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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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niemand von ihnen daran erinnern, sollte all das verblassen neben dem sich Anbahnenden, zu dem sich der seltsame Himmel nur verhielt wie eine Kulisse zu einem Theaterstück, dessen dramatisches Ende naht. Zwei Gestalten, eine groß und hager, die andere kleiner und von stabiler Statur besahen sich diese Szenerie.
    Nur ein schwaches, rotes Glühen war durch Nebelschleier zu erkennen. Mitunter verschwand es ganz, von Nebelbänken in Tälern verschluckt, um bei der nächsten Anhöhe erneut aufzutauchen, stärker, bedrohlicher. Nicht Tag war es, noch Nacht, zweilichtig, zwischenweltlich. Wie im Traum des Kindes!
    Es kommt. Das Kind kommt und das Feuer mit ihm.
    Ja.
    Er wusste nicht mehr zu sagen.
    Er war bei ihm gewesen, mit ihm, im Inferno seiner Träume und er hatte Zugang gefunden. Dann aber stellte das Kind eine Frage und wusste um die Antwort, noch bevor er sie geben konnte. Mit einer Leichtigkeit, die ihn jetzt noch frösteln machte, hatte das Kind ihn seines Geistes verwiesen.
    Ich sagte ja, dass du kein guter Lügner bist , äußerte sich Wargrim, aber es war kein Vorwurf, und auch wenn der Magier deutlicher hingehört haben würde, hätte er keinen spüren können.
    Und doch lüge ich seit nahezu dreißig Jahren.
    Zauberer, zaubere! Nun hatte er gezaubert und die Mörder der Kinder waren gestraft, so wie es, aus seiner Sicht der Dinge, der Dimension ihrer Taten entsprach. Dann aber war ein drittes Bewusstsein in den Kampf auf seinem geistigen Richtplatz eingetreten und er hatte sich ihm mit übervollem Zorn zugewandt, nur um im selben Augenblick erstarrend in sein Spiegelbild zu sehen. Erkenne dich selbst, hatte Wargrim gerufen. Und erkannt hatte er sich. In grünen Augen, dem Grün seiner eigenen identisch, und sie blickten ihn aus dem Gesicht einer Frau an.
    Das habe ich nicht damit gemeint.
    Ich weiß.
    Es ist nicht möglich! Du musst dich täuschen.
    Ich täusche mich nicht und es ist möglich.
    Dann lass mich sehen!
    Wenn es an der Zeit dafür ist!
    Der gedankliche Befehl Wenduuls blieb unwidersprochen, denn er war von Schärfe. Dieses strahlende Grün hatte die Dämme und Wehren, die der Magier seit so langen Jahren befestigt und ausgebaut hatte, zum Erzittern gebracht. Die mächtigen, durch Disziplin und den Mörtel seines Verstandes gefügten Quader durchliefen nun feine Risse, hielten den anstürmenden Dämonen der Vergangenheit bebend stand und doch war die Stunde nahe, in der sie über ihn herfallen würden, und Wenduul wusste darum. Der Kummer würde größer sein als jemals zuvor, ihn erneut zurückzudrängen, seine Möglichkeiten übersteigen. Von ihm durchdrungen und beherrscht, mochte allein Araas wissen, was aus ihm wurde, denn die Dämonen würden frei sein; frei und wild, grausam und ungehemmt, und durch die Erkenntnis um die Wirkung seines Tuns, um ein Hundertfaches stärker.
    »Kannst Du es aufhalten?«
    Bero stellte diese Frage und es erschloss sich nicht, ob er das Feuer, das Kind oder beides meinte. Aber es war einerlei, denn das Mädchen war das Feuer und das Feuer war das Mädchen, und es war durch sie und mit ihr und in ihr.
    Mit ruhiger Bewegung und bei dem Magier selten anzutreffender Sanftheit legte er dem Feldwebel die Hand auf die Schulter. So standen sie noch eine ganze Weile, auf einem der Türme des Stadttores, sahen dem Herannahenden entgegen und schwiegen. Vielleicht, dass dem Feldwebel die Geste des Magiers als Antwort genug war; verdient hatte er sie allemal, er, dessen Seele von Wenduul der eigenen hinzugefügt worden war, als jener, von Wargrim in den Kampf gezwungen, fast erlegen wäre.
    Ein einzelner Reiter preschte auf das Tor im Stadtwall zu, sein Pferd schweißbedeckt, und sie erkannten ihn als einen der eugenischen Ritter. Grußlos ritt er an den Wachen vorbei, mit unverminderter Geschwindigkeit, dass auf dem Pflaster der Stadt die Funken stoben.
    »Noch einer mehr«, sagte Bero trocken. Seit dem frühen Morgen waren immer wieder einzelne Gruppen eingetroffen und er schätzte ihre Anzahl in der Stadt auf mittlerweile etwa vierhundert. »Er hat es verflucht eilig.« Wenduul wies mit Wargrim auf das rote Glühen.
    »Bedenkt man die Richtung, aus der er kommt, wird er gute Gründe dafür haben. Ein Bote. Ich nehme an, es wird hier in Kürze munter zugehen. Ich muss aufbrechen. Du musst nicht mitkommen.«
    »Wenn´s schiefgeht, ist eh alles zu Ende, und wenn es gut geht, werde ich mir nie verzeihen, nicht dabei gewesen zu sein. Auch du kannst nicht nach hinten sehen.

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