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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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um sie daran zu
hindern, ihm hinterherzulaufen. »Aber ich muß zu ihm!« schrie sie
verzweifelt und versuchte, sich loszureißen.
    Â»Du hast
doch gehört, Claudia, wir können im Moment nichts für ihn tun«, sagte
Marianne so ruhig, wie sie konnte, und Claudia sank schluchzend in ihre
Arme. Marianne schaute Altenburg an. »Thomas«, sagte sie. »Ich weiß, du
mußt zurück. Geh nur. Ich komme schon zurecht hier. Ich halte dich auf
dem laufenden.«
    Â»Der Junge«, sagte Altenburg. »Er hat doch niemanden außer uns.«
    Â»Ist
schon gut, Thomas. Geh du nur. Sobald ich irgendwas erfahre, gebe ich
dir sofort Bescheid. Du kannst jetzt nichts für ihn tun hier.«
    Altenburg
strich Claudia zärtlich über das Gesicht und sagte leise: »Er wird
schon wieder werden. Du wirst sehen.« Er wandte sich zum Gehen, als ihm
etwas einfiel. Er drehte sich noch einmal um. »War noch jemand mit im
Wagen?«
    Sie hätte es ihm so oder so gesagt, bevor er
ging, aber sie hatte es bis zum letzten Augenblick vor sich
hergeschoben. »Ja«, antwortete sie leise. »Olafs Sohn. Er ist tot.«
    Altenburg
schloß für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, deutete
Marianne mit einer nickenden Kopfbewegung auf eine Tür am anderen Ende
des Ganges.
    Intensivstation 1.
    Altenburg
ging durch den Korridor und stieß sie auf. Hinter dieser Tür war keine
Krankenschwester, die die Leute aus dem Raum fernhielt. Das war nicht
mehr nötig.
    Olaf Hurler saß neben dem Bett. Johannes
war mit einem Laken zugedeckt, aus dem nur die Zehen hervorschauten.
Olaf blickte auf, als Altenburg hereinkam. Er schien völlig gebrochen.
Sein Gesicht war das eines großen alten Hundes, der um irgend etwas
bettelt. Es gab Worte, die man in solchen Situationen sagte, aber
Altenburg fand sie nicht. Statt dessen nahm er die Hand seines Freundes
und hielt sie fest. Sie war schlaff, als wäre alle Kraft aus ihr
gewichen.
    Swann wollte nur
noch eines: zurück an seine Arbeit. Er brauchte jetzt seine Maschinen,
seine Bildschirme, seine Berechnungen. Er brauchte ein Problem, das er
lösen konnte, um sich von dem Bild loszureißen, das ihn verfolgte:
Marianne und Claudia Altenburg auf dem Krankenhausflur, die ihn mit
abwesendem, tränenverschleiertem Blick grüßten, als er an ihnen
vorbeifuhr und die Tür zur Intensivstation aufstieß, gerade noch
rechtzeitig, um zu sehen, wie Johannes Hurler sein junges Leben
aushauchte â€¦ Immer wieder lief die Szene wie ein Film vor ihm ab.
Die Krankenschwester, die sich über Johannes beugte und ihm das Laken
über den Kopf zog; der Arzt, der sich umwandte und ihn über seinen
Gesichtsschutz hinweg anstarrte, als wäre er ein Fremder, der
unangemeldet hereingeplatzt kam; und Olaf Hurler, der wie versteinert
dasaß, mit weit aufgerissenem Mund, als ob er gähnte. Swann hatte
blitzartig kehrtgemacht und war wie von Furien gehetzt hinausgerast,
vorbei an den beiden Frauen, unfähig, etwas zu sagen, ihnen ein Wort
des Trostes zu spenden. Und jetzt war er draußen auf dem Parkplatz, auf
dem Weg zu seinem Wagen. Seine Arbeit würde ihn betäuben, ihn â€“
wenigstens für eine Weile â€“ vergessen machen. Da sah er Meike. Sie
kam auf ihn zu, ging neben ihm her. Sie hätte es eben gehört; es täte
ihr schrecklich leid. Er nickte. Plötzlich schien sein Rollstuhl
verrückt zu spielen: er bockte, fuhr im Zickzack, drehte sich im Kreis.
    Â»Was ist?« rief Meike erschrocken.
    Â»Ein
Krampf«, rief er. »In der Hand.« Seine Finger hatten sich um die
Armlehne mit der Steuereinheit gekrallt und drückten unkontrolliert auf
die Knöpfe. Er versuchte verzweifelt, seine Finger wieder unter
Kontrolle zu bekommen, aber sein ganzer Körper wurde jetzt von einem
Krampf geschüttelt. Der Rollstuhl bockte und sprang wie ein störrisches
Pony. »Hör auf!« schrie Meike. »Um Himmels willen, hör auf! Du kannst
nicht für alles Verantwortung übernehmen, was auf der Welt passiert!
Wofür hältst du dich eigentlich, für den lieben Gott?«
    Â»Das ist es doch nicht!« erwiderte er.
    Â»Doch,
das ist es!« schrie sie zurück. Er versuchte, sie anzuschauen, aber der
Stuhl brach erneut zur Seite aus. »Autounfall eins«, sagte sie.
»Autounfall zwei. Und beide Male kommt ein junger Mann ums Leben. Und
jedesmal redest du dir in deinem verdrehten Hirn ein, du

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