Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
vielleicht zehn- oder zwölfmal vor. Ausbrechen wird er aber nie mehr. Niemals mehr würde ich einen Stuhl wie damals in Leverkusen kopflos und außer mir vor Wut um mich werfen. Da bin ich mir sicher – nicht zuletzt dank der Übungen und Tipps von Birgit Jackschath. Sie hat es möglich gemacht, dass ich die Rosen am Wegrand wieder rieche, dem dunklen Tunnel entflohen bin.
Mit dem Schritt, mir in meiner Krisenzeit professionelle Hilfe zu holen, habe ich nicht nur auf Ed Gregorys Rat gehört, ich habe im Grunde nichts anderes getan als das, was ich für einen klugen Umgang mit Krisen halte: Man muss auch kleine Zeichen wahrnehmen und dann den ehrlichen Blick in den Spiegel zulassen. Mit der Einstellung »Die anderen sind schuld« oder »Ist ja alles nicht so wichtig, das geht schon wieder weg« kommt man aus dem Tal oder Tunnel nicht mehr heraus. Wie immer gilt es, die richtigen Lösungen zu finden, d. h. die Herausforderungen anzunehmen, an den Dingen zu arbeiten und dabei nie den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren.
Bad Boys
Wieso eine Mannschaft ihren
eigenen Stempel braucht
Als ich nach zweieinhalb Stunden den Blinker setzte, langsam vom Gas ging und den Autohof Bad Hersfeld ansteuerte, ahnte ich, dass dieser trübe Dezembertag der Anfang eines neuen Kapitels werden sollte. Er musste es auch werden. Dringend! Meine Zeit in Leverkusen war super und in Belgien war ich auch äußerst erfolgreich gewesen. Doch was danach gekommen war, konnte ich unter dem Strich nur als schlecht bezeichnen. Natürlich kann man alles erklären und differenziert betrachten, aber im Sport zählt nur, was am Ende herauskommt. Demnach hatte ich Hagen von mir aus vorzeitig verlassen, in Griechenland war ich zweimal rausgeflogen. Mein Ruf hatte also erheblich gelitten. Vom Glanz des Meistertrainers war nicht mehr viel übrig. Deshalb war dieser Tag kurz vor Weihnachten ein so wichtiger.
Es schneite, der Boden war aber noch zu warm, damit der Schnee liegen blieb. Die gefallenen Flocken verwandelten sich umgehend in grauen Matsch. Ich steuerte meinen Wagen an der Tankstelle vorbei, parkte und ging an der Truckerstube vorbei ins Restaurant. Meine Gesprächspartner waren schon da. Auch sie waren knapp 200 Kilometer mit dem Auto angereist. Sie aus dem Süden, ich aus dem Westen. Es war aber kein Geheimtreffen, wie es oft im Fußball praktiziert wird, wo entlegenste Orte für Verhandlungen ausgesucht werden, damit garantiert niemand Wind von der Sache bekommt. So wichtig waren wir nicht. Weder meine Agenten und ich noch Wolfgang Heyder, Sabine Günther oder Norbert Sieben. Bamberg war noch eine kleine, provinzielle Nummer im Basketball. Meine Nase auch nicht die bekannteste. Wir brauchten kein Fünfgängemenü mit Weinverköstigung, um über ein mögliches Engagement zu sprechen. Es ging um die Inhalte, nicht um ein gutes Ambiente.
Und die Inhalte waren gut. Heyder und ich kannten uns von diversen Trainerausbildungen, die wir parallel im Bundesleistungszentrum in Heidelberg gemacht hatten. Wir lagen gleich auf einer Wellenlänge. Ich spürte, dass in dem Mann, der unentgeltlich als Manager bei Bamberg arbeitete, genauso ein Feuer brannte wie in mir. Er wollte etwas bewegen, obwohl Bamberg finanziell nur knapp dem Ruin entgangen war und jeder Cent umgedreht werden musste. Betriebswirtschaftlich stand der Verein ähnlich da wie der in Hagen. Aber während man dort nur die Absicht hatte, eine größere Halle zu bauen, war diese in Bamberg immerhin bereits entstanden und damit die Voraussetzung für ein geregeltes Training. Von der ersten Cola light an reizte mich dieses Bamberger Projekt. Heyder packte mich. Seine Ideen, seine Pläne waren verfänglich.
Mein Vorgänger, Zoran Slavnic, war unter den Spielern verhasst gewesen. Er war ein menschlicher Problemfall, der sogar seinen Assistenztrainer geohrfeigt hatte. Christian Bischoff, der zunächst als Interimstrainer von Slavnic übernommen hatte, war für den Job des Cheftrainers noch nicht so weit. Dieses Amt sollte ich neu bekleiden.
Nach einer halben Stunde Gespräch war ich überzeugt. »Hier scheinen vernünftige Menschen hinter der Sache zu stehen«, sagte ich. »Bamberg hat Potenzial. Lasst uns hier zusammen etwas aufbauen. Wir machen das zusammen. Ich bin dabei.« Wir schüttelten uns die Hand, dann stapfte ich zurück durch den dreckigen Schneematsch zu meinem Auto. Als ich den Blinker setzte, um mich wieder auf der Autobahn einzufädeln, lächelte ich zufrieden. »Jetzt mach
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