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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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gelernt«, sagte er grinsend. »Nun, wo darf ich
die junge Dame absetzen? Dort vielleicht?« Er machte einen Schwenk nach
links und stieß sie in einen Sessel; er war rot vor Anstrengung und
grinste wie ein Lausbub. Meike starrte ihn wütend an. Er sah sich im
Zimmer um. Der Fernseher lief; der Ton war heruntergedreht. Am Fenster,
auf dem Schreibtisch, stand eine Reiseschreibmaschine, aus der ein
Blatt Papier herauslugte. Das Blatt war leer. Der Schreibtisch und der
Fußboden rings um den Schreibtisch waren übersät mit zusammengeknüllten
Blättern â€“ beredtes Zeugnis vergeblicher Anstrengung und geistiger
Frustration. Swann nahm die Szene rasch in sich auf, dann wandte er
sich Meike zu.
    Â»So, mein junges Fräulein«, sagte er, »jetzt hätte ich gern ein paar Fragen beantwortet, wenn du so nett bist.«
    Sie
starrte ihn mit finsterem Blick an. Er hob die Hände und begann die
Fingerspitzen seiner rechten Hand abzuzählen. »Erstens: Warum bist du
nicht ans Telefon gegangen?«
    Keine Antwort.
    Â»Zweitens: Warum reagierst du nicht auf Klingeln?«
    Â»Das ist meine Sache«, erwiderte sie patzig.
    Swanns
Lächeln wurde breiter. Das Blatt hatte sich gewendet. Vielleicht merkte
sie es bloß nicht. In dem Fall mußte er es ihr halt klarmachen. Er
richtete den Daumen auf sie. »Du nimmst regen Anteil an meinem
Wohlergehen. Ich denke, da habe ich das Recht, dasselbe zu tun.«
    Sie schüttelte nur den Kopf. Sie war, wurde ihm plötzlich bewußt, auf ihre Weise genauso stur wie er.
    Â»Ich
möchte, daß du gehst«, sagte sie â€“ in demselben ruhigen,
nachdrücklichen und zugleich desinteressierten Ton, den er selbst unter
den gegebenen Umständen ebenfalls gebraucht hätte. Er konnte sich
selbst in ihr wiedererkennen, und konfrontiert mit ihrer Sturheit,
reagierte er genauso brutal wie sie.
    Â»Ich habe
angerufen«, sagte er. »Ich hörte, Waldegg hat dich rausgeschmissen.« Es
war gelogen, einzig aus dem Grund gesagt, eine Reaktion zu provozieren.
Sie blinzelte, deshalb bohrte er unbarmherzig weiter: »Weswegen? Wegen
Unfähigkeit?«
    Â»Wie kannst du es wagen!« blaffte sie ihn an. Sie zitterte vor Wut.
    Eine Bemerkung lag ihm auf der Zunge. Du siehst toll aus, wenn du wütend bist, wollte er sagen, schluckte es aber im letzten Moment hinunter. Statt
dessen begann er, im Zimmer herumzufahren. Als er am Schreibtisch
vorbeikam, hielt er an und schwenkte seinen Stuhl um hundertachtzig
Grad herum. Die Reifen quietschten auf den zerknüllten Blättern. Er
bückte sich, hob eines der Blätter auf, strich es glatt und las, was
darauf stand. Schon nach wenigen Zeilen trat ein ungläubiges Grinsen
auf sein Gesicht. Er knüllte das Blatt wieder zusammen, hielt es ihr
hin und fragte: »Was soll denn das sein? Der Große Schweizer Roman?«
    Â»Gib
das her!« schrie sie und versuchte, es ihm zu entreißen, aber er wich
ihr geschickt aus. Er hob ein weiteres Blatt auf und strich es glatt.
»Also«, sagte er, wobei er mit einem Auge las und mit dem anderen nach
ihrer ausgestreckten Hand schielte, »ich sag' dir was. Das ist er
nicht.«
    Â»Gib das her!«
    Â»Nun ja, diese Seite jedenfalls nicht.«
    Er warf das Blatt über die Schulter und langte nach einem weiteren.
    Â»Hör
auf!« kreischte sie. »Leg das hin!« Sie versuchte, ihm eine
runterzuhauen, aber er zog blitzschnell den Kopf ein; ihre Hand wischte
an seinem Ohr vorbei.
    Â»He!« schrie er. »Ist dir
eigentlich klar, daß du einen Behinderten verprügelst?« Er duckte sich
zur Seite und hielt dabei die freie Hand abwehrend über den Kopf, als
sie erneut ausholte. Dann las er wieder ein paar Zeilen und rief: »Ach,
du meine Güte!« Anschließend gab er ihr das Blatt. Sie nahm es, faltete
es langsam zusammen und drehte sich von ihm weg. Ihr Gesicht war wie
versteinert, und sie zitterte leicht. Er wußte, was jetzt in ihr
vorging. Sie versuchte sich zu beherrschen, biß sich wahrscheinlich auf
die Zunge, kämpfte gegen die Tränen. Er wußte es, weil er das gleiche
schon viele Male gemacht hatte. Er sagte leise, in beschwichtigendem
Ton: »Altenburg hat ein neues Projekt vor. Zusammen mit Goncourt.
Computer der fünften Generation in Verbindung mit Robotern. Maschinen
mit Gehirn. Der Knüller der Zukunft.«
    Â»Wie schön für ihn«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    Â»Fast die ganze

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