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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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Worte des Doktors: Sie wirkt sofort, hatte er
gesagt, nur drei Sekunden, und absolut schmerzlos. Aber woher wollte er
wissen, daß es schmerzlos war? Vielleicht würden die Schmerzen ewig
anhalten. Niemand hatte es ausprobiert. Es war alles bloß Theorie. Drei
Sekunden. Eine verdammt kurze Zeit, wenn man den Tod vor Augen hatte.
Wieder mußte er an seine Fallschirmspringerausbildung denken. Wenn man
sprang, mußte man ›einundzwanzig‹ schreien. Es dauerte eine Sekunde,
einundzwanzig zu schreien â€“ vier Sekunden brauchte der Fallschirm,
um sich zu öffnen. Jetzt murmelte er leise vor sich hin: einundzwanzig,
zweiundzwanzig, dreiundzwanzig â€¦ und aus, Ende. Er fragte sich,
was in dem Moment vor sich gehen mochte. Was konnte einen Körper dazu
bringen, in so kurzer Zeit zu sterben â€“ seinen Körper,
zweiundsiebzig Kilo aus Fleisch und Blut und harten Muskeln, für deren
Training er so viel Zeit und Mühe aufgewendet hatte? Er würde ein in
einem Raumanzug zerfallender Leichnam sein, der im Nichts dahintreibt.
Aber die Alternative war noch schlimmer: langsam zu verhungern und zu
verdursten und schließlich zu ersticken.
    Er
schloß die Augen und dachte an Claudia, an ihre letzte Begegnung, auf
der Geburtstagsfeier ihres Vaters, als sie ihn mit auf ihr Zimmer
genommen und versucht hatte, ihn umzustimmen. Drei Dinge hatte sie ihm
zu sagen gehabt. Jetzt hörte er sie in Gedanken: »Erstens, ich liebe
dich. Zweitens, ich möchte mit dir zusammenleben. Drittens, ich möchte,
daß du einen normalen Beruf ergreifst, daß du Schluß machst mit der
Raumfahrerei.«
    Â»Warum?« hatte er gefragt.
    Â»Weil ich an das Leben glaube, und weil ich nicht zulassen werde, daß uns das gleiche passiert wie meinen Eltern.«
    Sie
hatte gesagt, sie wolle keine junge Witwe mit zwei Kindern sein. Es war
das erste Mal, daß sie etwas von Kindern erwähnt hatte.
    Â»Und wenn ich mich weigere?« hatte er gefragt.
    Â»Dann bleibe ich deine Geliebte«, hatte sie geantwortet. Und dabei hatten sie es belassen.
    Es
tat zu weh, an sie zu denken. Er öffnete die Augen und schaute auf die
Schalter mit den Funkkanälen. Sie zeigten alle nach oben. Montgomery
hatte sie in einer Aufwallung von Wut kurzerhand umgelegt. Er hatte sie
einfach nicht mehr hören können, diese ruhigen, besänftigend auf ihn
einredenden Stimmen, die ihm immer wieder versicherten, es werde schon
alles in Ordnung gehen, er brauche sich keine Sorgen zu machen, sie
arbeiteten mit aller Kraft an dem Problem, wo doch offensichtlich war,
daß sie durch den Ausfall des Schubausgleichs rettungslos verloren
waren. Montgomery war nicht mehr derselbe seit dem Tag, an dem er mit
seiner Frau und seinem Sohn gesprochen hatte. Seine Geduld war am Ende.
Auch die Kamera, von ihnen ›Big Brother‹ genannt, hatten sie außer
Gefecht gesetzt. Peter hatte die Linse mit einem Stück Klebeband aus
seinem Notfallpaket zugeklebt. Seitdem hatten sie sich vollkommen
allein gefühlt. Aber jetzt hatten sie ihre Entscheidung gefällt. Der
Zeitpunkt war gekommen, wieder Kontakt mit der Bodenstation
aufzunehmen. Alle vier hatten sich damit einverstanden erklärt. Es war
nur fair, wenn sie dem Kontrollzentrum ihren Beschluß mitteilten und
eine letzte Botschaft hinterließen, einen audio-visuellen
Abschiedsbrief gewissermaßen. Peter hatte bereits entschieden, was er
sagen würde. Er würde ihnen verraten, was der Astronaut zum Bischof
gesagt hatte. Er würde mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Leben
verschwinden.
    Er sah Montgomery an. Der nickte ihm zu.
Während er nach dem Klebestreifen über der Kameralinse langte, legte
Montgomery die Schalter der Funkkanäle um. Das Klebeband löste sich mit
einem häßlich ratsch, und fast gleichzeitig knarzte eine
aufgeregte Stimme aus dem Kabinenlautsprecher. Es war Olaf Hurler. Der
sonst so ruhig und gelassen wirkende stellvertretende Technische
Direktor schrie fast in sein Mikrofon. Was passiert sei, wollte er
wissen, und wie sehr er sich freue, »euch zu sehen, Jungs«, und sie
sollten jetzt bitte mal die Ohren aufsperren und ihm zuhören.
Montgomery holte tief Luft und öffnete den Mund, um ihnen ihren
Entschluß mitzuteilen, aber Hurler kam ihm zuvor: »Marco Polo ist auf
dem Weg zu euch. Voraussichtliche Ankoppelung neunundsechzig Stunden,
vier Minuten.«
    Die vier Männer schauten sich einen
Moment lang an,

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