Mission Eureka
Köder
auszulegen. Er machte es ihr einfach.
»Hoffentlich hast du gute Nachrichten für den alten Barolle, wenn er morgen wiederkommt.«
»Das
kommt drauf an«, sagte sie. Sie nuschelte leicht, als wäre sie ein
wenig beschwipst von Sex und Alkohol. »Ich kann ihm nur Ratschläge
geben. Ob er sich daran hält, ist seine Sache.«
»Ich würde mich an deinen Rat halten«, sagte er und küÃte sie auf den Hals.
»Ah, aber ich berate dich nicht, oder?«
»Komm«, murmelte er, »berate mich.«
»Worüber?« Sie drehte sich um und zog ihn näher an sich heran.
»Wenn ich nun der alte Barolle wäre â¦Â«
»Dann läge ich jetzt nicht hier.«
»Ich sagte ja auch nur: wenn. Wozu würdest du mir raten?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Mmh-mmh. Das wäre ein Bruch des
Berufsgeheimnisses.« Sie verhaspelte sich und versuchte es noch einmal:
»Be-rufs-geheim-nis-ses.« Sie kicherte. »Nicht, daà es in diesem Fall
etwas ausmachen würde. Die Aktien sind in so festen Händen, daà du
sowieso nichts machen könntest.«
»Und wieso nicht?«
»Es
handelt sich um ein Aktienpaket. Von einem Konzern namens Waldegg.
Riesen-Image. Tolle PR. Wir haben bloà zufällig herausgefunden, daà sie
ganz schön in der Tinte sitzen, das ist alles.« Sie gähnte, schmiegte
sich an seine Schulter und murmelte: »Ich rate Barolle, abzuspringen.
Der Laden steht kurz vorm Zusammenbruch.« Sie schloà die Augen und
spürte, wie sich sein Körper für einen Moment anspannte. Doch dann
küÃte er sie wieder und sagte, sie solle jetzt nicht ans Geschäft
denken, sondern lieber an etwas Angenehmes. Sie drängte sich fester an
ihn und begann, ihn zu streicheln. Das Bettgeflüster war vorüber.
Jean-Jacques Barrault hatte den Köder geschluckt.
Das
Frühstück wurde auf Deck serviert und bestand aus frisch gepreÃtem
Orangensaft, Croissants und Kaffee. Während Chantal den Orangensaft
einschenkte, lieà Barrault seinen Blick hinaus über die Reihe von
Yachten schweifen, über die Crewleute, die die Decks wischten, die
jungen, schlanken, braungebrannten Frauen, die aus den Kajüten
auftauchten; bereits jetzt, um zehn Uhr, herrschten fast dreiÃig Grad.
Es war eine idyllische Szenerie. Barrault war ihr gegenüber sehr
aufmerksam und galant; er streichelte ihr Haar, sagte ihr, wie
wunderbar sie aussehe, und wie wunderbar der vorausgegangene Abend und
die Nacht gewesen seien. Dann nahm er ihre Hand und sagte: »Wie war das
noch mit diesen Aktien?«
»Was?«
»Letzte Nacht. Du weiÃt schon. Waldegg.«
»Wer?«
Er lächelte. »Komm schon. Ich habe ein paar Waldegg-Aktien. Du bist darüber genauestens informiert.«
Sie sah ihn mit verblüffter Miene an und mimte die Ahnungslose.
»Komm
schon, Chantal, jetzt tu nicht so«, sagte er. »Ein cleveres Mädchen wie
du fährt nicht den weiten Weg von Paris nach Marseille und erwischt
dann das falsche Boot und den falschen Kerl.«
»Ein Croissant?« fragte sie lächelnd und hielt ihm den Korb hin.
»In dem Moment, als ich dich die Laufplanke heraufkommen sah, wuÃte ich, daà du mich für dein Abendessen eingeplant hattest.«
Chantals
Lächeln verblaÃte. »Hör mal«, sagte sie, »wenn du unbedingt an ein paar
Aktien festhalten willst, dann ist das dein gutes Recht, aber laà uns
jetzt keine EG-Untersuchung daraus machen.«
Barrault
schüttelte den Kopf. »Du weiÃt auch, daà es sich nicht bloà um âºein
paarâ¹ Aktien handelt. Es sind zwanzig Prozent des gesamten
Aktienkapitals. Und sie stehen nicht zum Verkauf.«
Chantal deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Heck. »Du fährst unter italienischer Flagge«, sagte sie leise.
Barrault nickte. »Wegen der Steuern.«
»Richtig.
Ausländische Boote dürfen französische Häfen anlaufen und dort bis zu
sechs von zwölf Monaten liegen, ohne mit Einfuhrsteuer belegt zu
werden. Stimmt's?«
»Stimmt.«
»Also
läufst du alle sechs Monate aus, kreuzt ein biÃchen auÃerhalb der
französischen Hoheitsgewässer herum und kommst wieder zurück.«
Barrault
nickte erneut. »Solange keine offensichtliche Absicht zu erkennen ist,
daà man die Bestimmungen umgehen will, drücken die Franzosen ein Auge
zu.«
Chantal langte unter den Tisch, holte ihre
Handtasche
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