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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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Schließlich meldete sich Lensing zu
Wort: »Sollten wir dann nicht lieber Goncourt, ehe er sich in
Illusionen wiegt, diskret darauf hinweisen, daß sein Projekt in Gefahr
ist?«
    Kegel schüttelte den Kopf. »Der Ansicht bin ich
nicht. Die Situation ist streng vertraulich. Wir müssen ihm mitteilen,
daß wir über sein Projekt positiv entschieden haben, und dann auf Zeit
spielen, in der Hoffnung, daß wir unsere ›Krankheit‹ diagnostizieren
und heilen können.«
    Und damit erklärte er die Sitzung für beendet.
    Sobald
die Nachricht ihn erreicht hatte, trommelte Goncourt sein Team in
seinem Büro zusammen. De Groot wartete schon in Chantals Büro. Die
beiden kamen als erste, gefolgt von Altenburg, Swann und Gibbs. Zwei
Kellner entkorkten die Champagnerflaschen und schenkten die Gläser
voll. Goncourt schüttelte jedem einzelnen die Hand und flüsterte
Chantal etwas zu, bevor er rief: »Meine Damen und Herren, darf ich
einen Moment um Ihre Aufmerksamkeit bitten!« Gespannte Stille trat ein.
»Also!« verkündete Goncourt. »Wir haben gewonnen, E UREKA hat sich für uns entschieden. Wir können anfangen!«
    Lauter Jubel brandete auf. Swann rief: »Hip-hip!« Und alles brüllte im Chor: »Hurra!«
    Goncourt
griff Chantals Hand und bat lächelnd um Ruhe. »In diesem Augenblick«,
fuhr er mit bewegter Stimme fort, »drängt es mich, Ihnen allen meinen
tiefempfundenen Dank auszusprechen. Jeder von Ihnen hat sich für diesen
Erfolg eingesetzt. Manche von Ihnen sogar mit Leib â€¦Â« Er drückte
Chantals Hand. »… und Seele. Trinken wir auf die fünfte
Generation!« Er erhob sein Glas.
    Â»Auf die fünfte
Generation!« riefen alle im Chor. Und während die einen â€“
Goncourt, de Groot und Chantal â€“ dabei vor allem an kurzfristigen
persönlichen Gewinn dachten, dachten die anderen â€“ die
Wissenschaftler â€“ in langfristigen Zukunftsdimensionen, an das
nächste Jahrhundert und darüber hinaus.

18
    Meike
Beck hatte einen Monat gebraucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß
sie keine Prosa schreiben konnte. Sie verfügte durchaus über eine
flotte Feder, wenn es um das Abfassen ihrer Agenturmanuskripte ging.
Auch hatte sie ein Händchen für geschliffene und geistreiche
Formulierungen, wenn sie ein Feature schrieb. Aber das Schreiben eines
Romans war eine vollkommen andere Sache. Da gab es keine Notizbücher
oder Abschriften oder Bandaufnahmen, auf die sie zurückgreifen konnte;
nur ein leeres Blatt, und das einzige, woran sie sich halten konnte,
war ihre eigene Phantasie. Sie mußte Personen und Handlungen und
Dialoge erfinden und das Ganze in irgendeine Struktur bringen. Wer
immer es gewesen war, der einmal gesagt hatte, daß Journalismus das
schlechteste Training für einen Romanschriftsteller sei â€“ er hatte
recht gehabt. Der schlagende Beweis dafür war der wachsende Haufen von
zusammengeknüllten DIN-A 4-Blättern in ihrem Papierkorb und rings um
ihren Schreibtisch. Anlaß zu noch größerer Sorge freilich war ein
anderes, kleineres Blatt, das, in einem Anfall von Wut zu einer
winzigen Kugel zusammengeknüllt und quer durch den Raum gekickt, neben
ihrem Stuhl lag. Sie beugte sich hinunter, strich es wieder glatt und
zwang sich, seinen Inhalt zur Kenntnis zu nehmen. In der untersten
Reihe rechts stand eine nüchterne fünfstellige Zahl; was den Anblick
dieser Zahl so unangenehm machte, war die Tatsache, daß rechts daneben
ein großes S stand, S für Soll. Sie hatte sich früher nie große
Gedanken um ihren Kontostand gemacht, selbst wenn sie im Minus gewesen
war, denn da hatte sie erstens ein festes Einkommen und zweitens einen
verständnisvollen Kontoführer gehabt. Aber inzwischen hatte sein
Verständnis merklich nachgelassen. Sie war ohne festen Job, und er war
nicht bereit, ihr einen Überziehungskredit gegen die Sicherheit eines
noch ungeschriebenen Romans einzuräumen. Sie hatte keinen Vertrag mit
einem Verlag, und selbst wenn sie einen gehabt hätte, wären ihre
Chancen nicht gerade rosig gewesen. Wer kaufte schon den Erstlingsroman
einer unbekannten Autorin.
    Sie seufzte und nahm
den Telefonhörer ab. Anfangs hatte Rittig sie noch regelmäßig
angerufen, um sie für Infopress zurückzugewinnen, aber nach einer Weile
hatte er es aufgegeben. Nachdem sie ihn so oft hatte kalt abblitzen
lassen, würde

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