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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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ihr war in der brennenden Stadt, mit den kochenden Straßen und den heißen Stürmen. Doch seine Augen konnte sie nicht sehen, nur von hinten sah es die hohe Gestalt, die Arme weit ausgebreitet. Der Geistgreifer. Du weißt um den Weg? , hatte er sie gefragt. Und im selben Moment wusste sie es. Nun war sie hier und mit ihr das Feuer, fordernd, drängend.
    Dann nahm das Kind auch die Männer wahr, die um Wenduul standen, und sie glichen in ihren Rüstungen, mit ihren Pferden und Waffen ganz den Männern aus Njörndaal. Langsam drehte sich Wenduul um und nun sah sie seine grünen Augen und sie blickten anders als die der Männer von Njörndaal, denn es war keine Angst in ihnen.
    Er hat sie nicht geschützt!
    So dachte das Kind und es war ein brennender Gedanke.
    Schon loderte die Flammenwand hinter dem Kind auf, wurde unruhig, begann tastende Ausläufer in Richtung seiner Beute zu schicken. Ungeduldig verlangte das Feuer danach, losgelassen zu werden und das Kind entsprach seinem Wunsch und seinem eigenen – nach der Auslöschung der Ritter. Heulend rollte die erste Feuerwalze los, haushoch kam sie den Reitern näher und zerplatzte, Funken sprühend, an einer unsichtbaren Wand.
    Wütend brüllten die Flammen und das Kind schickte sich an, die nächste feurige Angriffswelle zu schicken, aber dann erklang die Stimme des Magiers und das Kind hörte sie deutlich, so wie jeder andere auf dem Schlachtfeld auch, denn sie wurde von Magie getragen. Laut und klar war die Stimme, von Macht durchwoben die Worte, die sie sprach, über den Sturm hinweg, gegen das Tosen des Brands und das Kind hielt das Feuer an und lauschte ihr.
    Still standen die Männer. Bero an der Seite des Magiers und Keleb bei seinen Reitern. Der Wind riss an ihren Haaren, brachte die Augen zum Tränen und das Heulen von Wenduuls Kummer drang vom Himmel herab und das Tosen des Feuers war nahe.
    »Weltenschöpfer, steh uns bei!«, rief Bero und nur Wenduul hörte ihn, denn der Sturm zerrieb die Worte, bevor sie jemand anderen erreichen konnten. Gedacht werden sie wohl alle Ähnliches haben, denn das Feuer hatte in diesem Moment den Nebel hinter der kleinen Gruppe durchbrochen. Höher als die lange Wacht, der höchste Turm Thules, ragte es auf und in einer Breite, so weit das Auge ihm zu folgen vermochte. In Panik versuchten die Pferde, durchzugehen, und die Männer hatten alle Mühe, sie zu halten.
    ».Si... gre...ni... an !«, schrie Keleb gestikulierend über den Sturm hinweg und Wenduul verstand die Wortfetzen. Die Reihen der Ordensritter verharrten vor der Stadtmauer und Wenduul erkannte, ebenso wie Keleb, die Absicht dahinter. Der Angriff würde gemeinsam mit dem des Kindes erfolgen und er würde alle Kraft benötigen, den ersten Feuersturm abzuwehren. Die Schwadron des Königs aber würde, ohne seine Hilfe, dem Angriff der Vierhundert nichts entgegenzusetzen haben.
    So, während der Verstand des Magiers nach einer Lösung suchte, fing sein Blick den des Kindes auf und was er sah, erschreckte ihn. Nichts Kindliches war mehr darin, ja, nichts Menschliches mehr vorhanden; nur einen Gedanken konnte er entdecken und es war der unbedingte Wille zur Zerstörung.
    Erschaffe eine Barriere! Schnell! , hörte er Wargrim rufen und er reagierte augenblicklich. Berstend zerschlug sich der brennende Zorn des Kindes am geistigen Wall Wenduuls und er hörte die Schreie von Kelebs Männern, die ihren Erzmagier bejubelten. Ein voreiliger Jubel war es, denn der Aufprall erschütterte ihn bis in seine Fundamente, schwächte seine geistigen Mauern und der Durchbruch der Dämonen stand bevor.
    Stelle dich endlich deiner Vergangenheit , schrie der Baumgeist und auch dessen Stimme, dröhnend wie eine Glocke, erweiterte die Risse in Wenduuls Wehren. Lass es zu! Keiner deiner Art ist ohne Fehler und voller Makel seid ihr alle. Forme Stärke aus deinen Schwächen!
    So rief Wargrim und Wenduul spürte die Wahrheit in den Worten des alten Wesens.
    Ich werde deine Hilfe brauchen, dachte er verzweifelt.
    Hattest du sie nicht immer? , antwortete Wargrim.
    Und dann kehrte Wenduul von Thule dem Feuer den Rücken, achtete nicht auf die entsetzten Blicke der Männer um ihn herum, und erhob die Stimme: »Kommt zu mir, meine Kinder, Sohn, Tochter, Geist von meinem Geiste.«
    Alle sahen sie, wie das Kind innehielt, das Feuer verharrte. Alle waren sie im Bann dieser Stimme, die Sturm und Donner übertönte und dann sahen sie noch etwas. Zwei Schatten lösten sich aus der geschlossenen Formation

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