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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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Handelsdelegation. Als Goncourt den
Blick über die Szenerie im Saal schweifen ließ, fühlte er sich an ein Aperçu von
Chantal erinnert: »Erst Brötchen und Bier â€“ und dann Sodbrennen.«
Hier ging es ausschließlich ums Geschäft â€“ und um nichts anderes.
Eine Weile mischte er sich unters Volk, ohne den Gesprächen, die in den
einzelnen Gruppen und Grüppchen im Gang waren, irgendwelche
Aufmerksamkeit zu schenken. Hier und da nickte er dem einen oder
anderen einen Gruß zu oder hob die Hand in einer Geste des
Wiedererkennens. Einmal machte er einer häßlichen alten Schnepfe ein
Kompliment zu ihrem Aussehen. Schließlich entdeckte er den Mann, den er
suchte. Petrinelli zog eine Braue hoch, als Goncourt ihn in eine Ecke
des Saales entführte. Er hatte nicht damit gerechnet, den Industriellen
so rasch wiederzusehen.
    Â»Ich muß Sie noch einmal sprechen«, sagte Goncourt.
    Â»Aber warum ausgerechnet hier?«
    Â»Ein
öffentlicher Empfang garantiert eine viel privatere Atmosphäre, finden
Sie nicht? Wäre ich in Ihr Büro gekommen, wüßte das inzwischen halb
Rom.«
    Â»Und was haben Sie mir so Vertrauliches zu sagen, daß ein Empfang im Auswärtigen Amt als Tarnung herhalten muß?«
    Goncourt gab darauf keine Antwort, sondern fragte lediglich: »Was halten Sie von Thomas Altenburg?«
    Â»Er ist einer der fähigsten und dynamischsten Wissenschaftler Europas.«
    Â»Das sehe ich auch so.«
    Sie
hielten in ihrem Gespräch inne, als eine mit Juwelen behängte Frau an
ihnen vorbeiging und ihnen einen guten Abend wünschte. Als sie
Anstalten machte, stehenzubleiben und ein Gespräch anzufangen,
bedeutete Concourt ihr durch eine winzige Drehung der Schultern, daß er
gerade mitten in einem wichtigen Gespräch war. Die Frau war nicht
beleidigt. Er hatte gegen keine Anstandsregel verstoßen, sondern sie
nur so dezent wie möglich abgewimmelt. Sie ging weiter und hielt nach
einem willigeren Zuhörer Ausschau.
    Â»Wie stünden meine Chancen bei E UREKA , wenn ich Altenburg als meinen Leitenden Direktor präsentieren könnte?« fragte Goncourt.
    Â»Erheblich günstiger.«
    Goncourt
nickte. Gemeinsam gingen sie durch die Menge, blieben hier und da
stehen, um ein paar Artigkeiten auszutauschen und wohlparfümierte Hände
zu küssen. Sie brauchten eine ganze Weile. Als sie schließlich die
Terrasse erreicht hatten, sogen sie beide tief die warme römische
Abendluft ein. Dann sagte Goncourt: »Ich habe meinem
Ministerpräsidenten versprochen, daß ich die Sache durchboxen würde.
Die Engländer habe ich schon auf meiner Seite. Und Frankreich braucht
die Arbeitsplätze.«
    Â»Versucht wohl noch immer, Sie ins Kabinett zu locken, was?«
    Â»Keine Chance. Ich bin kein Bürokrat. Ich bin ein Freibeuter.«
    Petrinelli grinste. »Warum sagen Sie nicht gleich ›Pirat‹?«
    Â»Ich
bin tödlich gekränkt«, erwiderte Goncourt mit gespielt beleidigter
Miene und legte sich die Hand aufs Herz. Dann, nach kurzem Zögern,
stellte er die Kernfrage. »Wie groß sind Waldeggs Chancen, die
Zusatzfinanzierung für das Raumprojekt durchzukriegen?«
    Â»Er
hat hervorragende Verbindungen und kann eine große Anzahl von
Präzedenzfällen ins Feld führen â€¦Â« Petrinelli zuckte mit den
Achseln, und Goncourt wußte, daß jetzt ein Aber kommen würde.
    Â»Aber?« fragte er gespannt.
    Â»Der
Finanzausschuß ist nicht dafür bekannt, daß er sich leicht überrumpeln
läßt. Und bevor Altenburg das Pegasus-Projekt nicht abgeschlossen hat,
glaube ich nicht, daß Sie ihn nach Paris bekommen.«
    Goncourt
stieß einen leisen Fluch aus. Noch zwei Monate bis zur nächsten
Ausschußsitzung, noch sechs Monate, bis Altenburg frei war. Die
Rechnung ging nicht auf. Irgendwie mußte er das ändern. Er schüttelte
Petrinelli die Hand und verabschiedete sich. Er hatte nichts mehr
verloren hier. Auf dem Weg nach draußen begegnete er Waldegg. Nachdem
sie sich begrüßt hatten, sagte Waldegg: »Ich dachte, Sie wollten schon
heute nachmittag abgereist sein.«
    Â»Ist es nicht ein
seltsamer Zufall?« erwiderte Goncourt mit einem süffisanten Lächeln.
»Ich bin bezüglich Ihnen dem gleichen Mißverständnis unterlegen. Au
revoir, Monsieur Waldegg.«
    Â»Auf Wiedersehen.«
    Sieh an, dachte Goncourt, dieser Waldegg steht

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