Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
aber mal«, sagte ich zu mir selbst und sah mich im Rückspiegel an. »Das ist deine Chance. Hier kannst du etwas aufbauen und entwickeln. Bamberg hat Tradition und schon tolle Fans. Hier gibt es engagierte Helfer und Wolfgang Heyder. Mach es!« Ich hatte zwar nie an mir gezweifelt oder mich von den Enttäuschungen in Hagen und Griechenland verunsichern lassen. Ich war immer davon überzeugt, dass es nur wenige Trainer gibt, die besser sind als ich. Aber trotzdem wollte ich es, wenn auch untergeordnet, meinen Kritikern zeigen. »Jetzt mach aber mal!«, sagte ich mir erneut.
Wie schon zuvor in Hagen musste auch in Bamberg vieles verändert werden. Mit professionellem Basketball hatte das, was ich vor Ort antraf, wenig zu tun. Das war allenfalls bemühter Halbprofessionalismus. Die Frau des Präsidenten half im Büro aus. Für sie war der Basketball ein Hobby. Trotzdem bestand sie darauf, bei Trainerbesprechungen dabei zu sein, was natürlich überhaupt nicht ging. Auch wenn sie niemanden störte, vermittelte es den Eindruck einer Hobbymannschaft, in der jeder tun und lassen konnte, was er wollte.
Weil man sparsam wirtschaftete, durfte die Mannschaft nur zweimal die Woche im Forum, unserer Spielstätte, trainieren. Und dann auch nur mit einer Notbeleuchtung. Das Licht, das für die TV-Übertragung an Spieltagen angeschaltet wurde, blieb aus. Ansonsten mussten wir ins 15 Kilometer entfernte Breitengüßbach pendeln. Auch das war nicht akzeptabel. Was sendet das denn für ein Signal an die Mannschaft, wenn sie keine richtige Heimat hat? Wenn wir im Forum trainieren durften, kamen die Jungs schon umgezogen zur Halle, schmissen ihre Klamotten auf die Tribünenplätze und verschwanden ungeduscht sofort wieder nach der Einheit. Es schien, als fühlten sie sich überhaupt nicht wohl in der Halle. Als wären sie froh, so wenig Zeit wie möglich hier zu verbringen. Zudem gab es keine wirkliche Erfolgskultur in Bamberg. Die Spieler machten sich selbst klein. Mit ihrer Körpersprache drückten sie aus: »Was sollen wir Kleinstädter schon gegen die Großen ausrichten? Wir trauen uns gar nicht, überhaupt an ganz oben zu denken. Wir sind Mittelmaß. Und das reicht uns.«
Während Wolfang mit unglaublichem Einsatz half, dass wir nicht am falschen Ende sparten, und die Hallen- und Lichtproblematik löste, knöpfte ich mir die Mannschaft vor. Ich musste in die Köpfe der Spieler eindringen und ihnen ein neues Denken vermitteln. Am ersten Trainingstag schrieb ich an die Wand in der Kabine. »You are better than you think you are« – »Ihr seid besser, als ihr glaubt«. Ich wollte, dass sie anfingen zu glauben, dass sie gut sind. Weg von diesem Nischendenken, weg von diesem Selbstzweifel. Sie sollten diesen Spruch lesen und darüber nachdenken. »Vielleicht hat der Kerl ja recht. Vielleicht sind wir ja besser, als wir glauben.« Gleichzeitig handelte ich im Training nach dem Motto: »Catch them doing something good.« Wie bei der Kindererziehung. Es bringt nichts, Kinder ständig für ihre Fehlleistungen und Schwächen zu kritisieren. Wenn ich jemandem ständig vorhalte, dass er zu dumm oder zu langsam ist, verliert er sein Selbstvertrauen und den Glauben an sich selbst. Ich darf nicht bei jedem Fehler den Finger in die Wunde legen. Ich muss vielmehr Dinge finden, egal, ob bei meinen Spielern oder bei Kindern, die sie gut machen. Und ebendiese muss ich verstärken – und zwar nicht durch gelangweiltes Klatschen und mit einer großen Selbstverständlichkeit, sondern mit Begeisterung und Enthusiasmus. Sie müssen fühlen, dass ich von dem, was sie mir bieten, wirklich angetan bin. Das heißt natürlich nicht, dass ich überhaupt keine Fehler aufzeigen darf. Aber ich muss Fehler als etwas Natürliches sehen, das zum Leben und zum Sport dazugehört. Man muss sie ruhig ansprechen und konstruktiv zeigen, wie man sie nicht mehr begeht.
Dabei gilt es, sensibel und feinsinnig vorzugehen. So habe ich mir zum Beispiel ein Gebot auferlegt: »Wechsele nie nach ehrlichen Fehlern aus.« Das heißt im Klartext: Wenn ein Spieler prinzipiell den richtigen Pass spielen will und ihm dabei der Ball wegrutscht, darf er nicht durch eine Auswechslung bestraft werden. Auch nicht, wenn er einen Wurf probiert, der leider danebengeht. Da darf man nicht wechseln. Denn das größte Gut eines Spielers ist sein Selbstvertrauen. Das ist auch bei Profiathleten eine sehr wacklige Sache. Bei keinem Star der Welt, und sei er noch so erfahren und erfolgreich, ist es
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