Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
Vom Netzwerk:
Niederlagen wurden letztendlich nur durch die An- oder Abwesenheit eines jener Mächtigen errungen oder erlitten. Dieser Erkenntnis beugten sich letztlich auch die eugenischen Meister und so bemühte sich der Orden seit über drei Jahrhunderten vergeblich, eigene Magiekundige heranzuziehen oder abzuwerben, denn um zur einstigen Stärke zu gelangen und zur ersten Macht aufzusteigen, benötigte der Orden die Hilfe der Verhassten.
    So war, neben der Ausbildung in den Kampftechniken des Ordens, die Suche nach Magie stets die Hauptaufgabe des heranwachsenden Novizen gewesen und sein Wert wurde immer offensichtlicher. Dann war der Tag gekommen, an dem er eine neue magische Kraft gespürt hatte. Stark war sie gewesen und ungezügelt, wild und unberechenbar, und von unerhörtem Ausmaß dazu. Es war daher nicht verwunderlich, dass seine Entdeckung das Interesse der Ordensoberen weckte.
    In der Krypta von Nissel hatte die Zusammenkunft stattgefunden und nur er selbst und die drei Seneschalle der drei Stifte des Ordens waren zugegen gewesen. Es war ein seltener Moment und er war sich sicher, dass seit der Spaltung des Ordens niemand die drei Stiftsmeister je zusammen gesehen hatte, denn es war ihnen verboten, sich gemeinsam zu zeigen. Unbewaffnet und wehrlos hatte er sich flach auf den nackten Steinboden der Krypta geworfen. Während die beiden anderen, in dem nur von wenigen Fackeln erhellten Gewölbe, im Schatten blieben, trat Meister Waris, der Seneschall von Nissel, vor, hieß ihn, sich zu erheben und forderte ihn auf, zu berichten.
    Man musste ihm Glauben geschenkt haben, denn sonst hätte er diesen Ort nicht lebend verlassen und seitdem hatte der Orden Erkundigungen eingezogen, bestochen, verhört und gefoltert. Zusammen mit seiner Gabe fügte sich über die zurückliegenden Monate ein Bild; und der Orden war umsichtiger und vorsichtiger vorgegangen, als es normalerweise seiner Art entsprach. Fast ein Jahr lang war nichts geschehen und es schien unmöglich, den genauen Aufenthaltsort und den Ursprung jener mächtigen Quelle zu finden. Dann aber war ein Bote Gordreds, des Kanzlers, in Nissel eingetroffen und hatte Schwung in die Angelegenheit gebracht. Die alte Krähe des Feuerbarts, Wenduul von Thule, hatte den Turm verlassen! Das war, angesichts der Ankunft des Kindes, zu erwarten gewesen und doch hatte Aufregung das ganze Hochstift erfasst. War dies die Gelegenheit, auf die der Orden seit Jahrhunderten wartete? Kunde über Kindsmorde hatte das Stift erreicht, ein – aus Sicht des Ordens – besonders schwerwiegendes Verbrechen, wurde es doch an hellhäutigen, blonden und blauäugigen Kindern verübt, dem menschlichen Idealbild der Ritter Araas´. Diese Untaten aber waren in Bacholder begangen worden und sie brachten letztlich den Sturmbannführer zum gleichen Schluss wie Wenduul. So teilten Rotgard und Wenduul nicht nur ihre verwirrend grünen Augen, sondern auch die Art des Denkens, denn beide wussten um die Macht der Angst und wie sie einzusetzen war.
    Seine Schar würde Bacholder in der Nacht des nächsten Tages, lange vor Morgengrauen, erreichen. Sie würden eine schlafende Stadt vorfinden und noch ehe ihre Bewohner erwachten, würde sie unter seiner Kontrolle stehen. Sollte sich das Mädchen als so mächtig erweisen, wie die Seneschalle des Ordens es prophezeit hatten – was könnte sie von ihrem Ziel, den Völkerbund zu zerschlagen und der menschlichen Rasse die Vorherrschaft zu sichern, noch abhalten? Mochte das Elfenvolk weiter ein untergeordnetes Dasein im Dienste der Menschheit führen und sich die Zwerge in ihren Bergen verstecken, um aus ihren Stollen zu liefern, was immer den Menschen nötig schien. Die Orks, jene grünhäutigen Monster, gegen den Willen Araas´ zu Fleisch geworden, würden dagegen für immer verschwinden. Über allem aber würden die Eugenier stehen, die Ritter Araas´, die Arier, als Herren der Welt. So dachte Rotgard von Fenhuuk und seine Augen funkelten grün im Licht der Doppelmonde. Während er sich wieder an die Spitze seiner Reiter begab, gestattete er sich ein schmales Lächeln, weil es dunkel war und weil der Helm es verbarg.
    Und doch war all dies nur die halbe Wahrheit und so sehr es den Ritter auch umtrieb, sein Verlangen nach Rache war noch größer als die Ziele des Ordens. Nie hätte Rotgard das für möglich gehalten. Bis zu dem Moment, in dem ihm vom Seneschall des Stiftes Nissel, Meister Waris, ein Schreiben ausgehändigt worden war. Zögernd nur hatte Waris die

Weitere Kostenlose Bücher