Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
gewesen, seit der Zeit ihrer Einsetzung durch Araas selbst? Formal waren sie ihren Herrschern untertan, vergleichbar mit den Magiern. Wie bei jenen mächtigen Zauberwirkern, basierte diese Ergebenheit gegenüber der Krone jedoch auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, und soweit es den Feuerbart anging, war das einer erzwungenen Hörigkeit auch vorzuziehen.
»Sie sind perfekt«, begann Godfrey. »Jede arbeitet für die Gemeinschaft und sie sind selbstlos dabei. Sie sind sehr stark, obwohl sie so winzig sind, und nehmen es in einer Gruppe mit Gegnern auf, die viel, viel größer als sie selbst sind.« Sehr besonnen kamen die Worte von dem Knaben. Als Godfrey keine Anstalten traf, fortzufahren, fragte er. »Aber etwas bereitet Euch Unbehagen. Ist es nicht so?« Als der Junge nachdrücklich nickte, ermutigte er ihn: »Dann sprecht nur weiter. Ich höre Euch gerne zu.« »Ich glaube nicht, dass sie glücklich sind«, kam es da überzeugt von Godfrey. »Was sie tun, tun sie ohne Freude. Sie kennen nur Pflicht.«
Keleb, den Kopf auf den Armen, brummte. »Sie dienen dem Staat und ihrer Herrscherin. Ist das denn nicht ausreichend?«
»Ja, schon«, begann Godfrey, aber es klang unsicher und ein wenig ungeduldig, »aber wenn es ohne Freude geschieht, wozu taugt es dann?«
»Ich weiß es nicht. Muss alles mit Freude geschehen? Sagt Ihr es mir, Godfrey.«
Der sah ihn an, Hilflosigkeit im Blick. »Naja, nicht alles. Aber das meiste doch! Das sagen auch die Elfen und die müssen es ja wissen.«
»Die Elfen sagen das?« »Vater hat es so gesagt.« »Dann wird es auch so sein.«
Dann herrschte wieder Stille zwischen den beiden, aber sie war von angenehmer Art, so, wie sie zwischen Freunden herrschen kann, ohne störend zu wirken.
Schließlich räusperte sich Keleb und sprach: »Und was ist nun Eure Lehre daraus, Godfrey?« »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine, warum tun sie das alles? Nicht einmal ihre Königin hat wirklich etwas davon. Wenn sie überhaupt eine Königin ist. Vielleicht ist sie nur die Erste unter den Sklaven.« Tief holte er Atem und schloss: »Auf jeden Fall bin ich froh, dass sie so klein sind und in ihrer Welt leben und nicht in unserer. Sie würden mir Angst machen.«
Von der Seite her sah er den Jungen an und der erwiderte seinen Blick offen. Sacht legte Keleb ihm die Hand auf die Schulter. »Ihr macht Euch tiefsinnige Gedanken und Euer Vater kann stolz auf Euch sein, Godfrey. Nicht immer gibt es eine Antwort auf drängende Fragen – und wer weiß? Vielleicht haben sie ja doch Freude. Grämt Euch nicht deswegen, denn solange wir ihre Sprache nicht verstehen, werden wir es nicht erfahren. Was«, so fuhr er scherzend fort, indem er sich aufsetzte, »übrigens dann Eure Aufgabe wäre, als oberster Botschafter der Menschen, und nicht die des Königs.«
Mit gespieltem Ernst sah er den Jungen dabei an und der sah prüfend zurück, bis sie beide lachen mussten. »Eines könnt Ihr bei der Sache in jedem Fall lernen: Geduld.« So sprach der König und fügte hinzu: »Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich gut daran tun, auch gelegentlich Ameisen zu beobachten.« Dann erhob er sich, klopfte sich Gras und Blattwerk von der Kleidung und reichte dem Jungen die Hand, um ihn hochzuziehen. »Ob uns Eure Mutter wohl ein köstliches Beerenwasser reicht, wenn wir sie nett bitten?«, fragte er mit Rücksicht auf das jugendliche Alter seines Gegenübers, obgleich ein kräftigerer Trunk ihm lieber gewesen wäre. »Es wird ihr eine große Ehre sein und ebenso Freude«, antwortete Godfrey und betonte das letzte Wort absichtlich. Keleb schmunzelte und gemeinsam gingen sie über die Freiterrasse ins Haus, wo sie von einer überraschten, aber freundlichen Hausherrin begrüßt wurden. Loreen schickte nach dem Begehrten und zog sich nach kurzer Zeit wieder zurück, um den künftigen Legaten und seinen König allein zu lassen.
Und dann, endlich, stellte Keleb Feuerbart die Frage, derentwegen er überhaupt gekommen war; und zu seinem Erstaunen erhielt er eine verblüffend einfache Antwort. »Ihr seid König. Zu entscheiden ist sowohl Euer Vorrecht, als auch Eure Pflicht«, sprach der junge Godfrey stirnrunzelnd, so, als ob er einem ungelehrigen Schüler zum wiederholten Mal einfachste Lektionen erklären müsse. Dann erschrak er wohl selbst über seinen Mut und setzte armrudernd an, sich zu entschuldigen.
Keleb aber winkte barsch ab und strahlte dabei. »Ihr trefft den Ton Eures Vaters schon recht gut,
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