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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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pochte in der Brust, als führe es ein eigenes Leben und mit noch soviel Wein gelang es ihm nicht, den kalten Zorn zu ertränken, der langsam, aber unaufhaltsam in ihm hochstieg. Da sollte also dieses Bürschlein die Frau bekommen, die ihm das Leben vorenthalten hatte? Um sie in Fenhuuk, der nördlichsten Provinz Thules, in Eis und Schnee zu verstecken?
    Plötzlich war es ihm unerträglich, noch weiter unter all den fröhlichen Menschen zu verweilen. Unerträglich waren ihm die Enge und die Lautstärke mit einem Mal. Am unerträglichsten aber war der Anblick, den Menhin und Eike boten, wenn sie sich verliebt ansahen und verstohlene Berührungen tauschten. Neid, in vorher nie gekanntem Ausmaß, marterte Wenduuls Denken. Missgunst, abscheulich und gemein, begann sein Handeln zu lenken. Am tollsten aber trieb ihn die Begierde. Für eine Berührung von ihr hätte er mit Wonne Amt und Stellung des Erzmagiers von Thule aufgegeben. Nur mühsam gelang es ihm, als er sich übereilt verabschiedete, freundlich zu bleiben, Hände zu schütteln, in Gesichter zu sehen, die er im nächsten Augenblick vergessen hatte, Versprechen auf ein Wiedersehen zu geben, die nicht gehalten werden würden. Dann war der Ausgang nahe und er stürzte auf die Straße wie aus einem brennenden Haus, auf der Flucht vor einem Feuer, das in ihm brannte; und es loderte mit kalter Flamme.
    Geistgreifer – so hatten ihn die Elfen einst benannt und ihm große Ehre erwiesen, denn nur wenige erhalten einen Namen von ihnen und noch seltener ein Angehöriger eines anderen Volkes als des ihren. Wie, so fragte er sich, würden sie ihn wohl nennen, erführen sie je, was in dieser unglückseligen Nacht noch geschehen war.
    »Du bist wach, Kamerad!« Wenduuls Kopf fuhr herum und es war mehr der Schmerz, den er damit auslöste, der ihn in die Gegenwart zurückholte, als die Worte des Feldwebels. Seine persönlichen Dämonen hatten ihn so in Anspruch genommen, dass er den Soldaten nicht bemerkt hatte. Erlöst und dankbar sah er dem Eintretenden entgegen. Wenigstens jetzt das Furchtbare nicht zu Ende denken. Heute nicht. Mit aller Kraft verschloss er die dunklen Kammern seines Gedächtnisses und zwang die Kreaturen der Vergangenheit zurück. »Ich bin dir zu Dank verpflichtet«, krächzte Wenduul, die vertrauliche Anrede benutzend, die unter Gedienten üblich war. »Im Gegenteil, Kamerad. Ich muss mich bei dir entschuldigen, denn ich hätte verhindern müssen, was dir widerfuhr. Aber sprich nicht, denn der Heiler meinte, es stünde nicht besonders um dich.« Nach dieser wenig ermutigenden Feststellung entledigte sich der Feldwebel des Brustharnischs und lehnte ihn, zusammen mit Schwert und Kurzschwert, an die Wand. Einen Blick aus dem Fenster werfend, stellte er fest: »Das ist merkwürdig. Eben sah es noch so aus, als wolle ein Gewitter losbrechen, dass die Welt untergeht und nun ist der Himmel wieder klar. Na, was soll´s. Wenn´s regnen will, wird´s regnen.«
    Wenduuls Kummer!
    Dann kam er näher, nahm die für Wenduul gerichtete Mahlzeit auf und setzte sich auf den Schemel. »Und nun Kamerad, wird gegessen!«, verkündete er mit der Entschlossenheit, die einen langjährigen Unteroffizier auszeichnet, zeigte freundlich Zähne und begann den Magier zu füttern.
    Wäre dieser Mann nicht gewesen, würde ich jetzt tot im Straßenstaub liegen und hätte meine längst überfällige Buße angetreten, anstatt vom Wachhabenden mit Milchsuppe gefüttert zu werden, dachte Wenduul und sagte laut: »Du scheinst durchweg von einer freundlicheren Art zu sein als deine Wachleute.«
    Der Feldwebel zog ein Gesicht, als er antwortete: »Glaub´ nur nicht, dass mir gefällt, was die Burschen da am Tor treiben. Es ist halt, wie es ist. Der Herzog besoldet schlecht und so meldet sich nur Geschmeiß zum Dienst. Außerdem ist der Koch der Garnison ein Versager«, schloss er grinsend, und auch Wenduul zog eine Grimasse, die einem Lächeln nahekam.
    »Du selbst scheinst aber ganz angenehm zu leben.« »Ich bin Feldwebel und Torkommandant. Außerdem habe ich an etlichen Feldzügen teilgenommen und hatte das Glück, meinen Anteil an der Beute noch zu erleben. Wenn wir gerade dabei sind: Gelfrid muss seine Bestrafung erhalten, denn Strafe muss auf dem Fuß folgen. Du hast jetzt zwei Tage geschlafen und der Trottel vergisst sonst noch, warum ihm der Buckel brennt.«
    Gerne hätte Wenduul etwas zum Thema gesagt, aber der Feldwebel löffelte ihm, in stramm militärischem Tempo, Suppe in den Mund,

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