Mission Eureka
Augenzwinkern.
»Wenn Sie's genau wissen wollen: Ich bin Börsenmaklerin.«
»Das
glaube ich nicht«, sagte er, dann setzte er sein Glas ab und schlug
sich auf das linke Handgelenk. »Vorsicht, Jean-Jacques«, sagte er.
»Alter Chauvi. Bloà weil ein Mädchen ⦠eine Frau schön ist,
bedeutet das noch lange nicht â¦Â« Er schlug sich erneut auf das
Handgelenk. »Halt, jetzt wirst du sexistisch. Niemals Kommentare über
das ÃuÃere einer Frau im Zusammenhang mit ihrem Job abgeben! Ich sag'
Ihnen was: Es wird von Tag zu Tag schwerer, mit einer Frau ins Gespräch
zu kommen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daà Sie in diesem Punkt Probleme haben«, erwiderte sie.
Er
fühlte sich geschmeichelt und nickte. »Aber daà eine Börsenmaklerin
eigens aus Paris mit dem Auto hierherkommt ⦠LäÃt sich so was denn
nicht telefonisch erledigen?«
»Normalerweise schon. Aber dieser Fall ist zu delikat. Und wer weià schon, wie viele Leute heutzutage alles mithören?«
»Soso. Zu delikat, um am Telefon abgewickelt zu werden. Ganz schön spannend, das Maklergeschäft.«
»Ach,
im Grunde ist es eher langweilig«, sagte sie und blickte hinaus zum
Horizont. Eine Flotte von Fischerbooten hielt aufs offene Meer zu. Sie
wandte sich wieder Barrault zu. Als sie den Blick sah, mit dem er sie
betrachtete, wuÃte sie, daà sie ihn am Haken hatte. Sie brauchte die
Schnur nur noch einholen.
»Nichts ist langweilig, was
mit Geld zu tun hat«, sagte er und drehte sich um, als der Steward
ankündigte, daà der Lunch serviert sei. Hummer, Salat, Chablis; dieser
Geschäftszweig, dachte Chantal, hat seine unbestreitbaren Vorzüge â¦
Die
Einladung, die Nacht an Bord zu verbringen, kam am Ende der Mahlzeit.
Es biete sich doch geradezu an, meinte er, wozu habe er schlieÃlich
eine Gästekajüte. Barolle würde erst morgen zurückkommen. Warum dann
ein Hotel suchen? Sie spielte das Spiel eine Weile mit, tat so, als
zierte sie sich. Es war eine Scharade, und beide wuÃten es. Aber Spiel
war nun einmal Spiel; da gab es halt gewisse Regeln zu beachten. Die
Verführung schritt parallel dazu voran. Sie machte eine Siesta, während
er mit der Jolle zum Angeln hinausfuhr. Bei Sonnenuntergang fuhren sie
zurück zum Liegeplatz und machten einen Bummel durch die StraÃencafés,
nahmen eine leichte Mahlzeit in einem Bistro am Hafen zu sich und
entdeckten gemeinsame Interessen. Sie spielten beide Polo. Sie spielten
beide gerne Backgammon, und keiner von beiden behauptete, darin ein
groÃer Experte zu sein. Sie fuhren beide Ski. Was die Oper betraf, so
gingen ihre Ansichten allerdings auseinander: sie liebte sie, er nicht.
Sie unterhielten sich über die Bücher, die sie gelesen hatten, über
ihre Lieblingsautoren. Es stellte sich heraus, daà sie die Belesenere
von beiden war. Er räumte ein, daà ihr IQ vielleicht gröÃer sein mochte
als seiner und daà sie wahrscheinlich der verantwortungsbewuÃtere
Mensch von beiden war; er verbringe nun einmal einen unverhältnismäÃig
groÃen Teil seiner Zeit damit, sich zu vergnügen â ein biÃchen was
von einem Playboy, wenn man so wolle. Er fragte sie weder über ihre
Vergangenheit noch über ihre Gegenwart aus, noch erkundigte er sich
danach, ob sie verheiratet war oder mit jemandem zusammenlebte oder
sonstwie gebunden war. Solche Fragen, insbesondere die letztere,
gehörten nicht zu den Regeln des Spiels, das sie spielten. Er flirtete
heftig, aber er drängelte nicht â noch unternahm er den Versuch,
das Gespräch an sich zu reiÃen. Am Ende der Mahlzeit machte er nur den
symbolischen Versuch zu bezahlen. Ihre Kreditkarte war platinfarben. Es
war ein rundum gelungener Tag gewesen; zur vollkommenen Abrundung
fehlte nur noch ein gemeinsamer Cognac auf dem Boot, gewissermaÃen als
Tüpfelchen auf dem i.
Als sie das Bistro
verlieÃen, sagte sie, sie fühle sich ein biÃchen verschwitzt. Ob er
etwas dagegen habe, wenn sie zuerst duschen würde?
Ob er etwas dagegen habe? Sie stellte vielleicht Fragen!
Er
kam zu ihr in die Dusche und reichte ihr das Cognacglas. Als sie es
entgegennahm, sagte sie: »Gewöhnlich trinke ich ihn nicht mit Wasser.«
Die Scharade war vorbei â¦
Sie
hatte die Angelschnur eingeholt. Jetzt, wo sie zusammen auf den
seidenen Bettüchern lagen, war der Augenblick gekommen, den
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