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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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Schläge und Stöße, glitt Lanze und Schwert, ohne Schaden anzurichten, an ihnen ab, während die Streiter Thules um sich hieben.
    Und dann geschah das dritte Wunder, denn Araas liebt die Zahl Drei.
    An hundert und mehr Stellen öffnete sich der Boden des Graslandes, entstanden hundert und mehr dunkle Löcher in der feuchten Erde; und aus ihnen hervor sprangen eben so viele kleine, gedrungene Gestalten. Breitschultrig und bärtig, gepanzert und mit mächtigen Äxten bewaffnet, tauchten sie zwischen den Reitern, unter ihnen, auf, und begannen mit fürchterlichem Gebrüll ihr tödliches Werk an den überrumpelten Eugeniern.
    »Die Zwerge!«, schrie Bero aus voller Brust, teilte es jedem mit, als ob er – ungeachtet der Tatsache, dass auch Wenduul, Rotgard und Halina Augen hatten – es nicht verantworten könne, dass jemand diese Wendung versäume. »Es sind die Zwerge!« So groß die Überraschung war, so groß war die Freude über das Eingreifen des Bergvolkes und obwohl die Stiftsritter immer noch an Zahl überlegen waren, sorgte die Verwirrung für Unordnung in ihren Reihen. Die Krieger der Zwerge aber, die seit der Nacht zuvor in ihren Verstecken, in der Erde ausgeharrt hatten, bewegten sich mit Präzision, tauchten unter den Pferdekörpern hindurch, schlugen zu; und mit fast jedem Schwung ihrer Doppeläxte fiel ein Eugenier zu Boden. Zu dicht bewegten sich die Männer aus Felsenherz an den Rittern, um durch ihre Lanzen getroffen zu werden, zu nah am Boden, um aus hoher Position von Schwertstreichen gefährdet zu sein. Die Beine der Ordensritter aber waren sehr wohl in Reichweite der schweren Äxte und durchdrangen jene nicht die Panzerung, zerschmetterten sie die Knochen darunter trotzdem, quetschten das Fleisch der Eugenier.
    Fasziniert beobachte Bero, wie etliche der Zwerge, jeweils zu zweit und offensichtlich darin geübt, die Ritter von hinten angriffen. Dabei ging einer von ihnen auf alle Viere, während der andere den so entstandenen Bock zum Absprung auf den Rücken eines Pferdes nutzte. Mit einem kräftigen Zupacken warfen sie die Gepanzerten aus dem Sattel, wo jene, eher behindert denn geschützt durch ihre Rüstung, ein leichtes Ziel boten.
    Wenduul griff, wann immer er sich dazu in der Lage sah – denn seine Kräfte waren durch das Wirken der gewaltigen Zauber erschöpft – den einen oder anderen der Ritter und ließ ihn sich gegen die eigenen Leute wenden.
    Das war der Moment, in dem Dietrich seinen letzten Anlauf nahm, die Mission, derentwegen er geschickt worden war, zu erfüllen. Völlig unbewacht und schutzlos lag der bewusstlose Körper des Mädchens nur wenige Schritte vor ihm, als er entdeckt wurde.
    »Das Kind. Er will zu dem Kind. Tu etwas, Wendel!« Bero schrie so laut er konnte und die Überraschung ließ ihn Wenduul bei seinem Tarnnamen rufen. Gleichzeitig setzte er sich schon in Bewegung, das Schwert in der Hand, Dietrich aufzuhalten.
    Auch Rotgard und Halina hatten auf den Ruf reagiert, auch sie rannten los, würden aber erst nach Bero ihr gemeinsames Ziel erreichen.
    Wenduul aber war herumgefahren und sein scharfer Blick erfasste den spurtenden Dietrich sofort. Mit seinen geistigen Händen packte er zu, aber seine Kräfte versagten im gleichen Augenblick, als er jenen Druck verspürte, den er schon einmal erfahren hatte, dort, in jenem Keller, als nur der hastige Griff nach Beros Seele ihn zu retten vermochte. Wieder suchte er mit den Augen und fand Brim, halbverborgen in einer kleinen Mulde, zu weit entfernt für ihn, zu weit entfernt für das Kind.
    In höchster Verzweiflung sah er wieder nach dem Mädchen, das Dietrich nun fast erreicht hatte, und wieder zurück zu dem Krüppel, neben dem eine Gestalt auftauchte, die womöglich noch schauerlicher anzusehen war als der Bucklige. Doch selbst halb verbrannt, mit kahlem Schädel und verschmorter Kleidung, ließ sich die Eleganz der Bewegung nicht verbergen. Luthien war es, der da neben Brim in die Hocke ging. Aber er zog nicht seinen Dolch, noch hob er die Faust. Als Luthien den Verkrüppelten berührte, geschah es voller Zuneigung, sanft und mit einer vollkommenen Umarmung. Und ihm gelang, was wohl niemandem sonst gelungen wäre: Er fand Zugang zu Brim und der mächtige Zugriff, der Wenduuls Geist hielt, verschwand.
    Augenblicklich schimmerte der Schutz Wenduuls um das Kind und die Dolche Dietrichs, die jener so meisterlich zu werfen verstand, prallten klirrend ab, als wären sie auf Glas getroffen.
    Auch Dietrich erkannte sofort

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