Mission Eureka
Warum bist du nach Rom
gekommen, eigens um dich mit mir zu treffen?«
»Du warst
früher einmal sein Grundstücksverwalter in Italien, bevor er dich
rausgeschmissen hat. Also hast du noch eine Rechnung mit ihm zu
begleichen. AuÃerdem hast du deine Finger in Gott weià was für
Geschäften ⦠von deinen Beziehungen zur Mafia ganz zu schweigen.«
»Confessa!
Ich bitte dich!« Er sah sich um, um sich zu vergewissern, daà niemand
mitgehört hatte. Wenig später nahte ein Kellner: Er wurde am Telefon
verlangt.
»Natürlich«, sagte Giovanna, mehr zu sich selbst als zu ihm.
Eine
Stunde später saà Ferrara wieder in seinem Büro. Er war verwirrt. Er
hatte Padolini zu Hilfe geholt. Padolini war seit fünf Jahren bei ihm,
ein kräftig gebautes, dunkelhäutiges Individuum Mitte Vierzig. Padolini
kümmerte sich sowohl um sich selbst als auch um Ferrara; ein Mann mit
begrenzten geistigen Fähigkeiten, aber treu und ergeben wie ein
Jagdhund â und ein guter Resonanzboden, wenn Ferrara ein Problem
hatte. Und dies war ein Problem.
»Sie sagt, sie will lediglich die Story«, murmelte Ferrara. »Möglich. Aber ich glaube ihr nicht.«
»Sie war vor ihrer Heirat mit Waldegg bei der Presse«, wandte Padolini ein.
»Warum versucht sie dann nicht selbst, rauszukriegen, was Goncourt vorhat? Warum kommt sie zu mir, Padolini, sag mir das.«
»Das hat sie Ihnen doch gesagt. Sie haben gesagt, es wäre wegen Ihrer â¦Â«
»Ja,
ich weiÃ, ich weiÃ. Vielleicht sollte ich, wenn ich rausgekriegt habe,
was Goncourt vorhat, direkt zu ihm gehen und mit ihm verhandeln statt
mit Giovanna â¦Â«
»Seien Sie lieber vorsichtig!« sagte Padolini.
»Das
wäre ein echter Coup«, sagte Ferrara. Doch sofort legte sich seine
Stirn wieder in Falten. »Aber warum kommt sie den ganzen weiten Weg
nach Rom, bloà um sich mit mir zu treffen?«
»Vielleicht, weil in Rom die Zentrale von E UREKA ist, und E UREKA erst Waldegg gefördert hat und jetzt â¦Â«
»Das ist es!« rief Ferrara und schnippte mit den Fingern. »Ja, der Gedanke ist gut. Natürlich, das ist der Grund!«
»Häh?«
»Wenn überhaupt jemand über Goncourts Pläne Bescheid weiÃ, dann E UREKA . Die müssen doch schlieÃlich wissen, was sie finanzieren. Und wen kennen wir bei E UREKA ?«
»Niemand«, sagte Padolini mit betrübter Miene. »Der Generalsekretär ist Riccardo Petrinelli â¦Â«
»Und den kennt Giovanna persönlich. Warum geht sie dann nicht zu ihm?«
»Nun«, sagte Padolini, »Petrinelli genieÃt den Ruf, ein Ehrenmann zu sein.«
Ferrara zog eine verächtliche Grimasse, als hätte der Begriff etwas AnstöÃiges.
»Ein Mann, der nicht einmal einem engen Freund ein Geheimnis verraten würde«, führte Padolini aus.
»Ein Ehrenmann«, wiederholte Ferrara. »Wollen wir mal sehen, was wir über diesen Ehrenmann haben.«
»Augenblick«,
sagte Padolini und ging hinaus, um seinen Computer zu fragen. Eine
Minute später kam er mit einem Ausdruck zurück und begann vorzulesen:
»Riccardo Petrinelli, geboren 15.3.1942 in Rom, Vater und Mutter beide
verstorben, ledig.«
»Aha, er ist nicht verheiratet«,
sagte Ferrara und machte eine triumphierende Miene. Aber Padolini
schüttelte sogleich den Kopf. »Nein, nein«, sagte er. »Von der Seite
her ist nichts zu holen.«
»Vielleicht hat bloà nie jemand richtig nachgeforscht.«
Padolini lächelte. Er hatte schon immer davon geträumt, einmal Privatdetektiv zu spielen.
Die
Atmosphäre der Begeisterung, die Goncourts Büro erfüllte, war fast mit
den Händen greifbar. Swann spürte sie am stärksten; es war einer jener
seltenen Momente, in denen sich das groÃe Geld ausnahmsweise einmal in
Einklang mit der Wissenschaft befand. GewissermaÃen Arm in Arm
marschierten sie für den Fortschritt. Ihre Gehirne und Goncourts Geld
formten eine glückliche, profitable Ehe. Goncourt stand über das Modell
des Laborkomplexes gelehnt. Er strahlte. Seine Wangen glühten vor
Vorfreude wie bei einem Schuljungen vor dem weihnachtlichen Gabentisch,
während er nacheinander an jeden von ihnen das Wort richtete.
»All
die mühselige Plackerei wird aus dem Leben verbannt sein«, schwelgte er
in Zukunftsvisionen. »All die stumpfsinnigen manuellen Arbeiten! Die
neuen
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