Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
während die Männer noch raunten, sprach er bereits wieder gewohnt sicher und zuversichtlich.
»Wir werden die Augen offenhalten. Und jetzt, Mann der Magie, freut Euch gefälligst einmal. Es gibt Schlimmeres als einen Freund, der einem Freunde hilft, verdammt! Seht Euch nur an, was Ihr wieder mit dem Himmel angestellt habt!«
Langsam setzte sich der Drang, dem rumpelnden Wohlwollen des Königs zu entsprechen, durch, und zeigte sich als prächtiges Lächeln im Gesicht des Magiers, das auch die Augen nicht aussparte.
»Ich wusste, er kann es!«, spottete Keleb gutmütig. Nüchtern fragte er: »Wie viele der vierhundert werden uns hier, auf der Anhöhe, erreichen?«
»Mindestens dreihundert«, antwortete Wenduul. »Ihr und die Euren werdet Schilde erhalten. Aber achtet auf den Moment, wenn sie zu erlöschen drohen, denn ich werde sie nicht erneuern können.«
Ganz nahe war Keleb an ihn herangetreten.
»Das Kind und Euer eigenes Problem, was immer es i st ...« , flüsterte er mit einem vielsagenden Blick nach oben, »... bekommt Ihr es unter Kontrolle?«
»Ich werde mein Bestes tun. Mehr vermag ich nicht zu versprechen, mein König«, antwortete der Magier ebenso leise.
»Ich hoffe, es ist die Sache wert.«
»Das ist es. Mein Wort darauf.«
»Nun«, sprach Keleb wieder an seine Männer gewandt, »Der Erzmagier lässt uns in seiner Großzügigkeit dreihundert Helden übrig. Ich denke, das ist der Ehre genug, wie?«
Er steht im Sturm.
Der König?
Ja.
Und?
Seine Wurzeln reichen tief!
Und während sie warteten, wuchs das Glühen an, in einem unheimlichen Ringen mit Wenduuls Kummer : um die Vormacht am Weltensaum.
Zur Täuschung hatte sich Dietrich mit dem Eugenier geeinigt und so standen sie, einträchtig und zum Schein gleichberechtigt wirkend, nebeneinander an derselben Stelle, die auch Wenduul und Bero Ausblick gewährt hatte. Auch Halina, die Anoush gewesen war, befand sich auf der Plattform des Turmes, an ihrer Hand der Krüppel, aber sie war verschlossen und schweigsam, denn noch banden sie Vergangenheit und Schicksal, lähmten ihren ansonsten so gescheiten Verstand.
Als würde ein Unsichtbarer die Zeilen ihres Vaters, den sie nicht erinnerte, wieder und wieder verlesen, klangen die Worte in ihr nach. Ihr Blick und ihr Trachten waren unverrückbar auf die hohe und schlanke Gestalt des Magiers, die sich so deutlich gegen den Schein des näher rückenden Feuers abzeichnete, gerichtet, die Worte ihres Bruders, Rotgard, nur mehr ein Geräusch. Wind war aufgekommen und Sturm drohte, zu folgen. Blitze zuckten zu Boden, rissen monumentale Wolkengebirge aus dem Dunkel des Himmels, ließen für Augenblicke sogar die Feuersbrunst verblassen, die unaufhaltsam näher kam.
»Der Feuerbart selbst ist hier und wir haben die zehnfache Überlegenheit. König und Magier! Und dieser Tag wird das Ende von beiden sehen!«
Rasch drehte sich der Sturmbannführer um, sah nach den versammelten Rittern und gab ihnen Zeichen. Langsam rückten die Reihen der Gepanzerten aus der Stadt aus, teilten sich nach zwei Seiten und in Doppelreihen auf, in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer. Der Schlachtplan sah vor, zu warten, bis Wenduul von Thule seine Kräfte zur Abwehr des Feuers binden musste. Dann erst würde der Angriff erfolgen, der Krüppel nach vorne gebracht werden, um den Magier auszuschalten und nach dessen Tod, den er durch ihn, Rotgard, erleiden würde, die Magie des Kindes zu unterbinden.
»Kommt, Schwester, Dietrich! Kommt und seht, wie die Ritter Araas´ zur ersten Macht werden. Nehmt diese frohe Kunde mit in eure Welt und sorgt euch nicht des Kindes wegen, Dietrich. Es wird eurer Sache nicht gefährlich werden! Welche Macht, aber sie wird in den Diensten des Ordens stehen.«
Dietrich schwieg und nickte, denn auch er hatte Pläne ersonnen, und es waren seine eigenen. Irgendwann im Laufe dieser Schlacht würde sich eine Gelegenheit ergeben und er gedachte, sie zu nutzen. Wieder griff er in seine Brusttasche, wo er jenen Gegenstand verwahrte, der ihm von Weißthor unter den strengsten Auflagen anvertraut worden war. Wie eine besonders dicke Münze fühlte jener sich an, jedoch ohne jede Gravur, völlig glatt und makellos.
Doch keiner der gefassten Pläne sollte sich erfüllen.
Nicht Wenduuls, noch Rotgards und auch nicht die Pläne Dietrichs. Zu unwägbar war das Bevorstehende, zu mächtig die entfesselten Gewalten ungezügelter Magie.
Als erstes sah das Kind den Mann mit den grünen Augen. Jenen Mann, der mit
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