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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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Ich werde dir den Rücken freihalten.«
    Noch einmal sah Wenduul gen Himmel. Seltsame Wolkenfetzen und dunkle Schlieren wanden sich da, umeinander, ineinander, bildeten Wirbel. Wenduuls Kummer nannten die Menschen in Thule einen solchen Himmel und sie taten es stets leise.
    Wie lange wirst du sie noch bannen können?
    Lange genug.
    »Wollen wir?«, fragte der Magier und sah den Feldwebel nicken. Gemeinsam traten sie den Weg nach unten an, und während sie die Treppen herabstiegen, löste der Magier seine Tarnung auf. Als sie am Fuße des Turms ins Freie schritten, waren die Sturmmänner des eugenischen Ordens, die die regulären Torwachen in der Nacht ersetzt hatten, so verblüfft, dass sie zunächst nur in der Bewegung innehielten und der silbrigen Gestalt entgegen glotzten. Als sie dann die Waffen zogen, richteten sie sie gegeneinander. Der Überlebende schnitt sich selbst, ohne zu zögern, die Kehle durch.
    »Also, diese Zauberei habe ich mir immer anders vorgestellt«, stellte Bero fest.
    »So?«, fragte Wenduul bedächtig.
    »Ja, sicher. Feuer und Donnerkeile und Dämonen wie dein Baumgeist und all so was.«
    »Bist du enttäuscht, am Ende?«
    »Nein. Es taugt schon«, sagte Bero, fing an mächtig zu grinsen, und nach einem Moment der Überraschung lächelte auch Wenduul. Dann schritten sie durch das Tor und dem Feuer entgegen.

    Mit Interesse, aber auch mit Sorge, betrachtete Dietrich diesen Sturmbannführer, nach dem er doch selbst geschickt hatte. Mit Hunderten der schwer bewaffneten Ritter waren die Eugenier in Bacholder eingezogen, hatten die Stadt besetzt und das war mehr als er erwartet hatte. Dann war dieser groß gewachsene Mann erschienen, Rotgard von Fenhuuk nannte er sich, und auch er war mehr, als er erwartet hatte – wesentlich mehr.
    Widerstrebend akzeptierte er die Gegenwart Brims, nachdem Dietrich ihm eindringlich dessen Wichtigkeit erklärte, verbarg jedoch seine Abscheu nicht.
    Dann rief er nach Anoush, und als sie das Zimmer betrat, zeigte der Ritter das erste mal so etwas wie Gefühl. Nur ein flüchtiger Schatten war es, aber für einen Moment stimmten sich seine Züge weicher, bevor sie erprobt der Härte wieder Platz machten. Zwei grüne Blicke senkten sich ineinander; forschend der seine und ihrer angstvoll. Tatsächlich war es Angst gewesen, die sie empfand. Doch nicht dem Mann galt sie, sondern dem, was er zu sagen hatte. Und so tat er.
    »Dein Name ist nicht Anoush. Dein Name ist Halina von Fenhuuk, Tochter des Menhin – und du bist meine Schwester. Unsere Eltern wurden in den Tod getrieben und doch lebt einer unserer Väter.«
    »Nein«, flüsterte sie und gleich darauf nochmals: »Nein.« Aber er erkannte, dass sie wusste, so wie sie wusste, dass er es erkannte, und so war Stille für einen Augenblick, bis Dietrich sprach.
    »Was hat das zu bedeuten? Um was geht es hier?«
    Ein Blick des Sturmbannführers gebot ihm Schweigen und Dietrich gab nach. Er war sich sicher, diesen Mann töten zu können, aber was dann? Mit unterdrückter Spannung sah er zu, wie Rotgard ihr einen Brief aushändigte. Zögernd griff sie danach. »Lies das. Lies und verstehe. Ich werde gleich zurück sein. Macht euch bereit!«
    »Und was geschieht dann?«, fragte sie, das Schreiben immer noch dort haltend, wo sie es übernommen hatte, als scheue sie sich, es ihrem Körper näherkommen zu lassen.
    »Dann werden wir unseren Vater töten.«
    »Was ist mit dem Kind?«, rief Dietrich.
    »Das Kind wird dem Orden gehören!«
    »Das ist nicht Inhalt unseres Abkommens!«, begehrte er auf.
    Der Schlag kam so schnell, dass er Dietrich überraschte. Der Raum machte eine Vierteldrehung, als sein Kopf zur Seite flog und dann wurde sein Blick nach unten gerissen, als ein weiterer Hieb ihn in die Magengegend traf. Ein dritter beförderte ihn zu Boden und wie von ferne, aber deutlich vernahm er die Stimme Rotgards: »Betrachtet es als geändert, Dietrich von Irgendwo.«
    Die Tür fiel hart ins Schloss, kurz darauf konnten sie das Geräusch sich entfernender Hufschläge hören. Er biss die Zähne zusammen, rollte sich auf die Knie und rang nach Atem. »So lies endlich den verdammten Brief, Anoush. Oder Halina. Wer auch immer. Und dann – erzähle mir etwas über grüne Augen!«, presste er hervor.

    Wenduul hatte sich seinen Standort mit Umsicht ausgewählt. Von der kleinen Kuppe aus, einen Pfeilschuss von Bacholder entfernt, übersah er das Grasland, soweit der Nebel es zuließ. Langsam drehte er sich und ließ seinen Blick

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