Mission Eureka
Wirklich
geliebt â¦Â«
»Giovanna«, sagte er wieder, eindringlicher als beim ersten Mal. »Ich muà dir etwas erklären â¦Â«
»Ich
habe mich immer unter Kontrolle gehabt«, fuhr sie fort,
selbstvergessen, fast entrückt. Es war, als säÃe sie in einem
Beichtstuhl. »Die anderen Männer, vor dir, waren Objekte, nichts
weiter. Da, um benutzt zu werden. Und jetzt ⦠jetzt fühle ich mich
wie ein dummes Schulmädchen â¦Â«
»Giovanna, bitte«,
sagte er in fast beschwörendem Ton. »Sag's nicht. Du wirst dich dafür
hassen â und dann mich. Und ich kann nicht noch einen Feind
brauchen.«
»Thomas«, sagte sie und drückte fest seine Hand. »Ich liebe dich.«
Es
hatte ihn groÃe Willenskraft gekostet zu gehen. Sie hatte es ihm nicht
leichtgemacht. Um ein Haar wäre er schwach geworden. Die Vorstellung,
die Nacht mit Giovanna in ihrem Hotelzimmer zu verbringen, war weitaus
verlockender, als an der Seite von Olaf Hurler im Kontrollzentrum zu
sitzen. Aber er widerstand der Versuchung. Immer wieder rief er sich
Waldeggs Satz in Erinnerung: Wir unterhalten uns über alle ihre Liebhaber. Trotzdem
fiel es ihm nicht leicht, sich von ihr loszureiÃen. Er werde dringend
im Zentrum gebraucht, versuchte er ihr klarzumachen. Es seien nur noch
zehn Stunden bis zum Andockmanöver.
»Wir
brauchen ja nicht die ganzen zehn Stunden«, hatte sie erwidert, aber er
hatte sich auf keine weiteren Diskussionen eingelassen und war
gegangen. Leicht war es ihm allerdings weià Gott nicht gefallen.
Und
jetzt war es soweit. Er und Hurler hatten die ganze Nacht vor ihrem
Kontrollpult gesessen, während die Techniker mehrmals die Schicht
wechselten. Der groÃe Bildschirm war jetzt leer. Sie würden das
Rendezvous der beiden Fähren und den Andockvorgang nicht sehen können,
aber die Daten und Informationen liefen Zeile für Zeile über ihre VDUS ,
und die Stimmen der beiden Kommandanten kamen sowohl über ihre
Kopfhörer als auch über die Lautsprecheranlage des Kontrollraums.
»Klappen geöffnet«, meldete Krüger.
Altenburg
schloà einen Moment lang die Augen und stellte sich vor, wie die beiden
Fähren jetzt heckseits aneinander andockten und die groÃen Schläuche
aus beiden Cockpits zum Vorschein kamen, beide am äuÃeren Ende mit
Luftschleusen ausgestattet.
»Schläuche sind miteinander verbunden«, meldete Krüger.
Altenburg
schlug die Augen auf und starrte auf seinen Bildschirm. Er versuchte
sich vorzustellen, wie die Magellan-Besatzung jetzt einer nach dem
andern durch die Schlauchverbindung nach oben kroch, zuerst Peter, dann
die anderen, und zum Schluà Montgomery, der Kommandant, in der
Tradition der Seekapitäne das sinkende Schiff als letzter verlassend.
»Luftschleusen geöffnet«, sagte Krüger.
Der
Schlauch hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter. Altenburg sah
Hurler an und wuÃte instinktiv, was der dicke Mann jetzt dachte. Wenn ich jetzt da oben wäre, würde ich steckenbleiben; die Rettung würde an meiner Wampe scheitern.
Atemlose
Stille. Sie schien unendlich zu dauern. Es war, als wären alle Uhren
stehengeblieben. Altenburg warf einen Blick auf die Zeitleiste in der
linken oberen Ecke seines Bildschirms. Dort raste die Zeit.
Dann, endlich, die zwei Worte von Krüger, auf die sie alle warteten.
»Transfer beendet. Bereiten Abkopplung vor.«
»Gut gemacht, Krüger!« rief Altenburg in sein Mikro. »Gratuliere!«
»Danke, Chef.«
»Wie fühlt ihr euch?«
»GroÃartig, Chef.«
Altenburg fühlte Hurlers Hand auf seinem Arm. Er sah ihn an, nickte und sagte: »Olaf würde gern mit seinem Sohn sprechen.«
Hurler
schaute hinüber zum rechten Bildschirm, der Johannes in Nahaufnahme
zeigte. Das Gesicht des jungen Mannes war ruhig und unbewegt wie immer.
»Johannes? Alles in Ordnung?«
»Bestens, Vater. Alles okay.«
»Du hast dir deine Sporen verdient. Ich bin stolz auf dich.«
»Danke, Pa.« Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
Eine Stimme hinter ihrem Rücken sagte nervös: »Wir verschwenden Zeit.«
Der
Duft von teurem französischem Rasierwasser umwehte sie. Altenburg
brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war. »Lefèbre«,
sagte er. »Verschwinden Sie hinter meinem Rücken. Ich kann Sie hier
nicht brauchen!«
Altenburg
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