Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Hüfte ab. Dann arbeiteten sie sich, Stufe um Stufe, die Stiege hinab und zu seiner Erleichterung sah er Wargrim am Fuß der Treppe, an die Wand gelehnt. Im Vorübergehen nahm er seinen alten Gefährten an sich.
    Da bist du ja.
    Ja, denk mal an, da bin ich ja.
    Schön, dass du dich meldest,
    Es ging mir nicht so wohl, wie du dich vielleicht erinnerst.
    Weil du nicht hören kannst! Nie kannst du das! Ich hätte diese Hautsäcke zusammen mit ihrem Tor eingeebnet!
    Natürlich hättest du das. Und auf dem halben Kontinent würde man sich nun aufregende Geschichten über einen marodierenden Baum erzählen. Du bist manchmal wirklich erstaunlich einfältig für ein so altes Wesen, das von der Weisheit der Elfen seit Jahrtausenden profitieren konnte!
    Du siehst grässlich aus!, überging Wagrim die Zurechtweisung Wenduuls.
    Danke, das hilft.
    Gern geschehen.
    »Ah, dein Stab«, schnaufte Bero, das lautlose Zwiegespräch unterbrechend. »Wenn du willst, kürze ich ihn dir auf das Maß einer Krücke. Er wird dir so bessere Dienste leisten.«
    Vielleicht hat er ja recht, der Feldwebel, hmm?, dachte Wenduul boshaft.
    Wenn der mit einem Beil auch nur in meine Nähe kommt, geschieht ein Unglück, versprach der Baumgeist grollend.
    Unweigerlich musste Wenduul lächeln und das tat ihm wohl. »Nicht nötig, Bero. Ich mag ihn so, wie er ist. Aber ich danke für deine Umsicht.« Er mag mich ..., wisperte Wargrim gedehnt, doch Wenduuls Aufmerksamkeit richtete sich nun ganz auf das bevorstehende Essen mit den Tattwingers.
    Als sie die Küche erreichten, zog Malwina gerade die röschen Pasteten aus der Röhre. Angenehm überrascht über den Hunger, den allein der Anblick der Köstlichkeiten in ihm auslöste, denn ein gesunder Appetit ist schließlich nie ein schlechtes Zeichen, bemerkte Wenduul die mühsam unterdrückte Anspannung Malwinas nicht. Bero bugsierte ihn auf einen hölzernen Stuhl mit Armlehnen, dessen Sitz und Rückenlehne, zu seinem Komfort, mit einem Schafsfell gepolstert waren und schenkte, zum Erstaunen und zur Freude des Magiers, echtes Zwergenbier aus. Es hätte eben auch Vorteile, Feldwebel der Stadttorwache zu sein, erklärte er selbstzufrieden, denn die Zwerge schätzten eine schnelle und unbürokratische Abwicklung an Markttagen und zeigten sich daher stets großzügig. Wargrim lehnte Wenduul an den freien Nachbarstuhl, wo er jederzeit den zum gedanklichen Austausch erforderlichen körperlichen Kontakt herstellen konnte.
    »Es sind Zwerge in der Stadt?«, fragte er interessiert nach, denn er achtete dieses Volk sehr, ebenso wie er ein Geachteter unter ihnen war. »Nicht mehr«, antwortete Bero konzentriert einschenkend. »Zwergische Erzeugnisse sind begehrt und ihre Besuche hier oben in den Borkenlanden eher selten. Mehr Kunden an ihren Ständen als Fliegen auf Kuhscheiße. Sie haben die Stadt bereits am frühen Nachmittag wieder verlassen.«
    »Oh, das ist schade. Ich hätte die Gelegenheit gerne genutzt, um ein paar Worte zu wechseln«, sagte Wenduul mit ehrlichem Bedauern.
    Dann herrschte für geraume Zeit Stille und wieder übersah Wenduul sowohl die forschenden Blicke, mit denen ihn Malwina bedachte, als auch die Gereiztheit, die sie damit bei ihrem Bruder erzeugte, denn die Fleischkuchen nahmen alle Aufmerksamkeit in Anspruch. Herrlich lecker anzuschauen waren sie, wie sie da in knusprig goldbrauner Teighülle lagen; und als das Messer den ersten zerteilte, da füllte ein Duft die kleine Küche, der Wenduul das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Sämige, fette Soße troff reichlich über Fleisch, Kruste und Zwiebeln, und als er den ersten Bissen nahm, da entfuhr ihm ein Seufzer, dass sich Malwinas Wangen vor Freude röteten. Auf Beros Wink hin nahmen alle einen Schluck Zwergenbier; und das harmonische Zusammenspiel von herber Bierwürze und deftigem Pastetengeschmack kommentierte er kurz mit den Worten: »Na, die können aber miteinander!« Auch Wenduul lobte das Essen und das waren auch die letzten Worte, bis Bero eine Pfeife ansteckte, sich zurücklehnte und in betont gemütlichen Plauderton feststellte, dieweil er hinter einer Wolke aus Rauch verschwand: »Und jetzt wollen wir mal reinen Tisch machen, mein lieber Wendel, oder wie immer du heißen magst.«
    In diesem Moment fiel Wargrim klappernd zu Boden und verschaffte Wenduul damit die Augenblicke, die nötig waren, denn jener bückte sich unwillkürlich nach ihm und überwand den linden Schock. Kaum, dass er den Stab berührte, konnte er die Stimme des