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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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dir in nichts nach â€¦
    Irgend
jemand hatte Peter Berger einmal gesagt, Glück sei nicht so sehr ein
seelischer Zustand als vielmehr ein vollkommener Augenblick. Nun,
dachte er, dies war ein fast vollkommener Augenblick: ein laues
Lüftchen, sein Fuß auf dem Gaspedal des Porsche 911, der Sommer vor der
Tür, der würzige Geruch von Tannen in der Luft. Das einzige, was ihm zu
seinem Glück jetzt noch fehlte, war eine schöne Frau auf dem
Beifahrersitz. Statt dessen mußte er mit Johannes vorliebnehmen. Wie
gesagt, es war ein fast vollkommener
Augenblick. Er schaltete in den vierten Gang herunter, trat das
Gaspedal durch und drehte die Maschine bis zum Anschlag hoch. Er genoß
das Gefühl, sanft in den Sitz zurückgepreßt zu werden; es erinnerte ihn
an etwas ungleich Schöneres.
    Â»Ich gäb' was drum, wenn ich jetzt da oben war'«, rief er schwärmerisch. »Up, up, and away.«
    Â»Ja, da geht einfach nichts drüber«, pflichtete ihm Johannes bei. »Hast du schon mal versucht, es jemandem zu erklären?«
    Â»Ja. Aber es kann keiner nachempfinden.«
    Johannes
nickte. »Ich lernte gerade gehen, als im Fernsehen die Bilder von der
ersten Mondlandung kamen. Als ich die Astronauten da so rumlaufen sah,
dachte ich, daß so die Menschen eigentlich gehen.«
    Â»Ich auch. Noch 'ne Woche danach waren meine Eltern der Meinung, daß irgendwas mit mir nicht stimmte, so wie ich herumlief.«
    Â»Wenn
ich an die letzte Mission denke â€¦Â« sagte Johannes und schaute
grinsend hinüber zu Peter. »Was können wir jetzt eigentlich noch da
oben erleben?«
    Â»Stimmt«, sagte Peter und klopfte mit
der freien Hand auf das Armaturenbrett. Ein glücklicher junger Mann.
Zwei glückliche junge Männer.
    Es war kaum Verkehr. Auf
der mittleren Spur tauchte ein riesiger Container-Sattelschlepper vor
ihnen auf, dessen Auspuff eine schwarze Qualmwolke über die Fahrbahn
blies. Peter schaute in den Rückspiegel und scherte auf die linke Spur
aus, um ihn zu überholen. Er zog eine Grimasse, als der Qualm ihm ins
Gesicht blies. Als er auf gleicher Höhe mit dem Ungetüm war, warf er
einen Blick auf die gewaltigen Räder. Sein letzter Gedanke, bevor der
linke Vorderreifen sich mit einem dumpfen Knall in Fetzen auflöste,
war: Scheiß-Lkw, so was dürfte man gar nicht auf die Straße
lassen â€¦
    Einer der
Krankenwagenfahrer fand ein Foto von Claudia mit ihrer Telefonnummer in
seiner Tasche. So kam es, daß sie und ihre Mutter als erste im
Krankenhaus eintrafen. Sie mußten auf dem Gang warten. Claudia weinte
leise. Marianne hatte tröstend den Arm um sie gelegt.
    Â»Es
wird alles gut werden, Liebes«, sagte sie in ruhigem, besänftigendem
Ton, so wie sie es immer getan hatte, als Claudia noch klein war. »Wir
werden ihn schon wieder hinkriegen, du und ich.«
    Die
Schwingtür ging auf, und Altenburg kam durch den Gang gehastet. Erst
auf den letzten Metern verlangsamte er seinen Schritt. Marianne stand
auf und trat ihm ein paar Schritte entgegen.
    Â»Wie geht's ihm?« fragte er.
    Marianne
warf einen raschen Blick auf Claudia. Sie saß zusammengekauert auf der
Bank, vollkommen abwesend, scheinbar ganz in sich selbst und ihren
Schmerz versunken.
    Â»Es scheint sehr ernst zu sein«, sagte Marianne leise. »Die Ärzte wollen sich nicht festlegen.«
    Die
Tür mit der Aufschrift Intensivstation 2 ging auf, ein Arzt kam heraus
und nahm seinen Mundschutz ab. Altenburg ging zu ihm und stellte sich
vor.
    Â»Ja, Herr Altenburg«, sagte der Arzt, »ich weiß, wer Sie sind.«
    Â»Der
Junge von dem Autounfall«, sagte Altenburg, »Peter Berger. Seine Eltern
sind tot. Ich vertrete sozusagen Vaterstelle. Wie stehen seine Chancen?«
    Der
Arzt zuckte mit den Achseln. »Tja, für den Augenblick haben wir seinen
Zustand stabilisieren können. Aber er hat schwere Kopfverletzungen. Er
ist â€¦Â«
    Claudia war aufgesprungen. »Er ist was?« schrie sie.
    Â»Er liegt im Koma.«
    Claudia
schlug die Hände vors Gesicht, ballte sie zu Fäusten, öffnete sie
wieder, in einer beschwörenden, verzweifelten Geste. »Ich muß ihn
sehen!« schrie sie. »Ich muß zu ihm!«
    Â»Tut mir leid,
aber das ist im Moment nicht möglich«, sagte der Arzt und wandte sich
um, als ihn eine Krankenschwester rief. Er entschuldigte sich und ging
wieder hinein. Marianne mußte ihre Tochter festhalten,

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