Mission Eureka
Handelsdelegation. Als Goncourt den
Blick über die Szenerie im Saal schweifen lieÃ, fühlte er sich an ein Aperçu von
Chantal erinnert: »Erst Brötchen und Bier â und dann Sodbrennen.«
Hier ging es ausschlieÃlich ums Geschäft â und um nichts anderes.
Eine Weile mischte er sich unters Volk, ohne den Gesprächen, die in den
einzelnen Gruppen und Grüppchen im Gang waren, irgendwelche
Aufmerksamkeit zu schenken. Hier und da nickte er dem einen oder
anderen einen Gruà zu oder hob die Hand in einer Geste des
Wiedererkennens. Einmal machte er einer häÃlichen alten Schnepfe ein
Kompliment zu ihrem Aussehen. SchlieÃlich entdeckte er den Mann, den er
suchte. Petrinelli zog eine Braue hoch, als Goncourt ihn in eine Ecke
des Saales entführte. Er hatte nicht damit gerechnet, den Industriellen
so rasch wiederzusehen.
»Ich muà Sie noch einmal sprechen«, sagte Goncourt.
»Aber warum ausgerechnet hier?«
»Ein
öffentlicher Empfang garantiert eine viel privatere Atmosphäre, finden
Sie nicht? Wäre ich in Ihr Büro gekommen, wüÃte das inzwischen halb
Rom.«
»Und was haben Sie mir so Vertrauliches zu sagen, daà ein Empfang im Auswärtigen Amt als Tarnung herhalten mu�«
Goncourt gab darauf keine Antwort, sondern fragte lediglich: »Was halten Sie von Thomas Altenburg?«
»Er ist einer der fähigsten und dynamischsten Wissenschaftler Europas.«
»Das sehe ich auch so.«
Sie
hielten in ihrem Gespräch inne, als eine mit Juwelen behängte Frau an
ihnen vorbeiging und ihnen einen guten Abend wünschte. Als sie
Anstalten machte, stehenzubleiben und ein Gespräch anzufangen,
bedeutete Concourt ihr durch eine winzige Drehung der Schultern, daà er
gerade mitten in einem wichtigen Gespräch war. Die Frau war nicht
beleidigt. Er hatte gegen keine Anstandsregel verstoÃen, sondern sie
nur so dezent wie möglich abgewimmelt. Sie ging weiter und hielt nach
einem willigeren Zuhörer Ausschau.
»Wie stünden meine Chancen bei E UREKA , wenn ich Altenburg als meinen Leitenden Direktor präsentieren könnte?« fragte Goncourt.
»Erheblich günstiger.«
Goncourt
nickte. Gemeinsam gingen sie durch die Menge, blieben hier und da
stehen, um ein paar Artigkeiten auszutauschen und wohlparfümierte Hände
zu küssen. Sie brauchten eine ganze Weile. Als sie schlieÃlich die
Terrasse erreicht hatten, sogen sie beide tief die warme römische
Abendluft ein. Dann sagte Goncourt: »Ich habe meinem
Ministerpräsidenten versprochen, daà ich die Sache durchboxen würde.
Die Engländer habe ich schon auf meiner Seite. Und Frankreich braucht
die Arbeitsplätze.«
»Versucht wohl noch immer, Sie ins Kabinett zu locken, was?«
»Keine Chance. Ich bin kein Bürokrat. Ich bin ein Freibeuter.«
Petrinelli grinste. »Warum sagen Sie nicht gleich âºPiratâ¹?«
»Ich
bin tödlich gekränkt«, erwiderte Goncourt mit gespielt beleidigter
Miene und legte sich die Hand aufs Herz. Dann, nach kurzem Zögern,
stellte er die Kernfrage. »Wie groà sind Waldeggs Chancen, die
Zusatzfinanzierung für das Raumprojekt durchzukriegen?«
»Er
hat hervorragende Verbindungen und kann eine groÃe Anzahl von
Präzedenzfällen ins Feld führen â¦Â« Petrinelli zuckte mit den
Achseln, und Goncourt wuÃte, daà jetzt ein Aber kommen würde.
»Aber?« fragte er gespannt.
»Der
Finanzausschuà ist nicht dafür bekannt, daà er sich leicht überrumpeln
läÃt. Und bevor Altenburg das Pegasus-Projekt nicht abgeschlossen hat,
glaube ich nicht, daà Sie ihn nach Paris bekommen.«
Goncourt
stieà einen leisen Fluch aus. Noch zwei Monate bis zur nächsten
AusschuÃsitzung, noch sechs Monate, bis Altenburg frei war. Die
Rechnung ging nicht auf. Irgendwie muÃte er das ändern. Er schüttelte
Petrinelli die Hand und verabschiedete sich. Er hatte nichts mehr
verloren hier. Auf dem Weg nach drauÃen begegnete er Waldegg. Nachdem
sie sich begrüÃt hatten, sagte Waldegg: »Ich dachte, Sie wollten schon
heute nachmittag abgereist sein.«
»Ist es nicht ein
seltsamer Zufall?« erwiderte Goncourt mit einem süffisanten Lächeln.
»Ich bin bezüglich Ihnen dem gleichen MiÃverständnis unterlegen. Au
revoir, Monsieur Waldegg.«
»Auf Wiedersehen.«
Sieh an, dachte Goncourt, dieser Waldegg steht
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