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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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Zeichen, auf seinen Rücken zu klettern. Abschätzend besah er sich das Gelände, lotete den besten Weg aus und lief los, im großen Bogen, jede Deckung nutzend, ein letztes Ziel vor Augen.

    W argrims Kampf ließ niemand unberührt. Nicht die große Ansammlung der eugenischen Ritter, die mit furchtsamem Respekt und weiter entfernt zusahen, und auch nicht die kleine Gruppe um den König von Thule.
    Keleb, Bero und die Männer des Königs verfolgten hilflos den aussichtslosen Kampf des Baumriesen. Immer neue, stärkere Feuerwellen, in immer kürzeren Abständen, rollten auf jenen zu, immer kleiner wurde die Distanz zum Stamm des Giganten, ehe er sie zu ersticken vermochte. Flammen nisteten sich in herbstlich verholzte Triebe und Zweige, griffen über auf Äste, fraßen sich dem Herz des Baumes zu.
    Nur drei Gestalten standen scheinbar unberührt auf der kleinen Erhebung, die der Magier sich für den Kampf ausgesucht hatte, an dem er nun keinen Anteil nahm. Stumm standen auch Halina und Rotgard von Fenhuuk, die eigentlich gekommen waren, ihren Vater zu töten. Aber es waren zwei neue Menschen, die da vor Wenduul standen. Nicht mehr seine Kinder, sondern die Kinder Eikes und Menhins, denn er hatte die Vergangenheit in einer ungeheuren Aufwallung von Macht geändert, ihnen allen ein neues Schicksal gegeben und so auch sich selbst.
    »Ich kann dein Feind nicht länger sein, Wenduul von Thule«, sprach Rotgard und sah seine Schwester an, die wortlos zu seinen Worten nickte. »Denn ich fühle keinen Zorn mehr in mir, noch den Drang zur Rache.«
    Und nun sprach Halina doch und sie tat es, während sie einen Schritt vortrat und nach der Hand des alten Magiers griff. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. In sein Ohr aber flüsterte sie: »Dir ist vergeben, Erzmagier, denn es war eine große Tat, sich derart zu offenbaren. Die Frage, die bleibt, ist, vergibst auch du dir? Und vergibst du uns?«
    Und da geschah das zweite Wunder dieses Nichttages, dieser Nichtnacht. Als die Augen Wenduuls zu weinen begannen, weinte auch Wenduuls Kummer am Himmel und es regnete in schweren Tropfen herab und zischend fielen sie in das Feuer des Kindes, bis es erlosch. Das Kind aber, von dessen Kraft sich das Feuer, während des langen Weges über verbranntes Land, genährt hatte, brach bewusstlos zusammen.
    »Wargrim stirbt!«, schrie Bero in diesen Moment hinein, der eigentlich irgendetwas zwischen Andacht und Erleichterung durchaus verdient hätte. Dampf stieg von den gewaltigen, schwarz verkohlten Ästen auf, während sich der Leib des Baumgeistes ächzend zur Seite legte, weil seine Wurzeln, ihrer Stärke beraubt, nun keinen Halt mehr boten. Alle eilten sie zu dem sterbenden Riesen und mühten sich, die Glutnester, die sich tief in den Stamm gefressen hatten, mit Schlamm zu löschen. Mit den Fingern rieben sie die nasse Erde in die Spalten und Ritzen der uralten Borke, doch es geschah mehr aus Verzweiflung. Mit ihren Umhängen schlugen sie auf den schwelenden Leib Wargrims, verbrannten ihre Hände, ihre Unterarme, ihre Gesichter und scheiterten doch.
    Wargrim war tot.
    Und selbst jetzt war ihnen keine Ruhe gegönnt. Nicht, um die unerhörten Ereignisse um Wenduuls Kummer zu bedenken, nicht, um sich des Kindes anzunehmen, das wie tot dalag, nicht um Wargrim zu betrauern, denn die Erde begann zu beben unter dem Hufschlag der anstürmenden Vierhundert. Mit Entsetzen und Abscheu hatten die Ordensritter sehen müssen, wie ihr Anführer, Rotgard, mithalf, den Dämon des Magiers zu retten, nachdem der Flammensturm erloschen war. Nun donnerten sie heran, endlich ihren Auftrag zu beenden und den Verräter zu strafen.
    Rasch umgab Wenduul die zu ihren Pferden rennenden Panzerreiter Kelebs mit einer Barriere, ebenso den König selbst. Bero blieb bei ihm und so tat es Rotgard, denn es verlangte ihn nicht danach, gegen die Ritter Araas´ zu kämpfen und so sahen sie zu, wie Keleb Feuerbart seine Schwadron aufstellte, um einem Ansturm zu begegnen, der sie hinwegfegen würde. Hell schimmerte die Magie Wenduuls an ihnen, um sie herum, aber er war geschwächt und die Barrieren würden nicht lange halten; nicht lange genug, um einer zehnfachen Übermacht trotzen zu können.
    Krachend fuhren die Gegner ineinander. Eine große, dunkle Masse und eine kleine leuchtende Gruppe. Noch aussichtsloser als der Kampf Wargrims gegen das Kindsfeuer war jener Kelebs gegen die Eugenier.
    Aber noch hielten die Schilde Wenduuls, schirmten

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