Mission Eureka
recht behalten hatte.
6
Es
war wieder soweit. Altenburg verlieà sein Büro, zog die Tür hinter sich
zu, schloà sie ab, durchquerte den Kontrollraum und klopfte Olaf Hurler
auf die Schulter.
Hurler blinzelte unter seiner
Baseballmütze hervor. »Bodennotsysteme, geben Sie mir ein âºGoâ¹Â«, sagte
er in sein Mikrofon. Altenburg stand neben ihm. Die Stimme eines
Technikers plärrte aus dem Lautsprecher: »NRC-Systeme, hier Kourou.
Bereit für einen letzten Checkup. Autopilot aktiv. Timersignal nicht
behindert. Datenkontrollunit in zwo eins null drei Punkt sechs fünf
vier, wiederhole: zwo eins null drei Punkt sechs fünf vier Alpha. Nicht
alle Aggregate grün. Alle Werte gecheckt.«
Altenburg
blickte auf die groÃen Bildschirme an der Wand: die rot gestrichelte
vorausberechnete Flugbahn, die Fähre auf der Startrampe, die
GroÃaufnahme von der Besatzung, der junge Johannes Hurler, der seine
Checkliste durchging â und er dachte an jene Nacht neulich zurück,
die Nacht, in der er schlieÃlich seine Entscheidung gefällt hatte. Olaf
und er hatten in einer Kneipe gesessen, eine Flasche Schnaps zwischen
sich, und Olaf hatte von Johannes erzählt, wie der Junge ihn bearbeitet
hätte. Johannes war ein Fan von Wildwestfilmen. Er hatte gesagt: »Und
was, wenn der Held in feindlichem Indianergebiet wäre, und sein Pferd
hätte sich ein Bein gebrochen?«
»Häh?« hatte Altenburg gegrunzt, schon leicht beduselt vom Schnaps.
»Die
anderen Jungs würden zu ihm hinausreiten und ihn rausholen«, hatte
Johannes gesagt. »Sie würden sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob ihr Pferd sich nicht vielleicht auch ein gottverdammtes Bein
brechen würde.« Er hatte tatsächlich âºgottverdammtâ¹ gesagt, so, wie sie
es in amerikanischen Filmen taten; und Altenburg und Hurler hatten noch
eine weitere Stunde dagesessen und über die menschliche Natur geredet,
hier und da nach Worten suchend, beschwipst, wie sie waren. Die einzige
Gattung im Universum, die den Begriff âºRettungâ¹ kannte, die wuÃte, daÃ
es etwas gab, das mehr bedeutete als Geld, das wichtiger war als
irgendwelche Satelliten mit so lächerlichen Namen wie âºPalladioâ¹ â¦
und danach hatte sein Entschluà festgestanden. Marianne hatte ihn mit
der Nase darauf gestoÃen, und die Hurlers hatten ihm den Weg gezeigt.
Wenn
es schiefging, dann würde er keine Antwort haben, keine, die vor der
Presse und den Untersuchungskommissionen bestehen könnte. Sie würden
sagen, er hätte verantwortungslos und fahrlässig gehandelt, indem er
die zweite Fähre raufgeschickt hätte, solange er noch immer nicht
gewuÃt habe, was bei der ersten schiefgelaufen sei. Und darauf gab es
keine Antwort, es sei denn, er erzählte ihnen was von Pferden und
Indianern und von der idiotischen menschlichen Natur.
Er
checkte den Countdown und ging hinüber zu Swann. Der blickte von seinem
Bildschirm auf, mit seinem typischen mürrischen Blick, einer Mischung
aus Konzentration und Verärgerung darüber, daà er gestört wurde. Doch
seine Miene hellte sich schlagartig auf, als Altenburg ankündigte:
»Christopher, sobald wir die Parkbahn erreicht haben, werde ich die
Reihenfolge des Programms ändern.«
»Was?« Swann brauchte einen Moment, bis er begriffen hatte. »Sie meinen, wir fliegen zuerst zu Magellan I?«
Altenburg nickte. »Bereiten Sie das Computerprogramm für die neue Abfolge vor.«
Swann strahlte. Er sah plötzlich zehn Jahre jünger aus. »Das lass' ich mir nicht zweimal sagen!«
Altenburg
ging zurück an seinen Platz und setzte seinen Kopfhörer auf. Vielleicht
war es ein biÃchen melodramatisch, Swann erst im letzten Moment
einzuweihen, aber auch das hatte er sich reiflich überlegt. Waldegg
würde jetzt auf der anderen Seite des Zentrums im Gästeraum sitzen, und
er sollte es erst dann erfahren, wenn es nicht mehr zu ändern war.
Hurlers
Stimme drang monoton aus dem Kopfhörer. Er schaute auf seinen
Bildschirm. Gleich war es soweit. Die Angst bohrte wie Zahnschmerzen in
seinem Hirn, aber es gab kein Zurück; trotzdem schwebte sein Finger
über der Emergency-Taste.
»Dreiundzwanzig â¦
zweiundzwanzig«, kam Hurlers Stimme aus dem Kopfhörer. Altenburg
starrte auf den Bildschirm, der die Mannschaft zeigt. Da blinkte
plötzlich ein Lämpchen auf. Er spannte sich.
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