. Bei Auswärtsspielen trugen wir schwarze Trikots und schwarze Schuhe. Beim Aufwärmen wurde die Titelmelodie des Films gespielt. Das hat den Spielern unheimlich gefallen, es hat sie zusammengeschweißt. Das war ein Label, an dem sich die ganze Stadt orientieren konnte. Dazu muss man wissen: Die Bamberger fühlen sich immer etwas schlechter als andere behandelt; das zeigt sich in ihrer etwas galligen, bissigen Art. Deshalb passte das Bad-Boy-Label nicht nur zu uns Basketballern, sondern zur ganzen Region. Nehmen wir zum Vergleich Dortmund. Gemäß dem Image einer bodenständigen Arbeiterstadt erwartet man dort von den Fußballern, dass sie mehr rennen und kämpfen als der Rest der Liga. Natürlich freuen sich die Zuschauer auch über die Tricks von Mario Götze, aber sie wollen trotzdem harte Arbeit von

Weitere Kostenlose Bücher