Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
Vom Netzwerk:
Riccardo, bitte, sprich nicht davon!« Wieder rang sich dieses tiefe, entsetzliche Stöhnen aus ihrer Brust.
    Â»Ob
in dieser Generation, ob erst wieder in der nächsten, wir wissen es
nicht«, fuhr er fort. »Vielleicht würde es auch erst bei meinen Kindern
ausbrechen. Ich könnte diese Verantwortung niemals auf mich nehmen.«
    Â»Riccardo, ich kann es nicht ertragen, was ich dir antue.«
    Er
stand auf und lächelte ihr zu. »Mama, begreif doch, du trägst keine
Schuld daran. Verstehst du denn nicht? Niemand trägt daran Schuld.« Sie
nickte schweigend. Er stand noch einen Moment abwartend neben ihr, dann
klatschte er in die Hände und rief: »So, und jetzt macht uns Riccardo
Petrinelli, der Meisterkoch, eine schöne große Schüssel Spaghetti alla
Vongole, und dazu trinken wir eine schöne Flasche Wein und erzählen uns
lustige Sachen und lachen, daß die Wände wackeln.«
    Sie nickte lächelnd und schlug ihre welken Hände in kraftlosem, stummem Beifall zusammen.
    Er
ging hinaus, zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich einen Moment
mit geschlossenen Augen dagegen. Wieder ein Abend, den er überstehen
mußte. Vielleicht würde es ja nicht so schlimm werden. Sie schien jetzt
wieder einigermaßen beruhigt. Bis zum nächsten Mal â€¦
    Er schlief schlecht und wachte spät auf, zu spät, um noch zu frühstücken. Während er noch rasch im Stehen seinen Cappuccino trank,
fiel ihm ein, daß er ja heute gar nicht so früh ins Büro zu fahren
brauchte. Da war doch dieser Mann, der sich bei ihm zu Besuch angesagt
hatte. Wie hieß er doch gleich? Maserati oder so ähnlich â€¦
Irgendeine Automarke jedenfalls, so genau konnte er sich nicht mehr
erinnern. Wollte irgendwas wegen E UREKA . Seltsam
nur, daß der Mann darauf bestanden hatte, zu ihm nach Hause zu kommen
statt in sein Büro. Er trank seinen Kaffee aus, ging nach oben, schloß
die Tür zum Zimmer seiner Mutter auf und schaute hinein. Sie sah schön
aus, ihr Gesicht war ganz leicht geschminkt, ihr Haar war
zurückgebürstet und im Nacken von einem Band zusammengehalten. Sie sah
aus wie auf dem Ölgemälde, nur dreißig Jahre älter. Er deutete auf den
Wandschrank, wünschte ihr einen guten Morgen und sagte: »Wenn du alle
zwei Stunden deine Pillen nimmst, Mama, wird es dir gutgehen, bis ich
wieder zurück bin. Versprich mir, daß du daran denkst.«
    Â»Ja, mein Junge, ich versprech's; ich werd' ganz brav sein.«
    Er
warf ihr eine Kußhand zu und winkte beim Hinausgehen noch einmal. Doch
in dem Moment, als er die Tür zuziehen wollte, sprang sie plötzlich wie
von der Tarantel gestochen aus ihrem Sessel auf und schrie: »Nein,
nicht abschließen, Riccardo! Bitte, bitte, sperr mich nicht wieder ein!
Letizia wird sich schon um mich kümmern. Nur sperr mich bitte nicht
wieder ein!«
    Â»Nein, nein, beruhige dich, Mama«, sagte er. »Ich sperre dich nicht ein, ich verspreche es.«
    Im
selben Moment läutete es an der Tür. Er wandte sich um. »Das wird das
Mädchen aus dem Dorf sein«, sagte er. »Hat wahrscheinlich ihren
Schlüssel vergessen.«
    Â»Ich wünschte, wir brauchten sie nicht«, sagte sie und stieß einen Seufzer aus. »Eines Tages wird sie mich sehen.«
    Â»Sie
ist Toskanerin«, beruhigte sie Petrinelli. »Sie würde eher sterben, als
auch nur ein Sterbenswörtchen über ihren Padrone in der Öffentlichkeit
verlauten zu lassen.« Er schloß die Tür und ging wieder nach unten.
Letizia hatte einen Mann hereingelassen, der nun im Entrée stand.
Petrinellis erster Eindruck war der von Gewöhnlichkeit: der Anzug, den
der Mann trug, war teuer, aber von geschmackloser Aufdringlichkeit. Die
Haare waren eine Spur zu geschniegelt. Petrinelli konnte Männer, die
sich die Haare fönen ließen, nicht ausstehen. Einer dieser neureichen
Laffen, dachte Petrinelli. Und dieses schmierige, gekünstelte Lächeln.
    Â»Signor Petrinelli«, sagte der Mann. »Enzo Ferrara. Piacere.«
    Â»Sie sagten, es handele sich um E UREKA «,
sagte Petrinelli, als er die Treppe hinunterging, Ferrara die Hand
schüttelte und ihn in den Salon führte. Ferrara betrachtete ausführlich
die kostbaren Wandbehänge und Gemälde, die die gefliesten Wände des
Raumes zierten, und Petrinelli konnte seinen Neid fast körperlich
spüren. »Fünf Minuten«, sagte er.

Weitere Kostenlose Bücher