Mission Eureka
anfangen?«
»Ich
denke schon. Ich brauche Unterlagen â Zuweisungsaufträge,
Rechnungen und dergleichen. Man könnte einen Computercheck durchführen,
aus dem zweifelsfrei hervorgeht, daà Altenburg regelmäÃig Duplikate
unserer Bauteile geordert hat ⦠zwecks Versendung an einen
bekannten Ostblock-Spediteur â¦Â«
Goncourt hob die
Hand, um ihren Wortschwall zu bremsen, und sagte lächelnd: »So
jung ⦠und schon mit allen Wassern gewaschen, Mademoiselle Delon.«
»Ich
hab halt schon früh angefangen, Monsieur Goncourt. In der Schule, als
meine Freundinnen den Kopf noch voller Liebesflausen hatten, habe ich
Machiavelli gelesen.«
Goncourts Lächeln wurde noch eine Spur breiter.
Die
Spannung, die auf Altenburg und Hurler lastete, stand ihnen jetzt
deutlich im Gesicht geschrieben, als sie vor ihren Controldesks saÃen.
Es war früher Samstagabend, noch siebzehn Stunden bis zum Andocken. Sie
waren nervös, reagierten gereizt aufeinander. Als das Telefon läutete,
fuhren beide hoch wie aufgeschreckte Kaninchen.
Es war Giovanna Waldegg. Altenburg spürte, wie ihm der vertraute Schauer von Erregung über den Rücken lief.
»Ich muà dich unbedingt sehen!« kam ihre Stimme aus dem Hörer.
»Ich kann jetzt nicht, und ich will auch nicht«, erwiderte er erschöpft. »Es ist doch vorbei. Meine Frau â¦Â«
»Zum Teufel mit deiner Frau«, unterbrach sie ihn barsch. »Es geht um dein Ãberleben! Ich bin im Bayerischen Hof. Wir treffen uns heute noch um acht Uhr im Foyer. Wenn du nicht kommst, bist du erledigt.« Sie legte auf.
Altenburg
sah Hurler an. Der dicke Mann schüttelte den Kopf. »Du brauchst mir
nichts zu sagen«, sagte er. »Ich weià Bescheid. Ich will jetzt nicht
sagen: Ich habe es dir prophezeit.«
Zum Teufel mit ihr, dachte Altenburg. Eine wohlbekannte Stimme in seinem Kopf sagte: Wir unterhalten uns über alle ihre Liebhaber. Sie war also in München. Na schön, sollte sie doch. Was scherte es ihn?
Um zehn vor acht betrat er das Foyer des Bayerischen Hofs. Dort wartete sie schon auf ihn. Sie saà auf einem Sofa und winkte ihm
zu, als er sich suchend umsah. Sie sah, wie man so schön sagt, zum
AnbeiÃen aus. Als sie ihn auf die Wangen küÃte, sah er, wie sich ihre
Brustwarzen unter ihrer Seidenbluse abzeichneten. Sie trug keinen
Büstenhalter. Sie brauchte keinen. Sie goà Kaffee ein und sagte dabei,
wie sehr sie sich freue, ihn wiederzusehen. Aber sie lächelte nicht.
»Leo
wollte eigentlich nicht, daà ich es erfahre«, sagte sie. »Aber ich habe
so meine eigenen Methoden, Dinge herauszubekommen. Einen Teil habe ich
von ihm erfahren, den Rest von Agnes Lefèbre.« Beim Aussprechen des
Namens verzog sie unwillkürlich ein wenig den Mund. Agnes Lefèbre
schien offenbar nicht zu ihren engsten Freundinnen zu zählen. »Sie
wollen dich ausschalten.«
Altenburg blinzelte
verständnislos. Es geht um dein Ãberleben, hatte sie am Telefon gesagt.
Jetzt redete sie von âºAusschaltenâ¹ â was immer das heiÃen mochte.
»Das können sie nicht«, erwiderte er. Eine ganz einfache, klare Sache. Er hatte nichts verbrochen.
»Erinnerst du dich an einen gewissen Gibbs?«
Er blinzelte wieder. »Steckt er mit drin?« fragte er.
»Ist er gefährlich?«
»Gefährlich genug.«
»Hast du ihn bestohlen?«
»Nein.«
Sie berührte seine Hand. »Wir können sie alle schlagen, du und ich gemeinsam.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. Wir unterhalten uns über alle ihre Liebhaber. »Ich möchte nicht, daà du da mit hineingezogen â¦Â«
Sie
beugte sich abrupt zu ihm herüber. Er bemerkte, daà ihre Lippen feucht
waren. »Ich habe mich entschlossen, Waldegg zu verlassen«, sagte sie.
»Ich ziehe nach München, um in deiner Nähe zu sein.«
Oje, dachte er.
»Dann können wir immer Zusammensein, wann wir wollen«, fuhr sie fort.
»Das wäre ein Fehler«, erwiderte er steif.
Sie
schaute ihn lächelnd an. »Und die Ironie an der Sache ist, es war Leo
selbst, der mir die Augen geöffnet hat. Mir war nicht bewuÃt
gewesen â¦Â«
»Giovanna«, versuchte er sie zu bremsen, aber sie hörte gar nicht hin.
»⦠wie
wichtig du mir bist. Du bist der Mann, den ich liebe. Alle anderen
vorher ⦠vorbei, vergessen ⦠nie gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher