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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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verstanden?« Wütend funkelten die Augen des Königs und die Schamröte darüber, dass er sich hatte vorführen lassen, mochte gut als Zeichen des Zorns durchgehen. Zumindest hoffte er es so. Augenblicklich zeigte sich Gordred unterwürfig und in Ausdruck und Gebärde höchste Bestürzung, wiewohl er innerlich lachte.
    »Ich bedaure zutiefst, Eure Majestät in Eurer Harmonie gestört zu haben. Es wird selbstverständlich geschehen, wie Eure Majestät es befehlen. Selbstverständlich.« Der Feuerbart nickte brummend Zustimmung und sah mit Unbehagen seinem tief gebeugten und sich rückwärts entfernenden Kanzler zu. Als die Tür ins Schloss fiel, atmete er auf. Gut gemacht, Keleb Wirrkopf, raunte er sich selbst zu. Jeder, der in der Lage ist, im Dunklen mit beiden Händen seinen Arsch zu finden, wird jetzt wissen, dass hier etwas stinkt. Fast war ihm, als höre er seinen Vater lachen. Und niemand war da, ihm zu raten.
    Doch halt ! Da ist einer und wenn auch erst ein Knabe, so ist er doch ein heller Kopf, Egwynns Sohn und künftiger Nachfolger als Legat der Menschen. Knapp wies Keleb die Wachen an, niemanden durchzulassen, warf die Türe zu und begab sich zum mächtigen Kamin des Ratssaals. Ein Mechanismus, von den Zwergen geschaffen und nur ihm und wenigen Auserwählten bekannt, öffnete einen Durchgang in einen steinernen Tunnel. Fackelbewehrt trat er hinein. Es war nur ein kurzer Weg und so dauerte es nicht lange, bis Keleb das Anwesen derer von Dornruhe erreichte. Es war ein der Schlossburg nahe gelegenes Gebäude, ein eher kleines Stadthaus, jedoch umgeben von einem gepflegten Park und der Geheimgang, der von den Gemächern des Königs hierher führte und diskrete Konsultationen ermöglichte, endete in einem Pavillon. Nicht zum ersten Male fragte sich Keleb, was sich die Erbauer wohl dabei gedacht hatten, den Gang hier und nicht vernünftigerweise im Hause Dornruhe selbst enden zu lassen. An diesem Tag war es ihm jedoch recht, denn, wie er vermutet hatte, hielt sich der junge Godfrey in der Parkanlage auf. Dort lag er auf dem Bauch, unter dem Laubdach eines riesigen Baumes, der ein gutes Drittel des Parks überspannte.
    Es war ein Immergrün der Elfen und der erste Legat der Menschen hatte ihn vor vierhundertundeinundsechzig Jahren gepflanzt. Solange hielt der Frieden der Völker nun; und zum Zeichen dieses Bundes stand einer dieser Bäume in jedem der vier Reiche. Und seit dieser Zeit schenkte man diesen Bäumen besondere Aufmerksamkeit, denn sollte der Frieden bedroht sein, so hieß es, würden sie beginnen, ihre Blätter zu verlieren. Das schien derzeit nicht der Fall zu sein, denn Godfrey lag im tiefen Schatten der dichten Baumkrone und die Sonne schaffte mit aller Kraft nicht mehr, als vereinzelte Lichtpunkte auf das Moos zu malen.
    Eine Zeit lang beobachtete Keleb den Knaben bei seinem Tun, ohne jedoch schlau daraus zu werden. Ganz vertieft betrachtete der Junge von Dornruhe etwas, das Keleb von seinem Platz aus nicht erkennen konnte. Erst als er näher trat, entpuppte sich das Staunenswerte als prächtiger, spitzkegeliger Ameisenhaufen. Godfrey staunte nicht schlecht, als plötzlich, mit einem Plumpsen, König Keleb neben ihm lag.
    »Herr Araas! König Keleb!«, entfuhr es dem Jungen und hastig rappelte er sich auf die Füße, nur um zu erkennen, dass es nicht gut angehen konnte, dass der König auf dem Boden lag, während er stand. Schnell ließ er sich deshalb wieder auf ein Knie nieder, denn das erschien ihm die derzeit beste Lösung, und neigte den Kopf.
    Keleb sah grinsend zu ihm auf, das Kinn in die Hand gestützt und meinte leichthin: »Ihr werdet Euch schon daran gewöhnen müssen, als Legat, Besuch vom König zu erhalten.« »Da ist es ja ein Glück, dass ich nicht der Legat bin und noch eine Weile üben kann«, versetzte der Junge mit der von Keleb so geschätzten Geistesgegenwart; und grinste nun seinerseits. Für eine Weile schien das beiden auch genug zu sein, dann bedeutete Keleb Godfrey, sich neben ihn zu legen.
    »Was erzählten Euch die Ameisen, mein junger Freund?« Die Antwort ließ etwas auf sich warten und aus den Augenwinkeln sah er dem Jungen beim Nachdenken zu. Konzentriert, ohne erkennbares Anzeichen von Unruhe angesichts der überraschenden Gegenwart des Königs, sammelte sich Godfrey. Da hat der alte Egwynn ganze Arbeit geleistet, dachte Keleb bewundernd und auch ein klein bisschen neidisch, denn er selbst war kinderlos. Ein guter Legat wird das. Aber waren sie das nicht alle

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