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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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er sich so, dass er den Kanzler im Blickfeld hatte, nahm seinem Knappen das Schwert ab, riss es aus der Scheide und schrie mit ganzer Kraft: »Es geht, Männer, gegen den eugenischen Orden! Die selbst ernannten Ritter Araas´ und eitlen Lordsiegelbewahrer des Guten, Schönen und Reinen, deren Mut auf dem Schlachtfeld mit der Verblendung ihrer Köpfe mühelos Schritt halten kann. Es geht Panzer gegen Panzer, Lanze auf Lanze, und wenn wir mit ihnen fertig sind, werden ihre glänzenden Rüstungen mit ihrem Blut befleckt im Dreck liegen und ihre Farben werden unsere Trinkhalle schmücken!«
    Nun war der Lärm unter den Reitern unbeschreiblich geworden und Keleb drehte sich zu den beiden Männern an seiner Seite. Zu schmalen Schlitzen hatten sich die blauen Augen Kelebs verwandelt und seine Stimme war leise und gefährlich. »Ja Kanzler, die Eugenier. Ihr habt ganz recht gehört.« Ohne Pause sprach er zu Hellenbrecht weiter: »Heerführer! Für die nächsten vier Tage verlässt niemand die Stadt. Niemand. Ohne Ausnahme. Nur rein, nicht raus. Wir wollen die Überraschung nicht verderben.«
    Mit einem bösen Blick in das bleiche Gesicht Gordreds und ohne jenem Gelegenheit zu geben, sich zu äußern, stieg er die Treppen hinab und schwang sich, unter dem Jubel seiner Männer, in den Sattel seines Schlachtrosses. Zum ersten Mal, seit sein eigenwilliger Erzmagier zu seiner Reise aufgebrochen war, fühlte er sich wieder richtig wohl.

Zauberer, zaubere!
    A ls der alte Wenduul erwachte, hatte er tatsächlich einen Moment lang das trügerische Gefühl, es ginge ihm gut. Dann aber meldete sein Körper Zweifel an seiner Einschätzung an. Schmerzen heulten durch seine mürben Knochen wie kalter Winterwind durch zerfallendes Gemäuer. So schloss er noch einmal die Augen und konzentrierte sich, ließ den Schmerz zu, ja, hieß ihn willkommen wie einen alten Freund und umarmte ihn. In jede Faser seines Körpers gewährte er ihm Zutritt und verbannte ihn dann aus seinem Bewusstsein bis an die äußerste Peripherie, wo er nur noch ein dumpfes Pochen darstellte. Diese Kunst hatte er bei den Elfen erlernt, auch wenn er damals – hochmütig, wie er gewesen war – den Sinn nicht recht verstehen wollte. Auch die Magie hat ihre Grenzen, Meister Wenduul, hatte die Elfenkönigin gesagt, und er widersprach ihr mehrmals. Doch nicht wirklich, um ihr Urteil infrage zu stellen, sondern lediglich, um sie zum Weitersprechen zu animieren, denn ihre Stimme war Gesang und die Vögel schwiegen, wenn sie sprach.
    Trotz all des Ungemachs, das er erlitt, zauberte die Erinnerung ein Lächeln auf sein Gesicht. Ich lebe; und das ist ja schon mal ein Anfang, dachte er, öffnete die Augen und sah um sich. Ein kleines, aber sauberes Zimmer mit einem Dielenboden aus Djerba, dem dunklen Holz der Wälder Borkenlands, dessen Versiegelung aus Bienenwachs angenehm roch. Ein Schrank, ein Tisch, zwei Stühle. Das Fenster aus Butzenglas war geöffnet und der Blick hinaus zeigte ihm, dass er sich im ersten, wenn nicht gar zweiten Stock eines Stadthauses befinden musste, denn er übersah die meisten anderen Dächer.
    Leise Geräusche drangen von der Straße her an sein Ohr. Ein paar Jungen stritten um kleine Münzen, eisenbeschlagene Wagenräder auf Kopfsteinpflaster rumpelten gemütlich dahin, Pferdewiehern, ein fliegender Händler pries seine Waren an. Geräusche, wie sie auch in Thule nicht anders klingen würden und wie man sie nie beachtet, es sei denn, man ist unterwegs und Heimweh beginnt auch die selbstverständlichsten Dinge zu verklären und mit Liebreiz zu versehen. Mühsam drehte er den Kopf. Zu seiner Linken stand ein Schemel, darauf ein Zinnkrug mit spätsommerlichen Blumen und eine Mahlzeit, bestehend aus Milchsuppe und einem länglichen Brot. In Thule backt man es dunkler und rund. Wehleidiger, alter Narr, schalt er sich lautlos.
    Er war sich nun sicher, in einem Haus zu sein, in dem eine Frau waltete, denn bei aller Liebe konnte er sich kaum vorstellen, wie der Feldwebel Blumen für ihn pflückte. Entweder der Soldat mit dem eisgrauen Haar hatte jemanden, der ihm das Haus versorgte, oder aber, er war verheiratet.
    Das wäre dann eine Erfahrung, die er Wenduul voraus hätte, denn der Erzmagier war alleine geblieben. Nicht, dass es an Bewerberinnen je gemangelt hätte. Die Stellung des Erzmagiers war eine herausragende und selbst hochbetagt, wurden ihm gelegentlich noch Avancen gemacht, deren Durchsichtigkeit ihn jedoch abstieß.
    In jüngeren Jahren aber war

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